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Nach nur 29 Minuten: Xabi Alonso schwärmt schon von Wirtz

Leverkusens Jungstar gibt in Glasgow nach neun Monaten Pause sein Comeback

Nach nur 29 Minuten: Xabi Alonso schwärmt schon von Wirtz

Florian Wirtz, hier noch vor seiner Verletzung, war in Glasgow wieder am Ball.

Florian Wirtz, hier noch vor seiner Verletzung, war in Glasgow wieder am Ball. imago images/juergen schwarz

In der 62. Minute war es so weit. Der Moment, auf den Florian Wirtz, aber auch der komplette Klub hingefiebert hatten. Leverkusens 19 Jahre alter Topstar wurde für Kerem Demirbay eingewechselt und feierte damit neun Monate nach seinem Mitte März erlittenen Kreuzbandriss sein Comeback.

Und die folgenden 29 Minuten, die Wirtz als Zehner in einem 4-2-3-1-System absolvierte, reichten, um seinen Trainer großes Lob zu entlocken. "Er ist ein Superspieler. Er kann in vielen Positionen spielen", urteilte Xabi Alonso nach der Partie generell über den Kreativakteur und merkte mit dem Blick auf die gerade erledigten ersten Gehversuche des Technikers an: "Wir haben auch heute gesehen, welche speziellen, besonderen Qualitäten er hat."

Zumindest Wirtz bringt ein wenig Magie ins Spiel

In der Tat war Wirtz der Lichtblick bei einem insgesamt schwachen Auftritt des Werksklubs, der auch in der Höhe verdient verlor: Relativ einfache Gegentreffer, leichte Ballverluste, die die Schotten, die nächste Woche den Spielbetrieb in der Liga wieder aufnehmen, ins Spiel brachten.

Bayer enttäuschte auch in der Offensive, doch Wirtz brachte zumindest einen magischen Moment ins Leverkusener Spiel, als er in der 76. Minute mit einem Traumpass die Rangers-Abwehr aushebelte und U-19-Akteur Noah Pesch freispielte, der die Großchance vergab. Eine Szene, die einen Ausblick gab, wie sich Bayers Spiel durch Wirtz verbessern kann.

Ein guter Einstieg in Schottland

Natürlich lief für den Jungstar noch nicht alles glatt. An der Wettkampfhärte muss er sich erst noch gewöhnen. Die halbe Stunde gegen körperlich robust auftretende Schotten war dafür ein guter Einstieg. Dass sich Wirtz da auch einmal zur Seite schieben ließ oder einen ungewohnten Ballverlust einstreute, überraschte nicht.

Der Weg zur Topform ist natürlich noch ein weiter. "Ich bin sehr platt. Ich bin die Belastung nicht mehr gewohnt, weil ich neun Monate raus war", stellte der Nationalspieler nach der Partie fest, "alles in allem war es leider ein enttäuschendes Spiel von uns. Deswegen bin ich jetzt auch nicht so gut gelaunt. Das kommt aber, glaube ich, im Laufe des Tages, dass mir klar wird, was das heute für ein Tag für mich war."

Emotionen bei der Rückkehr

Der Tag seiner Rückkehr. Der bei ihm für besondere Gefühle sorgte. Körperlich und psychisch. Vor der Partie („Heute in der Besprechung habe ich schon ein bisschen Kribben in den Beinen gespürt“), während und nach dieser. Da ist der Unterschied zwischen Training und Spiel eben doch ein großer. "Weil es hier so kalt war, tut in der Lunge alles weh", erklärte Wirtz, "ich bin eigentlich auf einem guten Fitness-Level, aber da sind einfach nochmal die Emotionen, die dabei sind. Da ist das auch vom Kopf her nochmal anstrengender. Das wirkt sich dann auf den ganzen Körper aus. Das merkt man einfach."

Trotz all dieser Nebenwirkungen wusste Wirtz auch Simon Rolfes ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. "Man hat auch gesehen, mit welcher Leichtigkeit er Fußball spielen kann", sagte der Geschäftsführer, der die Bedeutung des Comebacks gut einzuordnen wusste: "Den Ehrgeiz, den er hat, hat man schon gesehen. Er brennt. Deswegen ist heute auch ein besonderer Tag für ihn. Wenn man lange verletzt war, vergisst man das erste Spiel danach nicht mehr."

Rolfes bremst die Erwartungen

Die Leistung der Mannschaft ordnete Rolfes nüchtern ein. "Es war ein aufschlussreicher Test, weil wir heute nicht in der Verfassung waren, um zu starten, auch wenn es erst Mitte Januar losgeht. Deswegen war es wichtig zu sehen, an welchen Sachen wir arbeiten müssen: an unseren Kombinationen, an der Abstimmung, auch an der Matchfitness."

Dies gilt natürlich auch für Wirtz, dessen Bedeutung für Bayer Rolfes zwar nicht verneint, aber die Erwartungen bewusst bremst, um den Jungstar nicht zu überfrachten. "Natürlich ist er ein wichtiger Spieler und hat auch einen großen Einfluss auf die Mannschaft und unser Spiel. Natürlich hilft er auch den anderen Spielern, besser zu spielen. Aber trotzdem hängt es nicht nur an Flo", betont der Ex-Profi, „sondern auch die anderen Spieler müssen Schritte nach vorne machen „

Der erste Eindruck, den Wirtz hinterließ war insgesamt ein positiver. Rolfes weiß aus eigener Erfahrung, dass es auch andere Tage geben wird. "Flo ist außer Frage ein außergewöhnlicher Spieler, dem wir trotzdem die Zeit geben müssen, über die die nächsten Wochen und Monate wieder in seine Topform zu kommen", fordert er und mahnt: "Er ist lange ausgefallen, da wird es auch Phasen geben, in denen es schwerer wird."

Stephan von Nocks