Bundesliga

Matteo Meisl im Gespräch: "Habe gewusst, dass ich die Qualität habe, in der Bundesliga zu spielen"

Geduld des Abwehrspielers macht sich bezahlt

Matteo Meisl im Gespräch: "Habe gewusst, dass ich die Qualität habe, in der Bundesliga zu spielen"

Matteo Meisl hat sich vorerst in der Abwehrzentrale der Austria festgesetzt.

Matteo Meisl hat sich vorerst in der Abwehrzentrale der Austria festgesetzt. GEPA Pictures

Nach fünf Jahren im Nachwuchs von Red Bull Salzburg verabschiedete sich Matteo Meisl, übrigens fast zeitgleich mit seinem Bruder Luca, aus der Mozartstadt und zog gen Osten, wo er sich der Wiener Austria anschloss. Dort pendelte er anfangs noch zwischen den Young Violets und dem U-18-Team der Violetten, ehe er sich in den vergangenen Jahren eine Führungsrolle bei der 2.Liga-Mannschaft erarbeiten konnte und in der letzten Saison sogar die Kapitänsschleife übernahm.

Bundesliga - 16. Spieltag

Für seinen ersten Einsatz in der Bundesliga musste der 21-jährige Defensivspieler aber doch einiges an Geduld aufbringen, denn erst in der aktuellen Saison, rund mehr als vier Jahre nach seinem Wechsel zum Wiener Bundesligisten, kam der ehemalige U-19-Nationalspieler auch zu seiner Premiere im Oberhaus. "Im Sommer habe ich es mir noch nicht so gut vorstellen können, dass ich bis Winter so viele Einsätze kriegen werde. Ich bin da auch etwas ins kalte Wasser gesprungen, habe das bisher aber ganz gut gemeistert und das ist natürlich etwas sehr Besonderes für mich", freut sich Meisl im Gespräch mit dem kicker, dass es schlussendlich doch mit der ersten Liga geklappt hat.

Keine Probleme bei der Teamintegration

Anders als sein ehemaliger Teamkollege Raphael Schifferl, der aufgrund mangelnder Perspektiven den Schritt zurück zum WAC getätigt hat und dort mittlerweile Stammkraft ist, hat sich Meisl für den Verbleib in Wien entschieden und auf seine Chance gehofft: "Natürlich bin ich 2018 mit dem Ziel hierher gekommen, irgendwann bei den Profis Fuß zu fassen. Die lange Zeit beim Zweierteam war für mich dann schon ein Geduldspiel, weil ich finde, dass ich immer wieder gute Leistungen gebracht und nicht so schnell die Chance bekommen habe wie andere. Das Warten hat sich aber ausgezahlt und ich bin froh, dass es in der Hinrunde so gut geklappt hat. Aufgegeben habe ich nie, ich habe immer versucht, positiv zu bleiben und einfach jeden Tag das Beste daraus zu machen. Ich habe nie an mir selbst gezweifelt und habe gewusst, dass ich die Qualität habe, in der Bundesliga zu spielen. Das war sehr schön, mir das selbst zu beweisen und anderen Leuten zu zeigen, dass ich das draufhabe."

Die neuen Spieler, die mich noch nicht so gekannt und nicht gewusst haben, dass ich vorher noch nicht Bundesliga gespielt habe, waren eher verwundert. Die haben sich eher gefragt, wie das sein kann.

Matteo Meisl

Beim Team von Manfred Schmid traf er dabei auch auf einige bekannte Gesichter. Mit Matthias Braunöder, Johannes Handl, Dominik Fitz oder auch Aleksandar Jukic hat der Defensivprofi bereits bei den Young Violets zusammengespielt. "Die Integration verlief sehr gut, weil ich bereits im letzten Jahr immer wieder in den Länderspielpausen oben mitgespielt und auch schon in früheren Zeiten mit und gegen den ein oder anderen Kollegen gespielt habe. So hatte ich schon eine längere Zeit Bezugspunkte bei der ersten Mannschaft", erklärt Meisl, der sich als "Spätzünder" eher fragenden Gesichtern als blöden Sprüchen von seinen gleichaltrigen Teamkollegen stellen musste: "Nein, ganz im Gegenteil (lacht). Die neuen Spieler, die mich noch nicht so gekannt und nicht gewusst haben, dass ich vorher noch nicht Bundesliga gespielt habe, waren eher verwundert. Die haben sich eher gefragt, wie das sein kann."

