Handball

Handball-WM: Hannings Befürchtung wird beim Aus bestätigt

Die Handball-Kolumne von Füchse-Boss Bob Hanning

Meine Befürchtung aus dem Norwegen-Spiel hat sich bestätigt

Enttäuschung herrscht vor: Die DHB-Auswahl und Bob Hanning.

Enttäuschung herrscht vor: Die DHB-Auswahl und Bob Hanning. imago images

Das Wichtigste zuerst: Wir haben unser Viertelfinale verdient verloren - wir hatten Chancen, am Ende aber doch keine. Die deutsche Mannschaft hat einen tollen Start in dieses Spiel gegen Frankreich hingelegt. Fokussiert, engagiert, motiviert - die Franzosen haben eindrucksvoll aufgezeigt bekommen, dass heute mit der DHB-Auswahl zu rechnen ist. Den aufopferungsvoll kämpfenden Mittelblock hat Andreas Wolff mit einer bärenstarken individuellen Leistung zusätzlich gestärkt.

Innerhalb von nur zwei Minuten haben wir diese gute Ausgangslage von vier Toren Vorsprung allerdings verspielt. Vor der Pause sind wir dem Rekordweltmeister aber definitiv auf Augenhöhe begegnet. Nach gutem Start in die zweite Hälfte haben wir uns gnadenlos überlaufen lassen. Die körperliche Überlegenheit wurde uns in dieser Phase deutlich gemacht. Auch meine Befürchtung aus dem Norwegen-Spiel hat sich bestätigt: Uns hat letztlich ebenso die geistige Frische gefehlt. 

Leider konnte Paul Drux wegen seiner Bronchitis nicht richtig helfen, ihn hätten wir auch im Angriff gut gebrauchen können, denn wir waren hinten raus ehrlicherweise ein Stück weit überfordert. Das Sieben-gegen-Sechs, was wir bis heute nicht wirklich gut beherrschen, war ein verzweifelter Versuch, nochmal einen letzten Impuls zu geben. Doch auch der verpuffte.

Frankreich verkörpert in allen Mannschaftsteilen absolute Weltklasse. Ich will nicht darüber sprechen, dass mangelnde Breite ausschlaggebend war. Es war die außergewöhnliche Qualität des amtierenden Olympiasiegers. Diese hat uns in der Schlussviertelstunde gebrochen. Es bleibt festzuhalten: Die besten vier Mannschaften des Turniers stehen auch im Halbfinale.

Wir brauchen diese letzten zwei Spiele

Für Dänemark war es gegen die Ungarn ein Spaziergang, Schweden hat es souverän gegen Ägypten gelöst. Einen Handball-Thriller par excellence lieferten sich Spanien und Norwegen, wobei sich die Skandinavier am Ende der regulären Spielzeit mit einem unnötigen Rückpass das sicher geglaubte Halbfinale selbst versauten.

Wir müssen uns jetzt erstmal schütteln. Dann geht es für die deutsche Mannschaft am Freitag gegen Ägypten weiter. Wir sollten möglichst den fünften Platz erreichen, dafür braucht es noch zwei Siege. Erst der Afrikameister, dann Ungarn oder nochmal die Norweger - das wird eine echte Herausforderung. Wir brauchen diese Spiele aber auch, um uns für die Heim-EM im nächsten Januar und die Olympia-Qualifikation eine gute Ausgangsbasis zu schaffen.

Bob Hanning (54) hat die Füchse Berlin von der 2. Liga bis in die Champions League geführt, den DHB in acht Jahren als Vizepräsident auf links gedreht und einen Spiegel-Bestseller (Hanning. Macht. Handball.) geschrieben. In seiner Kolumne analysiert er für den kicker die Geschehnisse rund um Nationalmannschaft und Bundesliga.