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Malin Janser: "Studium und Profifußball beinahe unmöglich"

Über den Teich: Abenteuer College-Soccer

Malin Janser: "Studium und Profifußball gleichzeitig ist beinahe unmöglich"

Fokus USA: Malin Janser spielt ab Sommer nicht mehr in Frankfurt 2. Bundesliga. In Kansas wird sie in der Big12-Conference auflaufen - einer der besten College-Ligen des Landes.

Fokus USA: Malin Janser spielt ab Sommer nicht mehr in Frankfurt 2. Bundesliga. In Kansas wird sie in der Big12-Conference auflaufen - einer der besten College-Ligen des Landes. imago images/Beautiful Sports

Frau Janser, warum wollen Sie überhaupt in die USA?

Ich glaube, gerade im Frauenfußball ist das eine Riesenmöglichkeit, Schule und hochklassigen Fußball unter einen Hut zu bekommen, weil das in Deutschland einfach super schwer ist. Ich kriege mit, dass die Kombination aus Studium und Profifußball beinahe unmöglich ist, es macht eigentlich jeder ein Fernstudium, und das ist schon sehr stressig. Und ich möchte mich auch fußballerisch weiterentwickeln. Da das Niveau an den Colleges ziemlich hoch ist, habe ich das Gefühl, dass es eine sehr gute Möglichkeit ist.

Wie ist die Situation aktuell bei Eintracht Frankfurt?

Ich spiele in der zweiten Mannschaft, das ist hier die U 20. Die spielt in der zweiten Bundesliga.

Und hätten Sie bei der Eintracht auch eine Perspektive für den Erstliga-Kader gehabt?

Ich habe hier einen Vertrag, habe aber relativ früh kommuniziert, dass ich im Sommer in die USA gehen möchte. Deswegen kann ich gar nicht genau sagen, ob und wie sie mit mir geplant hätten.

Sie haben ja den Bewerbungs- und Suchprozess schon beendet und mit der University of Kansas eine Hochschule gefunden. Warum die Entscheidung für den Mittleren Westen und nicht etwa die "attraktiveren" Küstenregionen?

Zum Schluss hatte es tatsächlich nur mehr rein sportliche Gründe. Ich hatte noch ein paar andere Unis, teils auch an der Ostküste. Ich hatte aber das Gefühl, dass ich es bereuen könnte, wenn ich mir eine Uni aussuche, die sportlich nicht ganz so gut ist wie Kansas. Das war mir am Ende einfach das Wichtigste.

Profifußball ist also ein Ziel von Ihnen?

Ja, auf jeden Fall. Nach meiner Zeit in den USA will ich hier in Europa professionell Fußball spielen. Das muss nicht unbedingt in Deutschland sein.

Die Einzige, die dem ganzen etwas misstrauisch gegenüber steht, ist meine Mutter.

Malin Janser

Wie lief die Kontaktaufnahme mit den Unis ab?

Es fing im November an, da habe ich immer mehr E-Mails von Trainern bekommen, die sich und ihre Uni vorgestellt und gefragt haben, ob ich prinzipiell Interesse hätte und ob wir mal ein Gespräch ausmachen könnten. Da habe ich eine Vorauswahl getroffen, welche Unis ich mir vorstellen könnte. In Zoom-Calls haben wir uns dann ein wenig näher kennengelernt. Die, mit denen ich gesprochen habe, haben mir alle ein Vollstipendium angeboten.

Wie viele Anfragen hatten Sie?

Um die 20. 

Den Draft für die Frauen-Profiliga der USA, die NWSL, haben Sie den im Blick?

Nein, momentan ist dieses Thema zweitrangig für mich. Ich habe den Plan, anschließend zurück nach Europa zu kommen. Deswegen habe ich mich da noch nicht so informiert über die Möglichkeiten. Aber das kann natürlich noch kommen, wenn ich vor Ort bin.

Wie lange planen Sie denn aktuell, zu bleiben?

Ich habe ja eigentlich zunächst die Möglichkeit für vier Jahre. Für mich ist das, ehrlich gesagt, aber noch etwas schwer vorstellbar, so lange weg zu sein. Deswegen habe ich momentan im Gefühl, zwei Jahre zu bleiben. Aber auch das kann sich natürlich noch ändern...

Was werden Sie studieren?

Das ist eine gute Frage (lacht). Ich habe tatsächlich noch kein konkretes Studienfach, kann mir aber vorstellen, etwas in Richtung Sportmanagement oder auch etwas mit Medizin zu machen. Aber da habe ich mich noch nicht festgelegt.

Das heißt: Den Studiengang muss man im Vorfeld, in den Gesprächen mit den Unis, gar nicht fix angeben?

Nein, es ist in den USA so, dass du im ersten Jahr an den Colleges eine Art Grundausbildung machst. Jeder "Freshman" (College-Studenten im ersten Jahr, Anm.d.R.) belegt die gleichen Kurse - Mathe, Englisch, Naturwissenschaften - und zusätzlich noch Kurse, die ihn interessieren. Und dann muss man sich erst nach dem ersten Jahr entscheiden, welchen Studiengang man belegen möchte.

Die schulischen Voraussetzungen - Notenschnitt, Sprachtest usw. - waren das Hürden für Sie?

Das hat eigentlich relativ gut funktioniert. Ich habe mich natürlich auf den SAT und TOEFL-Test vorbereitet. Den SAT-Test fand ich schon recht schwer, aber ich habe beides geschafft. Und würde auch nicht sagen, dass das Lernen darauf so intensiv war. Man hätte schon mehr machen können.

Mit 19 Jahren alleine in die USA - das ist ja schon ein großer Schritt. Wie ist die Reaktion aus der Familie?  

Meine Cousinen und Cousins waren schon viel im Ausland - Neuseeland, Australien - da sind wir in der Familie relativ offen gegenüber. Die Einzige, die dem ganzen etwas misstrauisch gegenüber steht, ist meine Mutter (lacht). Dieses Loslassen ist für sie ein größeres Problem. Aber am Ende, glaube ich, freut sie sich schon auch für mich. 

Und was sagt die Mannschaft dazu?

In die USA zu gehen, das ist und war schon immer ein großes Thema hier. Ich kenne einige, auch frühere Mitspielerinnen, die das schon gemacht haben und von denen ich positive Rückmeldungen erhalten habe. Die sehen das alle auch als große Chance. 

Malin Janser

Malin Janser wagt im Juli den Schritt über den Teich ans College in Kansas. imago images/Hartenfelser

Wir werden sie in den kommenden Monaten auf ihrem Weg in die USA begleiten: Malin Janser (18) fing schon mit drei Jahren das Fußballspielen an, aktuell kickt sie in der 2. Bundesliga für die U 20 der Frankfurter Eintracht. Die 1, 77 Meter große Defensivspielerin, die 2017 zur Eintracht wechselte, war zuvor schon beim TSV Schott Mainz und in Dänemark für B93 Kopenhagen aktiv. Für die Regionalauswahl Südwest bestritt sie sowohl in der U 14, als auch der U 16 und U 18 Länderpokalspiele und gewann zweimal den Titel.

Jan Mauer

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