NFL-Play-offs
NFL-Play-offs Spielbericht
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Super Bowl 2023: Mahomes führt Kansas City zum NFL-Sieg

Chiefs-Quarterback bricht MVP-Fluch

Fesselndes Offensivspektakel: Mahomes führt Kansas City zum Super-Bowl-Sieg über Philadelphia

Zum zweiten Mal Super-Bowl-Sieger: Patrick Mahomes mit der Vince Lombardi Trophy.

Zum zweiten Mal Super-Bowl-Sieger: Patrick Mahomes mit der Vince Lombardi Trophy. Getty Images

Mit der exakt gleichen Bilanz (je 16:3) sowie Punktzahl (je 546) waren Eagles und Chiefs in den Super Bowl eingezogen, beide bangten aber vorab auch um die Gesundheit ihrer Quarterbacks. Sowohl Patrick Mahomes (Knöchel) als auch Jalen Hurts (Schulter) gingen leicht angeschlagen in die Partie.

Letzterer ließ sich - wie bereits in den beiden Play-off-Spielen - aber nichts davon anmerken. In unter fünf Minuten führte er die Eagles übers Feld und schloss schließlich mit Philadelphias Signature Play ab: Per Quarterback Sneak, der bereits in der gesamten Saison praktisch unaufhaltsam war, warf sich Hurts hinter seiner überragenden Offensive Line in die Endzone und sorgte für die frühe Eagles-Führung.

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Die Chiefs antworteten auf das 0:7 wiederum mit ihrer unaufhaltsamen Kombination: Patrick Mahomes auf Travis Kelce. Mit einem herrlichen Lob Pass fand der am Donnerstag zum MVP der Saison gewählte Quarterback seinen kongenialen Tight End mit einem 18-Yard-Pass für den schnellen Ausgleich. Für Kelce, der im ersten Brüderduell der Super-Bowl-Geschichte gegen seinen Bruder Jason antrat, war es bereits der 16. Touchdown seiner Play-off-Karriere - nur noch Receiver-Legende Jerry Rice (22) liegt nun noch vor ihm, das ehemalige Patriots- und Bucs-Ass Rob Gronkowski (15) war überholt.

Erst danach kamen die beiden Defenses in der Partie an: Kansas City gelang ein früher Stop, Philadelphia erzwang zumindest einen Field-Goal-Versuch - bei dem der sonst so sichere Chiefs-Kicker Harrison Butker aber Nerven zeigte und nur den linken Pfosten traf. Stattdessen führten nur kurz darauf die Eagles: Mit dem ersten Spielzug des zweiten Viertels feuerte Hurts einen Strahl für 45 Yards in die Endzone, wo sich Chiefs-Rookie Trent McDuffie fatal verschätzte und den Weg frei machte für A. J. Brown. Der Touchdown-Catch war eine eher leichtere Übung für Phillys Star-Receiver - 14:7. 

Hurts patzt übel - aber reagiert stark

Hurts zeigte in seinem ersten Super Bowl eine erstaunlich souveräne Vorstellung - bis ihm Mitte des zweiten Viertels ein übler Fehler unterlief: Unter allenfalls leichtem Druck ließ der Quarterback den Ball fallen, Chiefs-Linebacker Nick Bolton war zur Stelle und trug den Fumble Return zum Touchdown zurück. Stark allerdings, wie Hurts reagierte. Unbeeindruckt behielt er bei einem vierten Versuch die Nerven, holte sich mit einem Quarterback Run das First Down - und kurz darauf auf die gleiche Art und Weise seinen zweiten Rushing Touchdown des Tages.

Patrick Mahomes

Am Boden: Patrick Mahomes verletzte sich im zweiten Quarter an seinem bereits lädierten Knöchel. Getty Images

Und Mahomes? Fast 25 Minuten lang hatte der beste Spieler der abgelaufenen Saison das Feld gar nicht betreten - und als er dann wieder da war, passierte das, wovor sich nicht nur Chiefs-Fans vor dem Spiel gefürchtet hatten: Nach einem Tackle von Eagles-Linebacker T.J. Edwards blieb der MVP mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen, griff sich an den verletzten Knöchel und humpelte vom Feld.

