Viele Menschen sprechen Simon Terodde die Bundesligatauglichkeit ab, vor allem auf Basis seiner bescheidenen Vor-Schalke-Quote: In 58 Spielen hatte der beste Zweitliga-Torjäger der Geschichte (283 Spiele, 172 Tore) zehn Treffer erzielt, im S04-Dress sind mittlerweile zwar weitere vier Einsätze im Oberhaus hinzugekommen, aber kein weiteres Tor. Auch Sebastian Polter hat für den Aufsteiger noch nicht getroffen. Wenig überraschend hatte sich die Vereinsführung daher um eine Alternative für den Angriff bemüht.
Dass ihre Wahl auf den ablösefreien Kenan Karaman fiel, überrascht dann aber doch. Der türkische Nationalspieler hat eine noch schlechtere Erstliga-Torquote als Terodde - er traf zwar schon 13-Mal, brauchte dafür aber 102 (!) Spiele, diese absolvierte er einst für die TSG Hoffenheim (5 Einsätze, 0 Tore), Hannover 96 (56/4) und Fortuna Düsseldorf (41/9). Ob Karaman nun die Probleme in Schalkes Offensive lösen kann?
Karaman soll die Konkurrenzsituation anheizen
Sportdirektor Rouven Schröder und Trainer Frank Kramer haben die Verpflichtung Karamans 16 Stunden nach der Verkündung persönlich im Rahmen der Pressekonferenz zum Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart (Samstag, 15.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) verteidigt. Als Erstes war es Kramer wichtig zu betonen, dass Karaman aus seiner Sicht der Mannschaft durchaus das geben kann, woran es ihr mangelt: Tempo. "Kenan bringt eine vernünftige Geschwindigkeit mit."
Darüber hinaus verfüge der 1,89 Meter lange Stürmer über "eine gute Größe" und könne "im offensiven Bereich mehrere Positionen abdecken", dies habe er zuletzt bei Besiktas Istanbul auch auf internationaler Ebene bewiesen. Schon in seiner Geburtsstadt Stuttgart am Samstag könnte der 28-Jährige einsatzfähig sein.
Schröder, der schon seine Beweggründe für die Verpflichtung von Polter mehrfach erläutern musste (wie Karaman hat auch Polter einen bis 2025 gültigen Vertrag erhalten), rückte die Konkurrenzsituation in den Vordergrund: Schalke brauche einen "breiten Kader". Karaman soll insbesondere Terodde und Polter also unter Druck setzen.
Manchmal ist es gut, wenn man mit weniger Erwartungen startet, dann kann man positiv überraschen
Rouven Schröder
Dafür hätte es aber nicht zwingend einen Neuzugang gebraucht: Auch Marvin Pieringer hätte diese Rolle gut ausfüllen können, ihn verliehen die Gelsenkirchener allerdings an den SC Paderborn. Für den Zweitliga-Tabellenführer erzielte Pieringer bereits drei Tore in vier Spielen.
Schröder sind die kritischen Töne aus der S04-Gemeinde mit Blick auf die Personalentscheidungen im Sturm im Allgemeinen und auf Karaman im Besonderen nicht verborgen geblieben. Der Sportdirektor meint: "Manchmal ist es gut, wenn man mit weniger Erwartungen startet, dann kann man positiv überraschen."