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Robin Balters: Nächster Halt Iowa

Über den Teich: Abenteuer College-Soccer

Robin Balters: Nächster Halt Iowa

Wird ab Herbst an der Grand View Uni in Des Moines, Iowa, studieren: Robin Balters.

Wird ab Herbst an der Grand View Uni in Des Moines, Iowa, studieren: Robin Balters. ProSoc

Ihm ist am Ende ein bisschen die Zeit davongelaufen: "Der Prozess hat jetzt schon lange gedauert bei mir. Es war nicht das Angebot dabei, bei dem ich sofort gesagt habe: Ja, das mache ich!", sagt Robin Balters, 20, aktuell noch bei der U 23 der TSG Hoffenheim unter Vertrag. "Zwischenzeitlich gab es engere Gespräche mit sechs, sieben Unis. Aber ich habe vielleicht zu lange nach dem Optimum gesucht." Und dann kam es, wie es eben so kommt beim großen Puzzle-Spiel zwischen Colleges und Stipendiaten-Anwärtern: Angebote wurden zurückgezogen, andere angenommen; Trainer entschieden sich um, Optionen pulverisierten sich.

Spät öffnete sich für Balters da der Kontakt zur Grand View Uni aus Iowas Hauptstadt Des Moines: "Das war menschlich echt überzeugend. Und der Zeitpunkt war einfach da, sich zu entscheiden", sagt der Keeper. Letztlich, so ergänzt er, spielten einfach viele Faktoren mit rein. "Wie sieht es mit dem Budget aus, ist der Trainer überhaupt Fan von Keepern, will er für die viel Geld ausgeben?" Hinzu kamen veränderte Corona-Regeln, die besagten, dass jetzige Studenten noch ein fünftes Jahr dranhängen dürfen. Und man müsse zudem immer bedenken: Plätze für Torsteher sind immer beschränkt. Auf dem Feld steht immer nur einer.

Teilstipendium mit Trainerjob

Als der kicker Anfang des Jahres auf der Suche nach Protagonisten war, die er bei ihren Schritten in den US-College-Soccer begleiten kann, fiel die Wahl bei den Männern nicht ohne Grund auf Robin Balters. Der Keeper war einer der vielversprechendsten Kandidaten, für die die Agentur ProSoc den Sprung über den Teich organisieren sollte. Auch beim Show Case, dem jährlichen Vorspiel-Event, fiel der 20-jährige Keeper der TSG Hoffenheim durch seinen professionellen Auftritt auf. Er galt als aussichtsreicher Kandidat für ein Vollstipendium, auch da muss er nun Abstriche machen: "Es ist ein Teilstipendium, aber sie haben mir angeboten, einen Trainerjob vor Ort zu übernehmen. Wie genau das aussieht, wie die Intensität ist, weiß ich noch nicht genau", sagt er.

Eigentlich war der Sun Belt, also die südlichen, warmen Gefilden der USA, sein Ziel - jetzt ist es der Mittlere Westen geworden. "Auf das Klimatische konnte ich nicht mehr achten", sagt Balters, der natürlich bei seinem Studium in den Vereinigten Staaten dennoch den American Way of Life genießen möchte: "Die Stadt hat 215.00 Einwohner, da wird schon was los sein", sagt er. Viel mehr weiß er noch nicht über den Ort, an dem er, wenn es glatt läuft, die kommenden Jahre leben wird: "Ich weiß auch gar noch nicht genau, wie die Stadt korrekt ausgesprochen wird", lacht er.

Für Sebastian Korst, der mit seiner Agentur ProSoc Studenten wie Balters an US-amerikanische Colleges vermittelt, hat der Prozess der Entscheidungsfindung seines Schützlings etwas ihm nicht Unbekanntes. "Er hatte eigentlich richtig gute Angebote, hat die Coaches aber etwas zu lange warten lassen. Wenn man nicht auf die Agentur hört, kann das passieren", sagt er mit einem Augenzwinkern. Aber, so versichert der College-Experte, die Grand View in Des Moines, die im kleineren NAIA-Verband organisiert ist, sei eine sportlich wie akademisch gute Uni, "das kann man absolut vertreten. Viele andere wären gerne an solch eine Hochschule gegangen."

"Alle Jungs haben ihren Platz"

Generell sei er mit seinem diesjährigen Jahrgang an College-Interessierten überraschend schnell durch: "So früh waren wir noch nie dran. Alle Jungs haben ihren Platz gefunden. Bis auf einen, aber den bekommen wir auch noch vermittelt, wenn er denn will", sagt Korst. Jeder Spieler sei dabei ein Einzelfall, betont er, dessen Agentur nur beratend tätig ist: "Die Spieler und deren Eltern fällen die Entscheidung."

Es werde manchmal vergessen, sagt Korst, dass es für die Unis um viel Geld gehe - rund eine Viertelmillionen Dollar sind etwa Vollstipendien schwer, die Unterkunft, Verpflegung und Studiengebühren umfassen. Aktuell etwa sei das bei dem Frauen-Jahrgang zu spüren: "Die Gelder der Unis sitzen etwas knapper. Viele haben auch ihre Kadergröße erweitert bei gleichem Budget. Sie müssen also besser haushalten." Nächstes Jahr, so glaubt Korst, wenn die Corona-Bonus-Zeit vorbei ist, die die Unis ihren Studenten eingeräumt hat, werde sich die Situation wieder normalisieren.

Für Balters jedenfalls wird es schon dieses Jahr ernst. Behördengänge, Papierkram - "das kommt jetzt alles", sagt er. Seine Agentur helfe ihm dabei, auch stehe er im Kontakt mit der Uni. Den Schritt über den Teich will er dann locker angehen, sich auch auf das Akademische fokussieren: Fest steht, was er dort studieren wird: Das klassische Business Administration, BWL, soll es werden. Anfang August, wenn alles gut geht, wird er hinüber fliegen. Und das Abenteuer College Soccer kann starten.

Jan Mauer

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