2. Liga

Neumayer: "Das war die Wende, als plötzlich Carsten Jancker anrief"

Bald im "Hunderter-Klub"

Neumayer: "Das war die Wende, als plötzlich Carsten Jancker anrief"

Die Übersicht ist eine seiner größten Stärken: Andree Neumayer.

Die Übersicht ist eine seiner größten Stärken: Andree Neumayer. GEPA pictures/Philipp Brehm

Horn-Kapitän Andree Neumayer hat sich im Waldviertel zum g'standenen Zweitliga-Kicker gemausert. Technisch beschlagen, weiß der 26-Jährige auch seinen Körper bestens einzusetzen und steuert dem "Hunderter-Klub" entgegen. 86 Mal ist er für den SV Horn und neun Mal für den SKU Amstetten in Österreichs zweithöchster Spielklasse aufgelaufen.

22. Spieltag

"Ich wünsche ihm sehr, dass ihm noch der Sprung in die Bundesliga gelingt, die Anlagen dafür bringt er auf jeden Fall mit", sagt LASK-Trainer Andi Wieland auf kicker-Nachfrage. Wieland muss es ja wohl wissen. Er war schließlich Trainer des legendären 95er- und 96er-Jahrgangs der Akademie St. Pölten, der in der U-18-Meisterschaft mit Spielern wie Florian Grillitsch (aktuell Hoffenheim), Daniel Maderner (Waasland-Beveren), Dominik Baumgartner (WAC), Bernd Gschweidl (SKN), Martin Rasner und Patrick Puchegger (beide FAC), Burak Yilmaz (Horn), Mario Mosböck (mittlerweile Pokerprofi!) oder eben Neumayer die Alterskollegen von Austria Wien um 10 Punkte und jene von RB Salzburg um 14 Punkte distanzierte.

Für Neumayer war der Weg zum SKN als St. Pöltner quasi vorgezeichnet. Zur NV Arena brauchte er aus Pottenbrunn mit dem Rad gerade einmal zehn Minuten. Über Regionalliga-Einsätze für die Juniors kam er aber nicht hinaus. Bei den Profis fiel nach dem Aufstieg in die Bundesliga 2015 für ihn endgültig der Vorhang beim SKN.

Ernst Happel war am Papa dran

Mit derartigen Rückschlägen im Fußballer-Leben ist man in der Familie Neumayer jedoch bestens vertraut. Niemand Geringerer als Ernst Happel wollte nach der Cupsensation des Zweitligisten Kremser SC über seinen FC Tirol (1988) Andrees (berufstätigen) Vater Hannes Neumayer aus der Wachau ins "heilige Land" lotsen, bekam von den Niederösterreichern aber eine Abfuhr, weil Neumayer gerade seinen neuen Vertrag unterschrieben habe, was freilich nicht stimmte. Neumayer erfuhr erst viel später, was ihm da der KSC verbaut hat.

Da ist fachlich und menschlich einfach alles stimmig.

Andree Neumayer über Rolf Landerl

"Gott sei Dank gibt es heute Handys", lacht Neumayer Junior, "ich war gerade am Weg nach Ratzersdorf, um ein paar Freunden beim Kicken in der 1. Klasse zuzuschauen, als plötzlich Carsten Jancker anrief. Das war die Wende." Neumayer - damals bei NÖ Landesligist SV Würmla unter Vertrag - wendete auch sein Auto, fuhr nach Stockerau zu Jancker, und nach einem zirka einstündigen Gespräch wollte er nur mehr zum SV Horn: "Da wusste ich, ich kann doch noch Profi werden."

Bei Jancker war Neumayer auf Anhieb Stammspieler und die Niederösterreicher stiegen als Meister der Regionalliga Ost 2017 in die 2. Liga auf. "Von Carsten (Jancker, Anm.) habe ich auch sehr viel mitnehmen können. Dieser Drang an Perfektion, den er gehabt hat. Das war auch der Grund, warum wir Meister geworden sind." Ansonsten streicht Neumayer im Gespräch mit dem kicker noch Markus Karner ("Unter ihm haben wir den schönsten Fußball gespielt") und seinen aktuellen Trainer Rolf Landerl ("Da ist fachlich und menschlich einfach alles stimmig") heraus.

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In der 2. Liga haben sich die Horner bis heute gehalten. Neumayer war, abgesehen von einem kurzen Intermezzo in Amstetten, als Einziger stets mit von der Partie. Der St. Pöltner pendelt gern ins Waldviertel. "Fußballer sein zu dürfen ist ein Privileg, überhaupt in diesen Zeiten." Nebenbei studiert er in Wien Sport und Geografie auf Lehramt. An ein Engagement in der Bundesliga glaubt er nicht mehr so richtig: "Mit bald 27 Jahren wirst du da nicht so schnell genommen, wennst schon länger in der zweiten Liga kickst. Da müsste ich eine herausragende Saison mit vielen Scorerpunkten hinlegen, dann vielleicht."

Klassenerhalt oberstes Gebot

Neumayer kann sich durchaus vorstellen, nochmal in Horn zu verlängern. Aktuell gilt es aber einmal alle Kräfte für den angestrebten Klassenerhalt zu bündeln. Da wartet Freitag bei Schlusslicht FC Juniors OÖ ein Schlüsselspiel. Gegen die Linzer haben die Niederösterreicher in sieben Versuchen noch kein einziges Zweitliga-Duell gewinnen können.

Der erste Saisonvergleich mit den Juniors endete mit einem 1:1-Unentschieden. Marco Siverio Toro verschoss einen Elfer. "Da hätten wir sie eigentlich schlagen müssen, das tut mir heute noch weh", erinnert sich Neumayer, "vor der Länderspielpause haben wir aber gegen Lafnitz extrem wichtige Punkte eingefahren." Deswegen gehe man jetzt gestärkt in die Partie.

Neumayer hat seine Sperre von zwei Spielen nach seinem Rot-Foul (ausgerechnet gegen den SKN!) abgesessen. Er rechnet zunächst nur mit einem Platz auf der Bank und findet das gar nicht so tragisch. "Das Schlimmste habe ich gerade hinter mir. So besonnen wie ich ja normal bin, habe ich geglaubt, ich kriege nie im Leben jemals eine Rote Karte." Vielleicht gilt "Sag niemals nie" ja für ihn irgendwann doch auch noch für die Bundesliga.

Thomas Schöpf

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