Da die Eagles zudem kurz vor Ende der ersten Hälfte mit einem Field Goal auf 24:14 stellten, sprach zur Pause nicht viel für Kansas City. Besonders beeindruckend: Von den ersten 30 Minuten waren die Eagles fast 22 Zeigerumdrehungen in Ballbesitz.

Nach der Halbzeitshow von Sängerin Rihanna lief Mahomes wieder runder. Mit einem mutigen Scramble schaffte er in diesem ersten Super-Bowl-Duell zweier schwarzer Quarterbacks ein First Down kurz vor der Endzone, Running Back Isiah Pacheco veredelte aus einem Yard zum dringend notwendigen Touchdown (21:24).

Fast hätte Bolton direkt im Anschluss seinen zweiten Defensive Touchdown verbucht und die Chiefs damit in Führung gebracht, doch ein Fumble von Eagles-Runner Miles Sanders wurde nach Videobeweis einkassiert. Etwas Glück für Philadelphia, das letztlich durch ein weiteres Field Goal auf 27:21 stellte.

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Doch Mahomes hatte nach der Pause endgültig seinen Rhythmus gefunden. Ohne große Unterstützung vom mitunter abgemeldeten Kelce führte der Star sein Team zielgerichtet übers Feld, band stattdessen seine Wide Receiver ein. Mehrfach warf Mahomes JuJu Smith-Schuster an, vor der Endzone fand er dann den völlig freien Kadarius Toney - und Anfang des vierten Viertels führte erstmals Kansas City.

Hochklassiges Offensivspektakel: Auf und Ab im vierten Quarter

Nun war KC obenauf. Die Defense schaffte einen Stop - und Toney brach einen spektakulären 65-Yard-Punt-Return vom Zaun, den längsten der Super-Bowl-Geschichte. Kurz vor der Endzone gelang der nächste Playcall von Chiefs-Coach Andy Reid - der von 1999 bis 2013 die Eagles trainiert hatte - zur Perfektion, diesmal konnte Rookie Skyy Moore völlig ungehindert in die Endzone spazieren - 35:27.

Philadelphia, das in der ganzen Saison nur äußerst selten spät in Rückstand gelegen war, fand sich in ungewohnter Situation wieder - und lieferte in einem nun unfassbaren Offensivspektakel: Chiefs-Cornerback L'Jarius Sneed verpatzte eine Coverage völlig, sodass Hurts den komplett freistehenden Wide Receiver DeVonta Smith für 45 Yards fand und mit dem nächsten Spielzug seinen bereits dritten Rushing Touchdown verbuchen konnte - Super-Bowl-Rush-Rekord für einen Quarterback. Da auch die folgende Two-Point Conversion funktionierte, stand es mit gut fünf Minuten auf der Uhr 35:35 - der große Showdown nahte!

Und dieser lag in den Händen von Mahomes. Der Quarterback führte die Chiefs bis an die 15-Yard-Linie. Dort fiel ein Third-Down-Pass von Mahomes incomplete, doch Eagles-Cornerback James Bradberry wurde für ein Defensive Holding an Smith-Schuster bestraft - eine sehr diskutable Flagge, die die Partie letztlich entscheiden sollte. Kansas City konnte daraufhin die Uhr bis auf elf Sekunden herunterlaufen lassen - und Butker zum entscheidenden Schuss antreten lassen. Diesmal blieb der Kicker aus 27 Yards cool und schoss Kansas City zum dritten Super Bowl nach 1970 und 2020, weil mit den wenigen Restsekunden auf der Uhr Philly nichts mehr Großes gelingen sollte.

Mahomes beendete damit auch den MVP-Fluch des 21. Jahrhunderts. Seit 1999 (Kurt Warner) hatte kein NFL-Profi, der zum besten Spieler der Liga gewählt worden war, in der gleichen Saison den Super Bowl gewonnen. Nun kürte sich der 27-Jährige nicht nur zum Regular Season MVP, sondern auch zum Super Bowl MVP. Das war zuletzt ebenfalls Warner 1999 gelungen.

Die insgesamt 73 Punkte, die beide Teams zusammen auf das Scoreboard gezaubert hatten, waren zudem die drittmeisten der Super-Bowl-Geschichte. Ein Offensivspektakel, in der am Ende die beste Offensive der Liga die Oberhand behalten hatte. Und auch: das Team mit dem besten Spieler der Liga.

mib

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