Bundesliga

Andreas Schicker über Rapid-Gerücht: "Sehr froh, dass dieses Thema vom Tisch ist"

Der Sturm-Sportdirektor im kicker-Gespräch

Schicker über Rapid-Gerücht: "Sehr froh, dass dieses Thema vom Tisch ist"

Schicker erteilte Rapid eine Absage.

Schicker erteilte Rapid eine Absage. GEPA pictures

Um Andreas Schicker herrschte in den vergangenen Tagen einiges an Trubel. Am vergangenen Wochenende verdichteten sich zunächst die Gerüchte, wonach der Sportdirektor des SK Sturm Graz zum Ligakonkurrenten Rapid Wien wechseln würde. Am Montag gab Sturm-Präsident Christian Jauk dann überraschend die vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2026 bekannt. Und am Dienstag erhielt Schicker schließlich auch noch die Auszeichnung als Österreichs "Sport-Manager des Jahres".

"Das ist persönlich natürlich eine schöne Auszeichnung", erklärt Schicker im Gespräch mit dem kicker. "Am Ende ist es aber auch so, dass man so etwas nur schafft, wenn das Team gut funktioniert. Daher ist das für den gesamten Verein schön." 

Schicker - das wird schnell deutlich - weiß, was er an Sturm Graz hat. Im Sommer 2020 bekam der gebürtige Steirer die Chance, den Verein nach zuvor holprigen Jahren zu sanieren. Das gelang. Eindrucksvoll. Veränderungen durch den Erfolg will Schicker bei sich selbst nicht festgestellt haben: "Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich von Haus aus bodenständig und demütig bin. Diese Tugenden haben mich schon immer ausgezeichnet. Diesbezüglich wird sich bei mir wenig ändern."

Schicker "sehr froh" und "verwundert"

Eine Veränderung steht für Schicker in absehbarer Zukunft auch hinsichtlich seines Arbeitgebers nicht auf dem Plan. Zu Beginn der Woche erteilte der 36-Jährige sämtlichen Gerüchten endgültig eine Absage - auch jenem rund um einen möglichen Wechsel zu Rapid. "Ich bin sehr froh, dass dieses Thema vom Tisch ist und mir der Verein so lange das Vertrauen ausgesprochen hat. Ich werde versuchen, meine Arbeit weiterhin so gut wie möglich zu erledigen."

Direkten Kontakt mit Rapid, so Schicker, habe es ohnehin nie gegeben: "Dass sich das Gerücht gehalten hat, obwohl ich mich klar positioniert habe, hat mich auch verwundert." Aus diesem Grund entschieden sich die Verantwortlichen bei Sturm dazu, mit der ohnehin bereits angepeilten Vertragsverlängerung schnell ein klares Zeichen an die Konkurrenz zu entsenden. "Wir haben immer gesagt, dass wir nach der intensiven Phase im Herbst darüber reden wollen. Und dann haben wir das auf das Wochenende vom LASK-Spiel vorgezogen", erklärt Schicker.

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Für die Zukunft möchte sich Schicker alle Optionen offenhalten: "Man muss eines klarstellen. Ich fühle mich in Graz sehr, sehr wohl. Aber ich halte nicht so viel davon, im Fußball einen Verein klar auszuschließen, weil sich alles so schnell dreht." Er hoffe jedenfalls, dass es in der gleichen Tonart weitergehe. "Im Erfolgsfall sehe ich Sturm Graz in Österreich schon sehr weit oben. Da gibt es nicht so viele Vereine, zu denen ich wechseln würde." Und Rapid? "Ich weiß schon, dass es viele Fußballromantiker gibt, die wollen, dass man sich ewig zum Verein bekennt, aber man muss das auch realistisch einschätzen." Eine endgültige Absage an die Hütteldorfer ist das nicht. "Es ist nicht so, dass ich alles andere in Österreich ausschließen kann. Denn es gibt auch die andere Seite des Fußballs", erklärt Schicker. Und meint damit ausbleibenden Erfolg.

Um Erfolg so gut wie möglich zu garantieren, setzt Sturm auf Kontinuität. Das zeigt auch die Vertragsverlängerung von Chefcoach Christian Ilzer. "Ich bin absolut überzeugt, dass wir unsere erfolgreiche Arbeit, die bereits einen Vizemeistertitel sowie den zweimaligen Einzug in die Gruppenhase der UEFA Europa League einbrachte, weiterführen können", so Schicker. Einen Titel hat Sturm unter seiner Ägide noch nicht geholt. In diesem Jahr beträgt der Rückstand auf Red Bull Salzburg in der Meisterschaft sechs Punkte, im Cup-Viertelfinale kommt es Anfang Februar zum direkten Kräftemessen mit dem Serienmeister aus der Mozartstadt. Es wird für beide Mannschaften das erste Pflichtspiel nach der ungewöhnlich langen Winterpause sein. "Uns war schnell klar, dass wir im November noch trainieren wollen. Das ist für uns ein Entwicklungsmonat, in dem wir durch gezieltes Individualtraining versuchen, unsere Spieler zu entwickeln", meint Schicker, der den kommenden Monaten erwartungsvoll entgegenblickt. "Was die WM mit dem Fußball machen wird, kann ich nur schwer beurteilen, weil es das erste Mal ist. Man wird sehen, ob die Transferzeit anders wird."

Schicker mit Offensive zufrieden

Akuten Handlungsbedarf bei Sturm ortet Schicker nicht. Auch nicht an vorderster Front. "Ich bin hochzufrieden und sehe Riesenpotential in der Meisterschaft. Es kann natürlich sein, dass wir auf der Stürmerposition perspektivisch etwas machen. Ich sehe aber absolut nicht, dass wir jetzt einen gestanden Neuner holen." Mit Emanuel Emegha, Albian Ajeti und William Böving ("Unterschiedliche Stürmertypen mit Geschwindigkeit, Wucht und Technik") verfüge die Mannschaft über ausreichend Möglichkeiten. Schicker sei zudem bei allen drei Spielern "davon überzeugt, dass in der Vorbereitung ein weiterer Schritt passieren wird". Denn: "Sie sind alle erst sehr spät gekommen und haben das Detailtraining bzw. das taktische Training unserer Prinzipien, auf das unser Trainerteam so viel Wert legt, noch nicht ausreichend mitmachen können, weil wir jeden dritten Tag ein Spiel hatten."

Ein echter "Knipser" ist in den Reihen der Steirer derzeit nicht zu finden. Emegha führt die interne Bundesliga-Torschützenliste mit nur vier Treffern an. "Es ist Wunschdenken, einen Rekordtransfer zu tätigen und davon auszugehen, dass alles von der ersten Sekunde an gleich weitergeht", spielt Schicker auf den Abgang von Rasmus Höjlund an, der vor seinem Wechsel zu Atalanta Bergamo in fünf Ligaspielen drei Tore erzielt hatte. Höjlunds Rolle, so Schicker, sei vom Kollektiv anschließend gut aufgefangen worden.

"Ich traue mich zu sagen, dass wir auch mit Rasmus nicht viel mehr Punkte geholt hätten. Damit will ich aber nur betonen, dass wir auch danach einen sehr guten Punkteschnitt hatten. Ich kann die Qualitäten von Rasmus nicht hoch genug einschätzen. Aber seit seinem Abgang Mitte August ist es für uns einfach sehr, sehr gut gelaufen", betont Schicker. Sowohl für Sturm Graz als auch für ihn persönlich.

Nikolaus Fink

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