Aus Innsbruck berichtet Bernd Staib
Wie schon beim Weltcup vor zwei Wochen in Brixen war es wieder eine Millimeter-Entscheidung zwischen der DAV-Athletin aus Frechen und der US-Lady aus Boulder/Colorado. Wie in Südtirol entschied im heftigen Regen von Innsbruck die Anzahl der Versuche über Gold oder Silber. Bei Meuls erster Boulder-Medaille war sie einen Zonen-Versuch schlechter als Grossman, in Innsbruck waren es zwei Versuche zum Top-Griff, die sie hinten dran war.
Meul ist in der Weltspitze angekommen
Dass diese Art der Entscheidungsfindung notwendig war, zeigt aber auch, auf welch überragendem Niveau Meul bei den zurückliegenden Weltcups performte. Immerhin war sie abermals die einzige Finalistin, die wie Grossman alle vier Boulderprobleme löste. Die Tatsache, dass die drittplatzierte Miho Nonaka - immerhin Olympia-Zweite in Tokio - nur auf zwei Tops kam, zeigt, in welcher eigenen Liga Meul und Grossman zuletzt kletterten.
Grossman holte sich mit dem Sieg in Innsbruck den fünften Triumph beim sechsten Boulder-Weltcup, nur in Meiringen (Schweiz) zum Auftakt musste sie sich hinter Janja Garnbret einreihen, die sich danach in eine Wettkampfpause verabschiedete und am morgigen Samstag beim Lead-Weltcup zurückkehren wird.
Mit diesem Griff am Ziel: Natalia Grossman. Photo: Jan Virt / IFSC
Grossmans brutale Medaillen-Ausbeute
Klar, dass sich Grossman mit dieser Medaillen-Ausbeute den Gesamt-Weltcup im Bouldern sicherte - bisher gab es in der Weltcup-Historie nur eine Saison, in der eine Athletin noch deutlicher dominierte als die 21-Jährige. 2019 war das, als Garnbret alle sechs Boulder-Weltcups mit der Goldmedaille abschloss. Meul kam in der Gesamtwertung auf den fünften Platz - vier von sechs Wettbewerben bestritt sie, neben den Medaillen in Brixen und Innsbruck schnitt sie in Meiringen als Siebte ab und verpasste das Finale hauchdünn, in Salt Lake City landete sie auf Rang 13.
Meul schürt Erwartungen für die EM in München
Der Boulder-Wettkampf in Innsbruck war der letzte in dieser Saison, ehe es Mitte August bei den Europameisterschaften abermals um Medaillen in dieser Disziplin geht. Hannah Meul hat mit ihren jüngsten beiden Auftritten definitiv Erwartungen geschürt, dass sie auch bei der anstehenden EM am Münchner Königsplatz den Wettbewerb mit einem strahlenden Lächeln krönen kann. Bei sich, aber auch bei den in Innsbruck zahlreich vorhandenen deutschen Fans.
Die drei Medaillengewinnerinnen im Boulder-Gesamt-Weltcup: Miho Nonaka (li., 2.), Natalia Grossman (Mi.) und Brooke Raboutou. Photo: Jan Virt / IFSC