Das Spiel war fast vorbei, Real Madrid war dem Sieg etwas näher - doch Sheriff Tiraspol hatte noch einen Hammer in petto: Thill schloss vom rechten Strafraumrand mit viel Risiko per Dropkick ab und traf perfekt in den linken Winkel. Es sollte der letzte Treffer des Abends bleiben. Die Sensation für den krassen Außenseiter im Santiago Bernabeu war damit perfekt.
Dabei übernahm das bis dahin ungeschlagene Real Madrid wie zu erwarten von Beginn an die Spielkontrolle. Jedoch gestalteten die dominant auftretenden Blancos ihre Vorstöße anfangs zu umständlich. Beispielhaft dafür war Vinicius Junior, als er in Minute sieben leichtfertig im Strafraum vertändelte. Das Team von Coach Carlo Ancelotti, das nach dem 0:0 gegen Europa-League-Sieger Villarreal mit Miguel, Camavinga und Hazard für Asensio, Modric und Rodrygo begann, sorgte daher erst nach einem Freistoß von Kapitän Benzema für Gefahr (18.).
Madrilenen scheitern an sich selbst und Keeper Athanasiadis
Der Franzose scheiterte aber an Keeper Athanasiadis, der genau wie der Rest der Startelf von Tiraspols Trainer Jurij Vernydub wie schon beim 2:0 gegen Schachtar Donezk zum Champions-League-Auftakt erneut begann. Der Torhüter sollte den Madrilenen auch sonst so einige Probleme bereiten: Hazard (36.) & Co. fanden ein ums andere Mal nicht am Griechen vorbei. Obendrein verfehlten Fede Valverde (24.) oder Benzema (37.) nur knapp das Tor.
CL-Gruppe D
Besser sollte es der krasse Außenseiter machen: Yakhshiboevs Kopfball aus Minute 25 sorgte nämlich für den Führungstreffer aus dem absoluten Nichts, der auch den Pausenstand bedeuten sollte. Real hatte dabei schlecht verteidigt - wie auch Schlussmann Courtois in Minute 32, was der Torschütze fast erneut hätte bestrafen können. Er schoss nur haarscharf vorbei.
Mit Wiederanpfiff wurde Sheriff Tiraspol vor allem im Spiel gegen den Ball immer besser. Die Gäste verteidigten obendrein sehr kompakt und ließen kaum etwas zu. Wenn doch, hatte Keeeper Athanasiadis seine Finger im Spiel. So auch beim Abschluss von Hazard (56.).
Benzema kontert den ersten Schock - Thill hat das letzte Wort
Real erhöhte den Druck im Anschluss. Erst köpfte Eder Militao nur knapp vorbei (57.), sein Landsmann Vinicius Junior ging danach gleich zweimal im Sechzehner zu Boden (60, 62.). Nach dem Sichten der Bilder entschied Referee Lawrence Visser beim zweiten Mal auf Elfmeter - und den verwandelte Benzema ganz sicher ins linke obere Eck (65.). Sein 72. Treffer in der Königsklasse hievte ihn auf Platz vier der Champions-League-Rekordtorjäger, noch vor Real-Legende Raul.
Ein Mann sollte am Ende aber dafür sorgen, dass Sheriff Tiraspol im Spiel blieb: Torhüter Athanasiadis. Der Grieche blieb gegen Modric (75.) und Eder Militao (77.) erster Sieger. Und weil Rodrygo obendrein vergab (82.), Jovic noch entscheidend gestört wurde (88.) und ein erneuter Treffer aus dem Nichts der Gäste durch Joker Bruno Felipe (72.) aufgrund einer Abseitsstellung nicht zählen sollte, schien alles auf das 1:1 hinzudeuten. Doch kurz vor Ende der regulären Spielzeit traf Thill zum viel umjubelten 2:1 (89.). Dieses sollte auch nach sechs Minuten Nachspielzeit und einem Lattentreffer von Fede Valverde (90.+5) bestehen bleiben.
Sheriff Tiraspol grüßt daher in Gruppe D extrem überraschend von Platz eins. Real bleibt Zweiter.
Für die Madrilenen geht es am Sonntag (16.15 Uhr) mit dem La-Liga-Auswärtsspiel bei Espanyol Barcelona weiter, Tiraspol ist bereits tags zuvor (17 Uhr) bei Milsami Orhei zu Gast.