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Schattenseiten einer Symbiose: Ingolstadt-Aus in der VBL

Die DFL und das altbekannte Mitglieder-Dilemma

Schattenseiten einer Symbiose: Ingolstadt-Aus in der VBL

'Eisvogel' und 'TimoX' (v.) werden 2022/23 nicht für Ingolstadt in der VBL Club Championship spielen.

'Eisvogel' und 'TimoX' (v.) werden 2022/23 nicht für Ingolstadt in der VBL Club Championship spielen. DFL

Schon als Ingolstadt im vergangenen Sommer die Verpflichtung von Timo 'TimoX' Siep und Philipp 'Eisvogel' Schermer bekannt gab, war klar: Der FCI will bei seiner Rückkehr in die VBL Club Championship (VBL CC) um den Titel spielen.

Nach minimalen Anlaufproblemen (Platz sieben nach drei Spieltagen, Anm. d. Red.), setzten sich die "Schanzer" unter den Top-3 fest und hätten sich um ein Haar die Staffelmeisterschaft in der Division Süd-Ost gesichert - zwei Punkte fehlten nur auf RB Leipzig.

Golden Goal verhindert Finaleinzug

Auch in der anschließenden Finalrunde lagen die Ingolstädter lange auf Meisterkurs: In Gruppe A erreichten sie als Tabellenzweiter souverän die K.o.-Phase. Dort war erst im Halbfinale gegen den FC St. Pauli Endstation. Ein Golden Goal beendete schließlich die Titelträume der Ingolstädter.

Nur ein Tor war der FCI also vom Einzug ins Grand Final gegen RB Leipzig entfernt. Und dürfte innerhalb der DFL für einige Kopfschmerzen gesorgt haben. Denn schon damals steckte die Fußballabteilung des FC Ingolstadt knietief im Abstiegskampf der 2. Bundesliga.

Knapp am Horrorszenario vorbei

Letztlich stieg das Team von Rüdiger Rehm am 31. Spieltag nach einem 2:2 beim Karlsruher SC aus der 2. Bundesliga ab. Für die eSportler des FCI problematisch, denn: An der VBL Club Championship sind lediglich Mitgliedsvereine der DFL teilnahmeberechtigt. Mit anderen Worten: Steigt eine Lizenzspielermannschaft aus der 2. Bundesliga ab, verliert sie ihren Platz in der DFL und folglich auch in der virtuellen Bundesliga.

Hätten Schermer und Siep doch das Finale erreicht und gar den Titel gewonnen, dürften sie nächstes Jahr als amtierender Titelverteidiger nicht antreten. Zwar ein hypothetisches Szenario, das in dieser Form nicht eingetreten ist - aber wohl auch für die DFL ein Horrorszenario, das nur knapp verfehlt wurde. Geschuldet ist es der Natur der VBL.

"Wir kriegen das natürlich mit"

'TimoX' hatte schon zum Finale der VBL CC im März mit kicker eSport über die Situation gesprochen. Damals belegte der FCI nach dem 27. Spieltag mit 13 Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz den letzten Tabellenrang in der 2. Bundesliga. Eine Rettung war rechnerisch noch möglich, aber höchstunwahrscheinlich.

"Es ist relativ offensichtlich, was passieren wird. Wir verfolgen das und kriegen das natürlich auch mit. Aber großartig etwas daran ändern können wir nicht. Wir können nur das tun, worin wir gut sind - und das ist FIFA. Ich kann den Jungs auf dem Platz leider nicht mit Toren für die drei Punkte helfen", meinte 'TimoX' damals.

Der DFL fehlt die Zuständigkeit

Siep gab zudem an, weiterhin an der VBL Club Championship teilnehmen zu wollen. Sie sei ein "sehr reizvoller Wettbewerb", mittlerweile auch "international sehr hoch angesehen" und das "größte nationale Turnier". Dank seiner starken Leistungen als bester Torschütze der VBL CC in Einzelpartien steht dem wohl auch nichts im Wege - nur eben nicht im FCI-Trikot.

Der DFL scheinen die Hände gebunden, denn: ab der 3. Liga ist in Deutschland der DFB zuständig, der zuletzt mit seiner 3. Liga eMeisterschaft zumindest einen ersten strukturellen Versuch für einen eigenen eWettbewerb unternommen hat. Ärgerlich ist die Abhängigkeit vom Realsport natürlich dennoch.

Schattenseiten einer notwendigen Symbiose

eSportler von Fußballvereinen, die in der 2. Bundesliga erfahrungsgemäß eher zur unteren Tabellenhälfte zählen, werden nie Sicherheit über eine Saison hinaus haben - unabhängig von den eigenen Auftritten.

Die finanzielle Tragkraft des Fußballs macht eine FIFA-Liga in der Größenordnung der VBL Club Championship überhaupt erst möglich. Andererseits öffnet der eSport dem Fußball eine neue, jüngere Zielgruppe. Jedoch lernen die Schattenseite dieser Symbiose jedes Jahr eine Handvoll Vereine kennen - zuletzt der FC Ingolstadt.

Niklas Aßfalg

Vor VBL Grand Final: Alle Finalteilnehmer im Überblick