Bundesliga (D)

Rogel: Ohne Bundesliga-Praxis erstmals zum Nationalteam

Neun Hertha-Profis auf Länderspiel-Reisen

Rogel: Ohne Bundesliga-Praxis erstmals zum Nationalteam

Auch bei der Nationalmannschaft: Der Uruguayer Agustin Rogel.

Auch bei der Nationalmannschaft: Der Uruguayer Agustin Rogel. imago images

Eines unterstrich Sandro Schwarz gleich zu Beginn der Medienrunde am Samstag: "Wir brauchen kein Mitleid." Brauchen sie nicht, wollen sie nicht. Die Berliner hatten sich den Last-Second-Ausgleich, der ihnen am Abend zuvor Schmerzen bereitet hatte, selbst zuzuschreiben. "Der Frust ist da. Auch mit wenig Schlaf ist er noch da", gestand Schwarz, der die 94 Minuten an seiner alten Wirkungsstätte in seiner Beurteilung in zwei Phasen unterteilte: "Wir haben in der ersten Halbzeit ein sehr ordentliches Spiel abgeliefert. In der zweiten Halbzeit haben wir uns beeindrucken lassen und uns auf diesen Ringkampf eingelassen, dennoch leidenschaftlich verteidigt und gekämpft. Aber was da gefehlt hat, war natürlich die Entlastung in unserem Offensivspiel. Da waren wir nicht gut, und das hat uns dann am Ende auch die zwei Punkte gekostet, in der letzten Sekunde."

Den Treffer von Anthony Caci sah der Hertha-Coach als "Entwicklung aus der einen oder anderen Situation der zweiten Halbzeit", als längere Ballbesitzphasen ebenso fehlten wie der Lucky Punch. Das Gegentor, das Hertha zwei Punkte kostete, war symptomatisch für den zweiten Durchgang; es entstand aus einem langen Ball der Mainzer.

Dennoch ist das Gefühl da, es hätte der eine oder andere Punkt mehr sein können.

Sandro Schwarz

"In der Situation vor dem Gegentor brauchst du eine Aktivität, dass nicht immer so ein einfacher langer Ball möglich ist", analysierte Schwarz am Samstag. "Wir haben zuvor viele gute Kopfballduelle geführt, aber da haben wir das erste Kopfballduell verloren (Jonjoe Kenny, d. Red.). Dann gehen wir auf die Torlinie als Abwehrspieler (ebenfalls Kenny, d. Red.), das ist nie gut. Das kann mal gut gehen. Aber es ist besser, in der Box und am Mann stehen zu bleiben und nicht die Torlinie zu verteidigen. Dann bist du automatisch in der Box ein Mann weniger. Es waren viele kleine Entscheidungen, die nicht auf unserer Seite waren - und dann fällt der Ball auch noch vor die Füße des Gegenspielers."

1:1, Ende - und die Enttäuschung im Berliner Lager war auch am Tag danach noch greifbar. "Ich finde, dass wir sehr stabil auftreten", sagte Schwarz. "Wir haben in den letzten drei Spielen auch Punkte geholt. Dennoch ist das Gefühl da, es hätte der eine oder andere Punkt mehr sein können."

Viele Profis auf Reisen

In der anstehenden Bundesliga-Pause muss der Trainer auf neun abgestellte Profis verzichten. Schwarz sieht die Berufungen durchaus ambivalent: "Als Vereins-Trainer bist du auch immer etwas im Zwiespalt. Ich gönne es den Jungs, im Nationaltrikot zu spielen, das ist ja auch immer eine Ehre. Aber ich hätte sie natürlich auch gern hier im Training, um Abläufe zu testen, und hoffe jetzt, dass sich keiner verletzt."

Für Oliver Christensen (Dänemark, bisher ein A-Länderspiel) und Dodi Lukebakio (Belgien, vier A-Länderspiele) ist es nach längerer Zeit die Rückkehr ins Nationalteam. Wilfried Kanga (Elfenbeinküste), der einst für die französische U-20-Auswahl viermal auflief, und Agustin Rogel (Uruguay) stehen vorm Debüt in der Nationalmannschaft. Rogel stand bei Hertha seit seiner Ankunft Ende August bislang noch gar nicht im Spieltagskader, in Südamerika hinterließ er vor dem Wechsel in die Bundesliga allerdings mit starken Copa-Libertadores-Auftritten für den argentinischen Klub Estudiantes Eindruck. Nach 18 Einsätzen für Uruguays U-20-Auswahl, mit der er bei der U-20-WM 2017 Vierter wurde, winkt Rogel in den anstehenden Testpartien gegen den Iran (23. September, St. Pölten) und gegen Kanada (27. September, Bratislava) die Premiere in der A-Nationalmannschaft.

Zudem gehen auch Chidera Ejuke (Nigeria), Peter Pekarik (Slowakei), Stevan Jovetic (Montenegro), Marton Dardai (U 21 Deutschland) und Lukas Ullrich (U 19 Deutschland) auf Reisen. Julian Eitschberger und Joel da Silva Kiala stehen für die U 19 des DFB und die anstehende erste EM-Qualifikationsrunde auf Abruf bereit.

Steffen Rohr

Die längsten aktuellen Trainer-Amtszeiten im deutschen Profifußball