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Sportklettern: Schuberts drittes WM-Gold - Zwei DAV-Medaillen

Sportkletter-WM in Moskau: Halenke verpasst Podium - Flohé wird Kombinationsweltmeister

Schubert holt sein drittes WM-Gold - Zwei Medaillen zu Stöckers Abschied

Auch bei der WM in Moskau auf dem Podium: Lead-Weltmeister Jakob Schubert aus Österreich.

Auch bei der WM in Moskau auf dem Podium: Lead-Weltmeister Jakob Schubert aus Österreich. IFSC

Jakob Schubert wird dieses Jahr in besonderer Erinnerung halten, denn der Innsbrucker war der einzige Sportkletterer, der sowohl bei den Olympischen spielen als auch bei den vom 15. bis zum 21. September ausgetragenen Weltmeisterschaften im Sportklettern auf dem Podium stand.

Schuberts Nerven aus Stahl

Hatte der 30-Jährige in Tokio, wo nur das Format "Olympic Combined" (Dreikampf aus Speed, Bouldern und Lead) ausgetragen wurde, mit einem wahren Parforce-Ritt noch den Sprung aufs Treppchen und zu Bronze geschafft, hielten beim Routinier auch diesmal die Nerven. Im Lead, Schuberts Paradedisziplin, hatte der erst 19-jährige Slowene Luka Potocar im Finale mit dem Erreichen des Topgriffs stark vorgelegt, so dass der Österreicher mal wieder vor der Herausforderung stand, ganz oben ankommen zu müssen.

Diese stemmte Schubert dank seiner auch schon in Tokio gezeigten Kämpfernatur, denn wie er selbst sagte, wusste er am Ende auch nicht, wie er es geschafft hatte, die Route zu toppen. "Ehrlich gesagt bin ich vor allem im technischen Teil nicht sonderlich gut geklettert, aber irgendwie habe ich  mich erholt", so Schubert überglücklich, nachdem ihm nach Paris 2012 und  Innsbruck 2018 das dritte WM-Gold um den Hals gehängt worden war. Letztlich hatte Schubert den Herausforderer Potocar "nur" wegen des besseren Ergebnisses in der Qualifikation geschlagen, denn auch im Halbfinale lagen beide Kletterer gleichauf (40+).

Ehrlich gesagt bin ich vor allem im technischen Teil nicht sonderlich gut geklettert, aber irgendwie habe ich mich erholt.

Jakob Schubert

DAV-Athlet Halenke schrammt knapp am Podium vorbei

Knapp an einer möglichen Medaille vorbei schrammte DAV-Athlet Sebastian Halenke. Der 26-Jährige aus Lahr kam im engen Finale bis zu Griff 44+, rutschte dann aber mit der linken Hand vom Griff knapp unter des Tops ab und musste sich mit dem dennoch starken sechsten Platz begnügen.

Sebastian Halenke

Podium in Reichweite, am Ende Sechster: DAV-Kletterer Sebastian Halenke IFSC

Zwei bittere Momente für Flohé

Sein Kollege Yannick Flohé verpasste das Finale der besten acht Lead-Kletterer ebenfalls denkbar knapp. Der 22-jährige Essener landete im Semifinale auf Platz neun, wertungsgleich mit dem Japaner Yoshiyuki Ogata (beide 37+), doch hatte dieser in der ersten Quali-Runde etwas besser abgeschnitten.

Für Flohé war es der zweite bittere Moment bei der WM in Moskau, denn im Boulder-Wettbewerb hatte der WM-Dritte im Bouldern (2019 in Hachoji) eine bärenstarke erste Quali-Runde hingelegt (Platz eins mit dem späteren Weltmeister Kokoro Fujii), das Halbfinale dann aber komplett vermasselt (Platz 15 von 20). Eine weitere WM-Medaille im Bouldern musste damit ein Traum bleiben.

Eine Medaille zum Trost

Und dennoch wurde Flohé am Ende Weltmeister - und zwar in der kombinierten Wertung. Er nahm wie nur wenige Athleten und Athletinnen an allen drei Wettbewerben in Moskau teil, ein gesonderter Wettkampf mit multiplizierten Ergebnissen wie bei Olympia wurde nicht ausgetragen. Dies darf durchaus als klares Zeichen gegen dieses extra für die olympische Premiere erfundene Format gewertet werden. Flohé durfte sich trotzdem als bester Dreikämpfer fühlen - Neunter im Lead, 42. im Speed und 15. im Bouldern - der Essener holte vor DAV-Kollege Philipp Martin, der mit WM-Silber belohnt wurde, WM-Gold.

Yannick Flohé

DAV-Kletterer Yannick Flohé holte sich den WM-Titel als bester Kombinierer. picture alliance

Gelungener Abschied für DAV-Bundestrainer Urs Stöcker

Die beiden Kombinationsmedaillen waren somit ein schönes Abschiedsgeschenk für den scheidenden Bundestrainer Urs Stöcker. "Es ist natürlich schön, die Zeit mit dem deutschen Team mit einem WM-Titel zu beenden, wenn auch die Kombination bei der WM nicht so im Fokus stand", sagte der gebürtige Schweizer gegenüber dem kicker.

Nach einer anstrengenden Olympia-Vorbereitung und der WM als Highlight-Abschluss merkte man allen Beteiligten der Wettkampfszene die Erleichterung an, dass das  Mammut-Programm in diesem Jahr unter Corona-Bedingungen nun vorbei ist. "Jeder atmet jetzt erstmal durch", so Stöcker.

Der 44-jährige, der  seit 2017 als Bundestrainer für den DAV arbeitete, wird sich zukünftig dem Schweizer Kletterteam anschließen. Sein Abschied vom DAV kurz nach den Olympischen Spielen kam überraschend. "Ich wollte was Neues ausprobieren und mich weiter entwickeln. Ich war eine rein persönliche Entscheidung", erklärte Stöcker seinen Schritt zurück in die Schweizer Heimat.

Alle WM-Entscheidungen auf einen Blick

Speed Männer:  Gold Danyil Boldyrev (Ukraine), Silber Erik Noya Cardona (Spanien), Bronze Noah Bratschi USA)

Speed Frauen: Gold Natalia Kolucka (Polen), Silber Julia Kaplina (Russland), Bronze Aleksandra Miroslaw (Polen)

Bouldern Männer: Gold Kokoro Fujii (Japan), Silber Tomoa Nasaraki (Japan), Bronze Manuel Cornu (Frankreich)  

Bouldern Frauen: Gold Natalia Grossman (USA), Silber Camilla Moroni (Italien), Bronze Stasa Gejo (Serbien)

Lead Männer: Gold Jakob Schubert (Österreich), Silber Luka Potocar (Slowenien), Bronze Hamish McArthur (Großbritannien)

Lead Frauen: Gold Seo Chae-Hyun (Südkorea), Silber Natalia Grossman (USA), Bronze Laura Rogora (Italien)

bst