Auch wenn der amtierende italienische Meister Milan erst zweimal in dieser Serie-A-Saison verloren hatte, so war zuletzt doch ein Negativtrend offensichtlich. Dieser setzte sich auch an diesem Mittwoch bei der im saudi-arabischen Riad ausgetragenen Supercoppa Italiana fort: Denn nachdem die Rossoneri zuletzt ein 2:0 gegen die Roma (2:2) hergeschenkt hatte, im Coppa-Achtelfinale an Torino (0:1 n.V. und in Überzahl) gescheitert und jüngst bei Aufsteiger Lecce nach 0:2-Nackenschlag nur ein 2:2 geglückt war, trat das Team gerade defensiv abermals stark verunsichert auf.
Die Folge war ein recht früher 0:2-Rückstand. Oder anders gesprochen: Stadtrivale Inter, zuletzt stark unterwegs, setzte den eigenen Trend gegen den angeschlagenen Rivalen einfach fort. Nach toller Kombination über Dzeko und Barella war es zunächst Dimarco, der aus nächster Nähe mit einer Direktabnahme auf 1:0 stellte (10. Minute), ehe Dzeko mit inzwischen fast 37 Jahren noch immer seine Qualitäten im Torabschluss unter Beweis stellte. Der Bosnier tanzte den zu passiven Tonali aus, um dann fein ins lange Eck zu schlenzen - 2:0 (21.).
Dzeko und Dimarco verpassen 3:0
Die Mailänder Derbys in dieser Saison
Von diesem doppelten Nackenschlag erholten sich die Milan-Profis nur schwerlich, lediglich über den antrittstarken Rafael Leao kam zwischendurch mal etwas Schwung auf (16., 17., 28.). Allerdings konnten sich die Rossoneri auch bei ihrem Keeper Tatarusanu bedanken, dass dieser bei gefährlichen Abschlüssen von Dzeko (28.) und Dimarco (30.) das vorentscheidende 0:3 nicht zuließ.
Die Folge war, dass es beim 0:2 zur Pause blieb - und dabei, dass sich Milan merklich steigern musste, um in diesem Supercup-Finale noch etwas erreichen zu können. Die Hosen nämlich, sie hatten zu diesem Zeitpunkt und im Grunde das ganze Spiel über klar die Nerazzurri an.
Weltklasse-Tor vom Weltmeister
Nach dem Seitenwechsel waren die Rossoneri um eine Antwort bemüht, unterstrichen das auch mit Nachdruck und recht ordentlichem Offensivfußball. Mehr als Annäherungen wie durch Bennacer (47.), einen zu kraftvollen Abschluss von Rafael Leao (49.) oder eine nur fast beim lauernden Giroud angekommene Flanke (57.) waren jedoch nicht drin. Auch weil die Nerazzurri-Abwehr größtenteils gut stand.
Und so war abermals Inter der nächste Treffer vorbehalten - der entscheidende an diesem Finalabend im saudi-arabischen Riad: Nach einem langen Ball kochte hier Lautaro Martinez seinen zu passiven Gegenspieler Tomori ab und schloss dann aus leicht spitzem Winkel traumhaft mit dem Außenrist ins lange Eck ab. Eine wirklich starke Aktion des argentinischen Weltmeisters. Keeper Tatarusanu konnte hier wie bei den anderen Gegentoren nichts ausrichten (77.).
Die herausragenden Inter-Profis beim 3:0 über Rivale Milan: Edin Dzeko (Mi.) und Lautaro Martinez (re.). Getty Images
Beim 3:0 blieb es dann auch, obwohl AC-Joker Rebic mit einer verunglückten Flanke noch die Oberkante der Latte touchierte. Groß kaufen konnten sich er und seine Mitspieler an diesem Abend mit ihrer Leistung nichts - auch nicht mit am Ende fast 70 Prozent Ballbesitz. Der FC Internazionale war schlicht eiskalter, abgebrühter, besser und bestätigte so die zuletzt ohnehin schon starke Form - der siebte Titelgewinn im italienischen Supercup (gleichauf mit Milan und zwei Erfolgserlebnisse hinter Rekordmeister Juventus). Aufbauarbeit muss derweil bei den Rossoneri erfolgen, die Elf von Trainer Stefano Pioli steckt in einem Tief.