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Neuer Weg mit Trainr: Fehlt was ohne "e"?

Coaching 3.0: Staatlich geprüft nach einem digitalen, zeitlich flexiblen Fernstudium

Neuer Weg mit Trainr: Fehlt was ohne "e"?

Home-Office für Coaches: Auch individuelle Fragen werden auf trainr.de geklärt.

Home-Office für Coaches: Auch individuelle Fragen werden auf trainr.de geklärt. Trainr

Der Jingle der Werbung zum Branchenbuch hallt nach: "Ohne ö", so wird dort behauptet, "fehlt dir was." Bei der digitalen Ausbildung zum staatlich geprüften Fußballcoach fehlt auch erst mal etwas: das "e". Doch das Unternehmen um Gründer Marc Apfel (33) hat es nicht vergessen, sondern wollte mit dem Namen Trainr zum einen direkt aufzeigen, um wen es geht, aber "das Auge isst ja auch mit", so Apfel, daher der einprägsame Name ohne den letzten Vokal, zum anderen aber auch den neuen Weg symbolisieren.

Denn "verstaubt" nennt Apfel manches in Sachen Ausbildung, nicht inhaltlich, sondern eher im Gesamtpaket. Und so entstand 2020 das Geschäftsmodell dieser Trainerausbildung. Bei der herkömmlichen wird man mit Fragen zum Erlernten zuweilen "alleingelassen", wie er sagt, bei Trainr indes gibt es permanent Hilfestellungen, auch nach der Ausbildung endet diese Betreuung nicht.

Apfel wollte die "Trainerausbildung neu denken", beginnend auf einem "leeren, weißen Blatt Papier". Heraus kam vor allem der duale Aspekt: Die reine Wissensvermittlung erfolgt über den Online-Campus in Form von Videos, Arbeitsvorlagen und Präsentationen. Sie kann eigenständig und zeitlich flexibel angeeignet werden, dafür muss kein Urlaub mehr geopfert werden. Lerninhalte sind hier bei der eigenen Mannschaft anwendbar. Sechs Monate dauert das Ganze, dazu gehören auch einstündige Audits mit Dozenten, um individuelle Fragen abzuklären. Apfel: "Es geht darum, dass man das Wissen, das man zahlreich online findet, anwenden und umsetzen kann."

Ständig Videos eingefordert

Auch die Abschlussprüfung gestaltet sich anders: nicht mehr in einer einmaligen Praxissituation auf dem Platz, bei der man oft nur ein Thema gestellt bekommt und man wegen Nervosität auch mal durchfallen kann, sondern es werden ständig Videos eingefordert von den Teilnehmern, in denen sie mit einer Mannschaft ihrer Wahl das Erlernte zeigen sollen. Wie steht’s da mit dem Schummelfaktor? "Wir können natürlich nicht ausschließen, dass da jemand hilft", gesteht Apfel. Aber im Anschluss wird den Absolventen noch mal persönlich auf den Zahn gefühlt. Da zeigt sich dann, wer's kann.

Die Zertifizierung erfolgt durch die staatliche ZFU (Zentralstelle für Fernunterricht) und fußballkompetente Prüfer. Der Gründer sieht sein Angebot nicht in Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu den verschiedenen Stufen von der Breitensport-C- bis zur UEFA-Pro-Lizenz. Kostenpunkt: 1400 Euro. Viel Geld, doch Apfels Ansicht, dass Fußball sich vom Player- zum Trainer-Game entwickelt, kann man teilen. Mehr als 5000 Kunden sprechen bisher jedenfalls dafür, dass ihnen bei Trainr nichts Wesentliches fehlt. Nur das e.

Thomas Böker

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