Bundesliga (D)

Neuer Kronprinz in Mainz: Rieß löst Dahmen ab

Drei Jahre jünger, drei Zentimeter größer

Neuer Kronprinz im Kasten: Rieß löst Dahmen als Hoffnungsträger ab

Hat die Mainzer Entscheider überzeugt: Lasse Rieß.

Hat die Mainzer Entscheider überzeugt: Lasse Rieß. IMAGO/Thomas Frey

Mit seiner Rolle als Nummer 2 in Mainz sportlich nicht mehr glücklich zu sein und den Klub daher bei der nächsten passenden Gelegenheit verlassen zu wollen, verkündete Finn Dahmen erstmals bereits im vergangenen Februar. Schon damals in Übereinstimmung mit seinem Arbeitgeber, der einem Wechsel seines hoch veranlagten und nicht minder ambitionierten Eigengewächses nicht über Gebühr im Weg stehen wollte.

Einzige Voraussetzung: Eine Ablöse, die ausreichen müsste, um einen adäquaten Ersatz zu besorgen. Dass Dahmen an den letzten beiden Spieltagen der vergangenen Saison bei der Hertha (2:1) und gegen Frankfurt (2:2) den Vorzug vor Stammkeeper Robin Zentner (27) erhielt, sollte gewiss auch dazu beitragen, ihm maximale Aufmerksamkeit auf dem Transfermarkt zu verschaffen. Doch auch wenn der U-21-Europameister seine Sache ordentlich machte (kicker-Notenschnitt 3,5), blieben im Sommer die passenden Offerten aus.

Außer Augsburg war kein konkretes Angebot verbürgt

Warum genau, lässt sich bislang nicht mit 100-prozentiger Sicherheit ergründen. Dahmen wird nachgesagt, er habe zunächst darauf gesetzt, dass ihn ein anderer Erstligist als erklärte Nummer 1 hole - was jedoch eine völlig unrealistische Einschätzung seines aktuellen Stellenwerts gewesen wäre. Eine solche Garantie hätte sich Dahmen nüchtern betrachtet selbst bei den wenigsten Zweitligisten ausrechnen dürfen. Ein Wechsel ins Unterhaus habe aber, so heißt es, in seiner Karriereplanung ohnehin keine Rolle gespielt.

Sei’s drum: Öffentlich verbürgt bleibt letztlich einzig das konkrete Angebot des FC Augsburg gegen Ende der Wechselperiode, die Ablösevorstellungen der Vereine klafften indes dem Vernehmen nach himmelweit auseinander. Also musste Dahmen bleiben. Ob er in Augsburg wirklich glücklich - sprich: die Nummer 1 - geworden wäre, ist angesichts der bisherigen Saisonleistungen von FCA-Schlussmann Rafal Gikiewicz freilich ohnehin mehr als zweifelhaft.

Finn Dahmen

Will die 05er im Sommer verlassen: Finn Dahmen. IMAGO/Martin Hoffmann

Spielpraxis ist entscheidend, die Liga absolut zweitrangig

Der geplatzte Transfer ist somit vermutlich sogar eher ein Glücksfall für Dahmen, dem in Augsburg die nächste Sackgasse gedroht hätte. Einen falschen nächsten Schritt kann sich der Torhüter, der landläufig immer noch als "Talent" gehandelt wird, aber im kommenden März bereits 25 Jahre alt wird, im Sinne seiner Perspektive schließlich nicht mehr erlauben.

Dahmen muss regelmäßig im Profibereich spielen, die Liga scheint da inzwischen absolut zweitrangig. Den entscheidenden Punkt formuliert sein Noch-Trainer Bo Svensson: "Ohne Spielpraxis kannst du dich irgendwann nicht mehr so gut weiterentwickeln." Weshalb es auch den Fußballlehrer nicht überraschte, dass Dahmen seinen nach Vertragsende feststehenden Abschied dieser Tage nochmals öffentlich bestätigte.

Ob Lasse oder Finn im Tor steht, ist kein Vor- oder Nachteil mehr.

Echten Neuigkeitswert hat in diesem Zusammenhang allerdings, dass die Mainzer - anders als noch im Sommer - nach eigener Einschätzung auf Dahmens Abgang nun nicht mehr zwingend mit der Verpflichtung eines neuen Torhüters für den Profikader reagieren müssten. Denn: Mit dem 21-jährigen Lasse Rieß, aktuell Stammtorwart der U 23 in der Regionalliga, hat das nächste Eigengewächs im internen Ranking inzwischen zu Dahmen aufgeschlossen.

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Jedenfalls laut Svensson, der folgenden Eindruck aus den internen Trainingsspielen des Bundesligakaders übermittelt: "Wenn Lasse in einem Tor steht und Finn oder auch Robin im anderen, hat keine Mannschaft mehr einen Vor- oder Nachteil. Lasse ist in allen Bereich gleichauf: Wie er hält, mit den Füßen, auch wie er coacht. Das ist ein sehr gutes Zeichen."

Am Potenzial des 1,91-Meter-Youngsters - der damit übrigens drei Zentimeter mehr misst ist als der offiziell 1,88 Meter große Dahmen - habe es ohnehin nie Zweifel gegeben, so Svensson. "Er musste sich in anderen Dingen steigern und hat das getan. Lasse ist sehr fleißig, er trainiert viel und sehr gut. Aber er muss dranbleiben, das weiß er." Um perspektivisch zu einem wirklich ernsthaften Rivalen für Zentner zu wachsen.

Thiemo Müller

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