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NFL in München: Seattle-Trainer Carroll kritisiert Rasen

Jetlag in Seattles Team ein Thema

Seahawks-Trainer Carroll feiert München - und kritisiert den Rasen der Allianz-Arena

Hatte trotz der Niederlage gegen die Buccaneers seinen Spaß in München: Seahawks-Trainer Pete Carroll.

Hatte trotz der Niederlage gegen die Buccaneers seinen Spaß in München: Seahawks-Trainer Pete Carroll. IMAGO/USA TODAY Network

Auch wenn etwa Buccaneers-Receiver Julio Jones nach dem stimmungsgeladenen ersten offiziellen NFL-Spiel in Deutschland explizit nicht über den Rasen schimpfen wollte ("Nein, ich hatte keine Probleme - ich liebe es, ich liebe echten Rasen"), so hatte sich während des Football-Spiels zwischen Tampa Bay und Seattle doch ein anderer Eindruck aufgetan.

Immer wieder waren Spieler beider Teams ausgerutscht (so etwa auch schon direkt beim ersten Return nach Kickoff), hatten Kuhlen im weichen Rasen der Allianz-Arena hinterlassen und hernach immer mal wieder auf die Stellen des jeweiligen Ausrutschens gezeigt. Seattles Head Coach Pete Carroll, der mit seinem Team trotz später Aufholjagd nur noch auf ein 16:21 gekommen war und somit das Spiel gegen Tom Brady & Co. verloren hatte, bestätigte dieses Zuschauergefühl hernach auf der Pressekonferenz.

"Das war schwierig für uns alle, das konnte man ja sehen", sprach der 71-Jährige das Offensichtliche aus und kritisierte das Geläuf in der Heimstätte des FC Bayern München, der darauf erst am vergangenen Dienstag gegen Werder Bremen gewonnen hatte (6:1), auch direkt: "Ich hätte mir gewünscht, dass der Rasen etwas fester gewesen wäre. Denn es war wirklich rutschig. Jeder hatte seine Probleme - und das hatte natürlich einen Effekt aufs Spiel." Das sollte aber keine Ausrede für die Niederlage seiner Mannen sein: "Es war einfach nur schwer für alle, das konntet ihr alle sehen. Und ich hätte mir einfach gewünscht, dass der Rasen fester geworden wäre."

Jetlag-Probleme: "Mitten in der Nacht aufgewacht"

Alles zum München-Spiel

Abgesehen vom Münchner Spielfeld, über das der erfahrene Defensive End Bruce Irvin am Montag noch heftig über Twitter schimpfte ("Die NFL lässt uns zehn Stunden fliegen, um auf einem schlimmen Platz zu spielen - das ist doch verrückt"), gab es für Head Coach Carroll am Abenteuer Deutschland nichts zu mäkeln. Im Gegenteil: Für das NFL-Urgestein, schon seit 1984 in verschiedenen Positionen tätig und seit 2010 Head Coach der Hawks, war diese Reise nach "good old Germany" etwas ganz Besonderes.

"Was für ein Spektakel!", holte der Super-Bowl-Trainer von 2014 aus. "Das ist ein unvergessliches Ereignis. All die Fans waren irgendwie miteinander verbunden. Es wirkte so, als hätten die das schon mal so gemacht (so kontinuierlich zu feiern, zu pfeifen, zu singen; Anm. d. Red.). Es ist wirklich eine unvergessliche Erfahrung. Ich bin froh, die Chance bekommen zu haben, hier dabei gewesen zu sein."

Dafür habe das Team aus Seattle auch gern die gesamte Reise mit insgesamt über 16.000 Kilometern Luftlinie in Kauf genommen - Jetlag inklusive. "Das ist natürlich eine Herausforderung, wir haben es jeden Tag seit unserer Ankunft gespürt. Einige konnten etwa auf dem Flug hierher schlafen, andere nicht. Wieder andere sind dann hier mitten in der Nacht aufgewacht. Dennoch haben wir uns gut gefühlt - wir haben nur am Ende auch die Tage gebraucht, die wir für die Reise hierher veranschlagt haben. So war es am Ende kein großer Faktor."

Das hat Carroll "verrückt gemacht"

Pete Carroll

Hat sich über manches, was sein Team nicht geschafft hat gegen die siegreichen Bucs, geärgert: Pete Carroll. IMAGO/USA TODAY Network

Carrolls Truppe habe nur einfach nicht so gut gespielt wie zuletzt, kritisierte der Cheftrainer: "Wir haben ihnen (den Bucs; Anm. d. Red.) zu viel gestattet. Sie sind mit dem Ball recht gut gerannt, was sie zuletzt nicht geschafft haben. Da war ich schon sehr enttäuscht. Gerade weil sie auch im vierten Quarter das Spiel mit Läufen zu Ende gebracht haben, was mich verrückt gemacht hat. Ausgerechnet hier so kurz vor Schluss nicht mehr an den Ball gekommen zu sein, das hätte ich nicht erwartet. Wir sind allgemein auch nicht nah genug an Tom (Brady; Anm. d. Red.) rangekommen, obwohl wir einen klaren Rush-Plan hatten, um ihn zu erreichen. So hatte er dann oft die Zeit, um seine zweite Option zu ziehen, seine Receiver zu finden. Und das hat er auch richtig stark gemacht. Er hat einfach richtig gut gespielt."

Doch allzu schwer wog die Niederlage nicht, glaubte man dem Cheftrainer. Schließlich stehen die Hawks mit ihrer Bilanz von 6:4 immer noch an der Spitze der NFC West vor den 49ers, Cardinals und den strauchelnden Rams, dem amtierenden Super-Bowl-Sieger.

Ich würde es lieben, wenn wir die Beziehung zu den Fans hier in Deutschland weiter ausbauen könnten.

Pete Carroll

Vielmehr überwog bei den Beteiligten einfach die Freude über dieses elektrisierende erste NFL-Spektakel in München. "Wenn uns die Liga die Chance dazu gibt, werden wir dafür offen sein, auch wieder zurückzukommen", meinte Carroll. "Dies war eine tolle Veranstaltung für uns. Ich würde es lieben, wenn wir die Beziehung zu den Fans hier in Deutschland weiter ausbauen könnten. Sie waren großartig. Die Freundlichkeit uns gegenüber war allgegenwärtig. Die Leute waren so gut zu uns und machten dies zu einer wirklich wundervollen Reise." Doch alles hat ein Ende, das erkannte Carroll auch - und sprach mit einem für ihn typischen verschmitzten Grinsen: "Jetzt müssen wir aber zum Flughafen und hier raus." Genauer gesagt deutlich über 8000 Kilometer Luftlinie nach Seattle.

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Markus Grillenberger

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