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Eintracht-Vorstand Reschke: "Diese Gewalt schadet dem Fußball"

Nächtlicher Angriff auf das Frankfurter Mannschaftshotel

Reschke: "Diese Gewalt schadet dem Fußball"

SGE-Vorstand Philipp Reschke (re.) mit Sportdirektor Markus Krösche.

SGE-Vorstand Philipp Reschke (re.) mit Sportdirektor Markus Krösche. IMAGO/HJS

Aus Neapel berichtet Julian Franzke

Neapels Polizeikräfte waren am Mittwoch nicht zu beneiden. Nach den schweren Krawallen am Nachmittag in der Innenstadt, als sie zwischen die Fronten geraten waren, mussten sie auch am späten Abend noch Schwerstarbeit verrichten. Etwa 100 Gewalttäter von Napoli versuchten gegen 23.30 Uhr, das Frankfurter Mannschaftshotel und das Hotel daneben, in dem einige Journalisten und hunderte Frankfurter Ultras untergebracht waren, zu attackieren.

Ein von einem Balkon aufgenommenes Video dokumentiert, dass dabei jede Menge Pyrotechnik abgefeuert wurde. Die Polizei konnte den Angriff jedoch abwehren und die Situation unter Kontrolle bringen. "Die Mannschaft und der Staff kamen um kurz vor 1.00 Uhr sicher im Teamhotel an", sagt der unter anderem für Sicherheitsfragen zuständige Eintracht-Vorstand Philipp Reschke. Im weiteren Verlauf der Nacht und am Morgen hätte es nach bisherigen Erkenntnissen keine Zwischenfälle mehr gegeben. Der Großteil der Frankfurter habe die Stadt mittlerweile verlassen. Drei Anhänger der Eintracht seien in der Nacht festgenommen worden.

Die Polizei bestätigt, dass es keine Verletzten gab

"Die Zahl der Festnahmen auf Napoli-Seite ist uns nicht bekannt. Wir haben lediglich erfahren, dass circa 200 Napoli-Ultras aufgrund der Vorfälle in der Stadt das Stadion nicht betreten durften", berichtet Reschke. Was gleichermaßen erfreulich wie erstaunlich ist: "Uns wurde ebenfalls von polizeilicher Seite bestätigt, dass es keine Verletzten gab - was zweifellos und mit Abstand das Wichtigste ist."

Am Nachmittag hatte das Unheil seinen Lauf genommen, als einige hundert Frankfurter Ultras und Hooligans geschlossen in die Innenstadt marschierten und sich an einem Platz versammelten. Das allein wäre wohl nicht weiter dramatisch gewesen, wäre nicht auch ein Mob von vermummten, vielfach bewaffneten und behelmten Napoli-Chaoten aufmarschiert. In der Folge kam es zu den seit dem Tag der Auslosung befürchteten Ausschreitungen.

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"Die Polizei hat uns gegenüber zwar bestätigt, dass der Angriff gestern Nachmittag in der Stadt von Neapel-Fans ausging. Aber auch das rechtfertigt nicht, was sich danach auf beiden Seiten an Gewaltpotenzial entlud", betont Reschke und kommentiert in deutlichen Worten: "Wir bedauern die Vorfälle, die sich hier ereignet haben, außerordentlich. Diese Gewalt ist durch absolut Nichts zu rechtfertigen. Wir mögen sie vielleicht alle befürchtet haben, aber sie ist und bleibt nicht hinnehmbar. Sie schadet dem Fußball, sie schadet Eintracht Frankfurt und sie schadet unseren Bemühungen, uns für die Rechte aller Fans, die hier gerne ein Fußballspiel ohne Repressionen und Erlasse im Stadion gesehen hätten, einzusetzen."

Die Vorfälle hätten gezeigt, dass man mit Ticketverkaufsverboten oder Betretungs- und Einreiseverboten nichts erreiche. Objektiv betrachtet haben die italienischen Behörden mit dem Ticket-Verbot ein Eigentor geschossen, ein Eigentor mit Ansage. Reschke drückt es so aus: "Man nimmt tausenden Anhängern die Möglichkeit, ein solches Spiel zu sehen, vergiftet die ohnehin schon angespannte Atmosphäre und kann schließlich diejenigen, die darauf aus sind, mit Gleichgesinnten zusammenzutreffen, trotzdem nicht daran hindern. Und dieses Spiel und die Erlass-Spielchen im Vorfeld belegen dies. Alles war vorbereitet und organisiert, vom Fan-Meeting-Point, über die Transporte etc. Diese Ordnung wurde gegen Improvisation und Chaos eingetauscht. Das rechtfertigt nichts, aber es gehört mit zur Geschichte."

Auch das Image der Eintracht-Fans erleidet Kratzer

In den vergangenen Jahren haben die Frankfurter Anhänger international viele tolle Akzente gesetzt, die "weiße Wand" aus über 30.000 Fans im Camp Nou in Barcelona bleibt unvergessen. Auch die Ultras trugen mit wunderschönen Choreografien und lautstarkem Support zu diesem positiven Bild bei. Die Ereignisse rund um das Spiel in Neapel fügen dem Image des Europa-League-Siegers einige tiefe Kratzer zu. Die Chaoten, die Gewalt suchten und fanden, erwiesen der großen Mehrzahl der friedlichen Eintracht-Fans einen Bärendienst. Dass italienische Behörden den normalen Anhängern den Traum von einem Spiel im altehrwürdigen Stadio Diego Armando Maradona nahmen, war für sich betrachtet schon traurig genug.

Neapel hat viel zu bieten, große Gastfreundschaft, Fröhlichkeit, Kultur und Kulinarik. Wenn ein internationales Fußballspiel stattfindet, sollte man die Stadt jedoch meiden. Was besonders schade ist, weil viele Tifosi positiv fußballverrückt sind. Auch sie leiden unter den Kriminellen und Chaoten in ihrer Fanszene.

Julian Franzke

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