Amateure (D)

Janser: "Man wird blöd angeschaut, wenn man zu Fuß läuft"

Über den Teich: Abenteuer College-Soccer

Malin Janser: "Man wird blöd angeschaut, wenn man zu Fuß läuft"

Malin Janser zählte als "Freshman" noch nicht zu den Startelf-Spielerinnen, kam aber auf viel Einsatzzeit im Trikot der Kansas Jayhawks.

Malin Janser zählte als "Freshman" noch nicht zu den Startelf-Spielerinnen, kam aber auf viel Einsatzzeit im Trikot der Kansas Jayhawks. privat

"Mein Hinflug war für den 4. Juli 2022 geplant, ich musste ihn aber verschieben, weil mein Visum noch nicht da war. Es war ein Pokerspiel, keiner konnte mir sagen, wie lange es noch dauert, also haben wir den Flug auf gut Glück auf den 9. Juli verlegt. Es kam ein oder zwei Tage davor an. Mit einem Umstieg in Chicago bin ich dann in Kansas gelandet, wo mich ein Betreuer abgeholt und ins Appartement gefahren hat. Ich wohne hier mit drei anderen "Freshmen" aus meiner Mannschaft zusammen, alle aus den USA. Küche und Wohnbereich teilen wir uns, aber jeder hat sein eigenes Zimmer mit Bad und Ankleidebereich. Du kannst also, wenn du Privatsphäre brauchst, einfach die Türe zumachen. Aber das Zusammenleben funktioniert echt gut!

Der Campus ist riesig, ich habe Zeit gebraucht, mich zurechtzufinden. Es war Anfang Juli, das Semester hatte noch lange nicht angefangen, wir waren mit den anderen Athleten - rund 550 - die einzigen auf dem Campus. Das war echt entspannt. Weil ich noch verschiedene medizinische Tests absolvieren und auch noch eine Impfung machen musste, bin ich erst zwei Tage, nachdem ich angekommen bin, ins Training eingestiegen.

Und ich musste gleich feststellen, dass das ganz anders ist als in Deutschland! Man merkt direkt, dass hier viel mehr auf die Athletik gesetzt wird. Wir haben sechsmal die Woche Krafttraining, haben vor allem in der Sommervorbereitung sehr viel daran gearbeitet, auch am Läuferischen. Und dann zusätzlich noch Einheiten am Ball - alleine der Umfang ist hier deutlich größer, daran musste ich mich erstmal gewöhnen. Aber ich merke auf jeden Fall, dass mir das echt viel bringt und ich mich dadurch auch weiterentwickeln konnte. 

Schluss im Viertelfinale

Trainer, Spieler, Betreuer - alle sind super lieb, haben mich von Beginn an unterstützt! Die Saison ist auch gut gelaufen, wir haben zu Beginn relativ viel gewonnen. Wir haben immer Donnerstags und Sonntags gespielt, zweimal die Woche. Dann meist zwei Heim- und zwei Auswärtsspiele hintereinander, sodass wir in diesen "Auswärtsspiel-Wochen" meistens am Mittwoch losgeflogen oder -gefahren sind, dann am Donnerstag gespielt haben, dann Freitag zum nächsten Auswärtsspiel weiter und erst Sonntagabend zurück nach Kansas gekommen sind. Wir waren also fünf Tage am Stück unterwegs. Dieses viele Rumkommen, das ist natürlich etwas, was ich so aus Deutschland nicht gekannt habe. Aber es gefällt mir echt gut!

Meine erste Saison ist jetzt schon wieder zu Ende. Es gibt hier keine Hin- und Rückspiele, es gibt nach der regulären Spielzeit das Big-12-Championship (die K.o.-Runde der besten zwölf College-Mannschaften des Landes, Anm.d.Red.). Da sind wir im Viertelfinale gegen die TCU Horned Frogs ausgeschieden. Die neue Saison beginnt dann erst nächstes Jahr im August.

Was auffällt: Man braucht hier auf jeden Fall ein Auto! Ich wurde am Anfang von allen ziemlich blöd angeschaut, weil ich Strecken zu Fuß gelaufen bin, die länger als fünf Minuten waren - was ich natürlich teils sehr gerne gemacht habe. Aber die Amerikaner denken da anders, sie fahren auch jede kleinere Strecke mit dem Auto, was man natürlich auch an den ganzen Drive-Through-Sachen sieht. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind hier eine Katastrophe. Es gibt zwar Buslinien, die fahren aber am Wochenende nicht und unter der Woche nur sehr unregelmäßig.

Eine andere Sache ist das Essen - das hat man ja schon häufig gehört: Es ist wirklich super fettig! Außerdem essen die Amerikaner zu seltsamen Zeiten. Das Abendessen fängt hier um 17:30 an, und für mich eigentlich erst um acht oder halb neun."

Thema

Protokoll: Jan Mauer

Jan Mauer