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Vor dem Start der Premier League: Tottenham Hotspur im Check

Premier-League-Vorschau, Teil 2

Mit Euphorie und Richarlison in der Hinterhand: Tottenham Hotspur im Check

Das neue Sturmtrio der Spurs? Harry Kane, Heung-Min Son und Richarlison (v. li.).

Das neue Sturmtrio der Spurs? Harry Kane, Heung-Min Son und Richarlison (v. li.). imago images

Wie lief die Transferphase?

Wie in nahezu jedem Sommer der vergangenen Jahre haben die Spurs etwa 100 Millionen Euro in die Hand genommen, um den Kader zu verstärken. Im Februar hatte Trainer Antonio Conte noch gemahnt, "in Zukunft auf dem Transfermarkt aufmerksamer" zu sein. Dies scheint den Nordlondonern nun gelungen zu sein, in jedem Mannschaftsteil wurde personell und qualitativ nachgelegt.

Ein Großteil der Ausgaben floss dabei nach Liverpool, den brasilianischen Stürmer Richarlison vom FC Everton haben sich die Spurs rund 60 Millionen Euro kosten lassen. Der erst 25-Jährige hat bereits 172 Premier-League-Spiele absolviert, traf dabei für die Toffees und Watford 48-mal. Richarlison kann daher eine Soforthilfe sein, wird sich im Dreiersturm aber vorerst hinter Harry Kane, Heung-Min Son und dem formstarken Schweden Dejan Kulusevski anstellen müssen.

Mit Ivan Perisic hat Conte zudem einen alten Bekannten wieder an seiner Seite, der Kroate kam ablösefrei von Inter Mailand nach London. 2020/21 feierten die beiden den Gewinn des Scudetto, Perisic war dabei als linker Schienenspieler in Contes 3-5-2-System absolut gesetzt. Diesen Part wird der mittlerweile 33-Jährige auch bei den Spurs (3-4-3) einnehmen.

Verstärkung für das Mittelfeldzentrum hat Tottenham in Brighton gefunden und für Yves Bissouma knapp 30 Millionen Euro gen englische Südküste überwiesen. Auch der zweikampf- und dribbelstarke Malier kennt die Premier League bestens und soll unter Conte den defensiveren Part auf der Doppelsechs übernehmen.

Auch die mit nur 40 Gegentoren viertbeste Defensive der Vorsaison wurde breiter aufgestellt. Für die rechte Seite wurde Djed Spence (21) für 15 Millionen Euro aus Middlesbrough losgeeist, für das Abwehrzentrum sicherten sich die Spurs leihweise die Dienste von Clement Lenglet (27, FC Barcelona). Da das Leihgeschäft von Ersatzkeeper Pierluigi Gollini nicht verlängert wurde, hat Tottenham auch zwischen den Pfosten nachgelegt und mit Fraser Forster (34) einen erfahrenen Backup für Hugo Lloris verpflichtet.

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Geld in die eigenen Kassen spülten derweil nur zwei Spieler. Zum einen wurde Steven Bergwijn, der in zwei Jahren auf der Insel nie wirklich nachdrücklich Fuß fasste, für etwas mehr als 30 Millionen Euro an Ajax verkauft. Sieben Millionen Euro brachte der Abgang von Innenverteidiger Cameron Carter-Vickers zu Celtic Glasgow ein.

Was macht Hoffnung, was Sorgen?

Acht Siege aus den letzten elf Liga-Spielen, dazu ein 1:1 gegen Liverpool: Zum Ende der vergangenen Saison schienen die Spurs und Conte zueinander gefunden zu haben. Was herauskam, war - knapp vor Erzrivale Arsenal - der zeitweise kaum noch für möglich gehaltene vierte Platz, der Conte einen satten Bonus einbrachte und Tottenham die erste Champions-League-Teilnahme seit 2019/20.

Die Zeiten in der "ungewollten" Europa League, zuletzt sogar nur in der Conference League, sind somit erst mal vorbei. Nach Startschwierigkeiten zu Beginn seiner Amtszeit hat Conte mehr und mehr seine Philosophie vermittelt, was nun in der anstehenden Spielzeit weiter Früchte tragen und bestenfalls im ersten Titel seit 2008 enden soll - wenn auch nicht zwingend in der Liga.

Eine große Hilfe kann dabei die veränderte Transferstrategie sein, denn im Gegensatz zu den vergangenen Jahren hat Tottenham bereits früh gehandelt und Conte somit die Möglichkeit gegeben, die neuen Spieler über einen längeren Zeitraum hinweg zu integrieren.

Da der Kader nun deutlich breiter geworden ist und vor allem in der Offensive einige klangvolle Namen unter Vertrag stehen, wartet auf Conte einiges an Kommunikationsarbeit. Die wieder steigende Belastung durch die Teilnahme an der Champions League, in der man nicht wie vergangene Saison international ein Reserveteam aufs Feld schicken kann, wird dem Mannschaftsgefüge einiges abverlangen. Die zwei entscheidenden Fragen werden sein, wie gut Conte den Konkurrenzkampf moderiert und wie konsequent der gerne mal launische Kader der Spurs über die Saison hinweg mitziehen wird.

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Die Prognose

Die Stimmung rund um die White Hart Lane ist so gut wie lange nicht mehr, die vorherrschende Euphorie müssen die Spurs nun in einen gelungenen Saisonstart umwandeln, das Auftaktprogramm erscheint machbar. 

Spannend wird zudem sein, wie sehr Conte Wert auf die nationalen Cup-Wettbewerbe legen wird. Die Sehnsucht nach einem Titel ist aus besagten Gründen groß, der nun breitere Kader lässt verschiedene, qualitativ hochwertige Startelfbesetzungen zu. Im Fokus werden dennoch Premier und Champions League stehen. Mit ManCity und Liverpool werden die Spurs aller Voraussicht nach auf Dauer nicht mithalten können, so könnte zumindest Platz 3 ein realistisches Ziel sein. In der Champions League wäre alles andere als das Erreichen der K.-o.-Phase eine herbe Enttäuschung.

Tim Sohr

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