Der marokkanische Trainer Walid Regragui ging mit seiner Elf vor 59.407 Zuschauern als klarer Underdog in die Partie, einige prominente Namen schmückten dennoch die Startformation der "Lions de l'Atlas". Mit Noussair Mazraoui vom FC Bayern sowie dem ehemaligen Dortmunder Achraf Hakimi (Paris St. Germain) liefen auf den defensiven Außenbahnen zwei für Bundesliga-Fans bekannte Gesichter auf, die Hoffnungen der marokkanische Offensive ruhten auf den Schultern von Hakim Ziyech (FC Chelsea).
Kroatiens Coach Zlatko Dalic stand bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland mit seinem Team überraschend im Finale. Der Vizeweltmeister baute neben Real Madrids Superstar Luka Modric auch auf drei Bundesliga-Profis: Stuttgarts Sosa, Leipzigs Gvardiol und Hoffenheims Kramaric spielten für die "Kockasti" von Beginn an.
Perisic aus der Ferne - Marokko spielt gut mit
Die marokkanischen Fans waren auf den Rängen des Al-Bayt Stadions klar in der Überzahl, sahen aber in der Anfangsphase zunächst eine ausgeglichene und taktisch geprägte Partie. Das erste Ausrufezeichen setzte Perisic in der 17. Minute, der nach einem Ballgewinn Bono zu weit vor seinem Kasten ahnte und die Kugel aus 30 Metern nur knapp über die Latte setzte. Auf der Gegenseite hämmerte Ziyech einen Freistoß aus gut 20 Metern in die kroatische Mauer (21.).
Auch tiefer in der ersten Hälfte blieb es ein Spiel auf Augenhöhe. Nicht selten spielten sich beide Offensivfraktionen aussichtsreiche Situationen heraus, scheiterten aber oft kurz vor dem Abschluss. Während der Matchplan Marokkos voll aufzugehen schien, wirkten die Favoriten aus Kroatien zunehmend frustrierter.
Bono rettet aus kurzer Distanz
In den letzten zehn Minuten des ersten Durchgangs erarbeiten sich die Nordafrikaner sogar leichtes Oberwasser und konnten offensiv über das dynamische Flügelduo Hakimi/Ziyech auf der rechten Seite Akzente setzen. Trotzdem waren es die Kroaten, die Sekunden vor dem Pausenpfiff für Aufsehen sorgten: Erst scheiterte Kramaric nach Hereingabe Sosas aus kürzester Distanz am stark parierenden Bono (45.+1), dann drosch Modric einen Abpraller über den Querbalken (45.+2).
Nach der Pause schienen die Offensivblockaden des ersten Durchgangs gelöst, unter anderem wurden Mazrouai per Kopf (51.) und Modric per Ecke (52.) gefährlich. Wenig später gab es dann aber schlechte Nachrichten für die Nordafrikaner: Der Außenverteidiger vom FC Bayern verletzte sich bei seiner Chance am Oberkörper und musste in der 60. Minute durch Attiyat Allah ersetzt werden.
Noussair Mazraoui musste verletzt ausgewechselt werden. IMAGO/Sipa USA
Das Spielgeschehen verlagerte sich dann vermehrt ins mittlere Drittel. Hakimi prüfte Livakovic mit einem strammen Schuss nach einer Freistoßvariante (65.), El-Nesyri musste spektakulär im eigenen Sechzehner klären (71.), ansonsten blieben die Offensivfraktionen unauffällig. Auch Kroatiens Superstar Modric hatte deutlich Mühe, holte sich zwar immer wieder tief den Ball, konnte aber keinen seiner Mitspieler entscheidend in Szene setzen.
Die "Kockasti" waren in der Schlussphase bemüht, doch Marokko zog sein diszipliniertes Defensivspiel souverän durch. Bis zum Schlusspfiff neutralisierten sich die Akteure auf dem Feld, die Partie plätscherte dem verdienten Remis entgegen und wurde schließlich beim Stand von 0:0 abgepfiffen.
Am Sonntag geht es für beide Teams mit dem zweiten Gruppenspiel weiter: Marokko muss um 14 Uhr gegen Belgien ran, Kroatien drei Stunden später gegen Kanada.