Weltmeisterschaft

Wieder gegen die Schweiz: DEB-Team schafft Halbfinaleinzug

Seider muss vorzeitig in die Kabine

Wieder gegen die Schweiz: DEB-Team schafft Halbfinaleinzug

Das DEB-Team hat das Halbfinale im Blick.

Das DEB-Team hat das Halbfinale im Blick. picture alliance/KEYSTONE

Bundestrainer Harold Kreis verzichtete nach dem souveränen Erfolg gegen Frankreich auf Änderungen in seinem Aufgebot. Die Schweizer wiederum mussten mit dem erkrankten Denis Malgin auf einen der bislang besten Scorer verzichten. 

Mayer patzt, Kastner sagt Danke

Die Schweizer begannen mit viel Schwung, doch das deutsche Team überstand die Druckphase, weil es gelang, kaum Abschlüsse zuzulassen. In der 6. Minute ging die DEB-Auswahl mit etwas Glück in Führung, denn der Schweizer Keeper Robert Mayer, der ein wenig überraschend den Vorzug vor Leonardo Genoni erhalten hatte, ließ einen Schuss von Maximilian Kastner durch die Schoner und knapp über die Torlinie trudeln. 

Auch in der Folge gestaltete Deutschland die Partie gegen die leicht favorisierten Eidgenossen ausgeglichen. Die beste Chance des ersten Drittels für den Ersten der Vorrundengruppe B hatte Tanner Richard sogar in deutscher Überzahl nach einer Zwei-auf-Eins-Situation. Doch DEB-Keeper Mathias Niederberger hielt den Schuss gekonnt mit der Fanghand (12.). Und so ging es mit einer knappen deutschen Führung in die erste Drittelpause. 

Seider wird zum tragischen Helden

Nach nur 47 Sekunden im zweiten Drittel schlug die Schweiz zurück - ebenfalls mit Spielglück: Kevin Fiala schlug Moritz Seider den Schläger aus der Hand, eine fällige Strafzeit blieb aus. Zwar erhielt der Abwehrstar der Detroit Red Wings schnell den Schläger von Alexander Ehl, der dafür aber ohne Spielgerät war. So hatte die Schweiz quasi eine Überzahl und Verteidiger Jonas Siegenthaler nutzte dies eiskalt aus und traf mit einem Schuss in den Winkel zum 1:1. 

Nach knapp fünf Minuten bot sich die Chance zur erneuten Führung für das DEB-Team, nachdem Andres Ambühl wegen Hohen Stocks für vier Minuten auf die Strafbank musste. Doch Deutschland hatte im Powerplay gegen die aggressiv störenden Schweizer erneut Probleme, zu klaren Abschlüssen zu kommen. Bitterer Moment dann für NHL-Star Seider: Der nach dem Foul vor dem 1:1 noch immer sichtlich angefressene 22-Jährige checkte Gaetan Haas von hinten in die Bande - und erhielt für die zu ungestüme Aktion eine Spieldauerstrafe. 

Eiskalte Effizienz nach langer Unterzahl

In der fälligen langen Unterzahl verstand es das deutsche Team indes eben so gut, wie zuvor die Schweizer, große Chancen schon im Keim zu ersticken. Als Deutschland dann wieder komplett war, genügte ein guter Spielzug, nebst perfektem Abschluss von John-Jason Peterka, um die DEB-Auswahl wieder in Führung zu bringen (38.). Und es kam nur 36 Sekunden später noch besser: Obwohl erneut in Unterzahl, traf Nico Sturm nach einer Zwei-auf-Eins-Situation und wunderbarem Pass von Wojciech Stachowiak sogar zum 3:1 (39.). 

Verteidiger Janis Moser von den Arizona Coyotes hatte in der 50. Minute eine dicke Chance aus kurzer Distanz, schlug aber über den Puck. Auf der Gegenseite trudelte einen von Justin Schütz abgefälschter Schuss von Moritz Müller an den Innenpfosten, und Stachowiak setzte den Nachschuss im Torraum am Gehäuse vorbei (51.). So blieb es weiter spannend. 

DEB-Team hat die besseren Chancen

In den Schlussminuten, als die Schweiz Keeper Mayer schon dreieinhalb Minuten vor dem Ende vom Eis nahm, hatten Samuel Soramies (58., Außenpfosten) und Kastner, dessen Schuss NHL-Star Nino Niederreiter noch vor dem eigenen Tor blockte, sogar die besseren Chancen. Selbst als Jonas Müller noch eine Zeitstrafe wegen Spielverzögerung erhielt, hielt das deutsche Abwehrbollwerk. Dann war der Jubel auf deutscher Seite nach der Schlusssirene grenzenlos. 

Damit steht bereits fest, dass die DEB-Auswahl am Samstag (17.20 Uhr) im Halbfinale erneut auf die USA trifft, die sich zweiten Halbfinale des Donnerstagnachmittags gegen Tschechien mit 3:0 durchsetzte. Mehr als nur ein Zusatzbonus: Dank des Einzugs unter die besten Vier schaffte Deutschland auch die direkte Qualifikation für Olympia 2026. 

Das zweite Halbfinale bestreitet Co-Gastgeber Lettland, das überraschend erstmals ins Halbfinale der Eishockey-WM einzog. Am Donnerstagabend gewannen die Letten in Riga 3:1 (1:0, 0:1, 2:0) gegen Schweden im Viertelfinale trotz drückender Überlegenheit der Skandinavier. Am Samstag um 13.20 Uhr treffen die Letten im finnischen Tampere auf Rekord-Weltmeister Kanada, der den anderen WM-Gastgeber und Titelverteidiger Finnland 4:1 (1:0, 1:0, 2:1) schlug.

Kapitän Müller: "Mitteldrittel war Knackpunkt"

"Es ist jetzt schon ein Karriere-Highlight. Ein ganz großes Kompliment an die Mannschaft", meinte Kapitän Moritz Müller bei "MagentaSport" nach dem Spiel. "Knackpunkt war das Mitteldrittel mit der Herausstellung von Mo Seider. Da mussten von jedem fünf Prozent mehr kommen. Dann haben wir die Unterzahl überstanden. Ich denke, das war der Knackpunkt", fügte der Routinier der Kölner Haie an. 

Statistik zum Spiel

Schweiz - Deutschland 1:3 (0:1, 1:2, 0:0)

Schweiz: Mayer - Siegenthaler, Kukan; Moser, Glauser; Marti, Loeffel; Fora - Fiala, Hischier, Riat; Niederreiter, Corvi, Ambühl; Miranda, Haas, Simion; Herzog, Richard, Bertschy; Senteler. 

Deutschland: Niederberger - M. Müller, Seider; J. Müller, Wissmann; Szuber, Gawanke; Wagner - Peterka, Kahun, Tiffels; Soramies, Sturm, Ehl; Noebels, Kastner, Fischbuch; Tuomie, Stachowiak, Schütz; Varejcka.

Tore: 0:1 (6:25) Kastner (Wissmann, J. Müller), 1:1 (20:47) Siegenthaler (Fiala, Kukan), 1:2 (38:14) Peterka (Kahun, Gawanke), 1:3 (38:27) Sturm (Stachowiak, J. Müller) SH.

Strafminuten: Schweiz 8 - Deutschland 4 plus 5 plus Spieldauerstrafe (Seider).

Schiedsrichter: Ansons (Lettland)/Björk (Schweden).

jom

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