Die kicker-Elf des 15. Spieltags

Dabei profitierte Meisl bei seinem Aufstieg mit den zahlreichen Verletzungen bei den "Veilchen" eher auf eine unschöne Weise, will seine Entwicklung zum Stammspieler im Profiteam aber nicht nur darauf schieben: "Ich habe mich im Training einfach gut bewiesen und habe dem Trainer gezeigt, dass ich eine Option bin. Es ist natürlich super, dass es für mich so aufgegangen ist." Ganz überraschend kam für ihn die Beförderung in die Bundesligamannschaft zudem nicht, bereits im Sommer wurde angedeutet, dass er am Radar von Coach Manfred Schmid ist: "Es gab schon Gespräche, dass es die Möglichkeit gibt, oben mit dabei zu sein. Dass ich aber so viel Spielzeit bekomme, war nicht so geplant. Es war zwar immer etwas im Hinterkopf, dass man sich etwas ausrechnet, wenn gewisse Umstände eintreten, aber man wünscht natürlich keinem Teamkollegen eine Verletzung."

Derby-Einsatz gegen Rapid "etwas Spezielles"

Bislang hat er das Vertrauen seines Cheftrainers allemal zurückzahlen können, überzeugte mit konstanten und sicheren Auftritten und wurde dafür zuletzt mit sieben Startelfeinsätzen in Folge belohnt. "Ich bin schon zufrieden, dass es bislang so viele Spiele hintereinander und auch gegen so starke Mannschaften geworden sind", sagt Meisl, der bei seinem Debüt gegen die SV Ried beim Stand von 3:0 eingewechselt wurde, ehe er bei seinem zweiten Einsatz bereits im Derby gegen Rapid ran musste.

Habe nicht wirklich gewusst, ob und warum ich überhaupt reinkomme"

Matteo Meisl zu seinem unerwarteten Einsatz im Derby gegen Rapid.

"Das war schon etwas Spezielles, weil ich es anfangs gar nicht mitbekommen habe, dass sich Lukas Mühl verletzt hat. Dann bin ich zur Trainerbank rübergelaufen und habe nicht wirklich gewusst, ob und warum ich überhaupt reinkomme (lacht). Ich musste mich dann schnell fertig machen und dann ging eh alles flott, weil ich auch nicht viel Zeit hatte, über viel nachzudenken. Das war im Nachhinein vielleicht gar nicht so schlecht (lacht). Die Stimmung war jedenfalls großartig, am Platz selbst merkt man das zwar nicht so, weil man im Fokus ist, aber wenn man danach mit den Fans feiern kann, ist das schon unglaublich."

Seitdem durfte er in der Bundesliga zuletzt viermal in Folge in der Startformation Platz nehmen, dabei kassierte die Austria lediglich eine Niederlage gegen Tabellenführer Salzburg und blieb zuletzt drei Spiele in Folge ungeschlagen. Meisl, der bereits auf 78 Spiele in der 2. Liga zurückblicken kann, fiel die Umstellung auf den Erstligafußball gar nicht so schwer: "Für mich war es wichtig, dass ich seit Sommer fix im Trainingsbetrieb bei den Profis war. Das war für meine Entwicklung entscheidend, dass ich nochmal härtere Gegenspieler habe, mich verbessern und sehen kann, an was es vielleicht noch etwas mangelt. Ich finde, bisher ist mir das gut geglückt. Die Qualität ist natürlich höher als in der 2. Liga, du musst viel aufmerksamer und komplett klar im Kopf sein. Das Spieltempo ist zudem schneller und die Zweikämpfe körperbetonter, aber da konnte ich durch die Spiele in der 2. Liga schon einiges an Erfahrung mitbringen."

Sieg gegen WAC im Visier

Neben den ersten Einsätzen in der Bundesliga, konnte sich Meisl dann auch gleich auf internationalem Parkett in drei Partien der Conference-League beweisen und bekam bei den Duellen gegen Villarreal (0:1), Lech Posen (1:1) und Hapoel Beer Sheva (0:4) sofort die volle Härte des Europacups zu spüren: "Da sieht man nochmal den Qualitätsunterschied zur Bundesliga, wenn man z.B. gegen Villarreal spielt. Wie die den Ball laufen lassen und sich die Offensive präsentiert. Da darf man nicht viel falsch machen, sonst scheppert es gleich einmal. (lacht) Das waren wertvolle Erfahrungen, wo wir als Mannschaft sehr viel lernen konnten."

Meisl, der als persönliches Ziel für den weiteren Saisonverlauf anvisiert "sich weiter zu beweisen, zu verbessern und die Momente zu genießen", hat mit seiner Mannschaft vor der verfrühten Winterpause noch ein Duell gegen den WAC vor der Brust. Auch wenn die Kärntner mit einer Serie von zuletzt fünf Niederlagen in Folge angeschlagen nach Wien-Favoriten kommen, warnt der Abwehrprofi vor den spielstarken Wolfsbergern, gegen die man unbedingt drei Punkte sammeln will: „Vor allem offensiv haben sie richtig Qualität, was sie vielleicht in den letzten Partien nicht so ausgespielt haben, weil sie doch defensiv einige Probleme gehabt haben. Es wird sicher ein offenes und kampfbetonte Spiel, das wir unbedingt gewinnen wollen. Der Dreier wäre extrem wichtig für uns, damit wir mit einem guten Gefühl in die doch längere Pause gehen können."

Maximilian Augustin