ÖFB-Cup

Patrick Schmidt: Der Salzburg-Schreck hat eine Mission

Admiras Cup-Hoffnung im Gespräch

Patrick Schmidt: Der Salzburg-Schreck hat eine Mission

Durfte gegen Salzburg bereits fünfmal jubeln: Patrick Schmidt.

Durfte gegen Salzburg bereits fünfmal jubeln: Patrick Schmidt. GEPA pictures

Herr Schmidt, Sie sind mit fünf Toren in sechs Spielen gegen die Bullen der absolute Salzburg-Schreck. Glauben Sie, wissen sie das in Salzburg auch noch?

Ja, gegen Salzburg sind mir schon einige Tore gelungen. Aber ob sich daran in Salzburg noch jemand erinnert, weiß ich nicht. Da sieht die Mannschaft doch jeden Sommer wieder anders aus. Die meisten Tore habe ich gegen Cican Stankovic gemacht, der nicht mehr da ist. Die Innenverteidiger Pongracic und Caleta-Car sind auch weg. Maxi Wöber kenne ich gut aus den Nachwuchsnationalteams, sonst ist von den Spielen, in denen ich getroffen habe, wahrscheinlich nur noch Andi Ulmer da.

ÖFB-Cup - Achtelfinale

Sie haben gegen Salzburg zwei Doppelpacks erzielt, gegen keinen anderen Gegner so oft getroffen. Warum liegen Ihnen die Salzburger?

Gute Frage, vielleicht weil sie doch immer sehr hoch stehen. Durch ihr hohes Pressing entstehen Räume hinter der Abwehr, und ich bin ein Stürmer, der gerne in die Tiefe geht. So habe ich einige meiner Tore schießen können. Dazu kommt sicher auch, dass Spiele gegen Salzburg immer etwas Besonderes sind, man muss als gesamte Mannschaft komplett an die Leistungsgrenze gehen. Mal schauen, ob ich heute immer noch ein Salzburg-Spezialist bin.

Fairerweise muss man sagen, dass Sie trotz Ihrer vielen Tore gegen Salzburg nur einmal gepunktet haben.

Ja, einmal haben wir 1:5 verloren, einmal 2:6, nur in meinem letzten Spiel hat es zu einem 2:2 gereicht. Du brauchst gegen Salzburg einfach einen überragenden Tag, sonst ist es brutal schwer, gegen sie zu bestehen. Gerade wenn’s um etwas geht, wie jetzt im Cup, sind sie immer zu 100 Prozent da und lassen selten etwas anbrennen. Man sieht ihre Qualität ja auch in der Champions League, sie sind in einer Gruppe mit Milan und Chelsea und haben trotzdem noch kein Spiel verloren. Aber wir werden unser Bestes geben und versuchen, eine Überraschung zu liefern.

Sie sind im Sommer nach drei Jahren im Ausland zur abgestiegenen Admira zurückgekehrt. War Ihnen das ein Anliegen?

Ich fühle mich bei der Admira extrem wohl, das ist der Klub, bei dem ich die längste Zeit meines Lebens verbracht habe. Es hat sich wirklich angefühlt wie nach Hause zu kommen, als ich im Sommer zurückgekommen bin. Ich habe zu einigen Spielern immer Kontakt gehalten und als die Admira abgestiegen ist, hat mir das auch in der Ferne weh getan. Aber es gibt einige Spieler, die der Admira sehr verbunden sind. Gemeinsam haben wir beschlossen, dass wir unseren Teil dazu beitragen wollen, dass die Admira den Wiederaufstieg schafft.

Derzeit sieht es nicht so aus, als würde der direkte Wiederaufstieg gelingen. Was ist denn der Plan?

Es gibt einen Dreijahresplan. Wir haben keinen Stress, dieses Jahr unbedingt aufsteigen zu müssen. Wir kennen auch die Statistik, dass es seit 26 Jahren kein Klub geschafft hat, den direkten Wiederaufstieg zu schaffen. Die zweite Liga ist wirklich kein einfaches Pflaster. Aber im nächsten oder übernächsten Jahr wollen wir wieder oben sein.

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Mit Horn ist eine Mannschaft vorne, die für die Admira nicht außer Reichweite sein sollte. Rechnen Sie sich noch Chancen aus?

Wir müssen uns noch festigen, wir hatten sicher drei Spiele dabei, die wir unnötig verloren haben. Wenn du aufsteigen willst, muss aber alles zusammenpassen. Wir sind jetzt sechs Punkte hinten, das ist nicht die Welt. Und sechs Punkte auf Horn aufzuholen, sollte nicht so unmöglich sein, wie sechs Punkte auf Salzburg aufzuholen. Die Stimmung im Verein ist gut und ich bin sicher, dass wir den Aufstieg innerhalb der nächsten drei Jahre schaffen werden. Weil einfach jeder einzelne Spieler hier Meister werden will.

Vom Ausland hatten Sie nach Esbjerg genug?

Ich habe auch im Ausland, vor allem bei Barnsley, schöne Momente gehabt. Aber zum Schluss ist es bei Esbjerg nicht mehr so gelaufen. Das habe ich als Zeichen gesehen, zurückzukehren. Ich will einfach wieder mehr Einsatzzeit haben, gute Leistungen bringen und wieder neu durchstarten. Ich mache mir keinen Druck, unbedingt wieder ins Ausland wechseln zu müssen. Ich will einfach wieder Spaß am Fußball haben.

Bei Barnsley müssen Sie doch Legendenstatus haben, nachdem Sie den Klub 2020 mit Ihren Toren in den letzten zwei Runden in der Championship gehalten haben?

Nach der Coronapause hatten wir wirklich einen unglaublichen Lauf. Wir waren eigentlich Fixabsteiger und haben in den letzten zwei Spielen zwei Premier-League-Kandidaten geschlagen. In der vorletzten Runde habe ich gegen Nottingham in der 94. Minute das Siegestor geschossen, gegen Brentford habe ich in der letzten Runde wieder in der Nachspielzeit den Assist zum 2:1-Sieg geliefert. Das waren unglaubliche Emotionen und Gefühle, an die ich mich für immer erinnern werde. Ich war seither nicht mehr dort, habe aber immer noch Kontakt zu einigen Mitarbeitern. Ich glaube schon, dass die Fans eine große Wertschätzung für mich haben. Es war schön, aber ich trauere dem nicht nach. Ich will einfach bei der Admira wieder guten Fußball spielen.

Ihr Jahr in Esbjerg war weniger schön?

Mit Peter Hyballa, der mich zu Esbjerg geholt hat, habe ich mich sehr gut verstanden, aber es gab Probleme in der Mannschaft, es gab Gruppenbildungen und Störfaktoren. Durch diese Unruhe konnte nie ein Rad ins andere greifen. Dann kam ein neuer Trainer und egal, was ich im Training gemacht habe, ich war nicht mehr im Kader. Irgendwann hat es mir dann nicht einmal mehr Spaß gemacht, zum Training zu fahren. Erst als dann wieder ein neuer Trainer gekommen ist, habe ich in den letzten paar Spielen wieder gespielt. Meine drei Tore waren aber nur kurze Zwischenhochs, alles in allem war das Jahr zum Vergessen. Erst wenn ich jetzt zurückblicke, erinnere ich mich doch an ein paar schöne Momente und finde es einfach schade, weil es nicht so sein hätte müssen.

Zurück zum Cupspiel gegen Salzburg. Ein Bonusspiel, wie es in der modernen Fußballersprache heißt?

Absolut. Wir haben beim 3:0-Sieg gegen Altach in der ersten Runde eines unserer besten Saisonspiele gemacht. Jedes Spiel, in dem wir im Cup noch dabei sind, ist eine Draufgabe. Dass wir jetzt sogar gegen Salzburg spielen, ist geil, weil das einfach eine coole Mannschaft ist. Die Erwartungen sind nicht so hoch, wir können nur überraschen. Unsere Chancen sind genauso niedrig, wie damals mit Barnsley noch den Klassenerhalt zu schaffen, es sind nur ein paar Prozentpunkte. Aber das Schöne am Fußball ist: Wenn wir auch ein bisschen Glück haben, können wir sie ärgern.

Interview: Horst Hötsch