Bundesliga (D)

Stiller Held: Zum 80. Geburtstag von Sigfried Held

Zum 80. Geburtstag von Sigfried Held

Stiller Held

Sprach stets mehr in Taten als in Worten: Sigfried Held.

Sprach stets mehr in Taten als in Worten: Sigfried Held. imago images

Der Ball von Stan Libuda flog und flog, über ihn hinweg, über den nach seinem Zusammenprall mit Liverpools Keeper Tommy Lawrence noch im Strafraum liegenden Sigfried Held - und ins Tor. Das 2:1 gegen den hohen Favoriten und der Europapokal der Pokalsieger für Borussia Dortmund und Held, der mit seinem Treffer zum 1:0 bereits maßgeblich am großen Triumph beteiligt war.

1966, es war das Jahr des Sigfried Held. Seine erste Saison bei den Westfalen inklusive des Debüts für die deutsche Nationalmannschaft und der Ehre als erster Schütze an der Sportstudio-Torwand im ZDF gipfelte mit dem Spiel in Glasgow. Der zweite ganz große Sieg gegen ein englisches Team wurde ihm im Finale der WM etwas später auch durch das berühmt-berüchtigte Wembley-Tor verwehrt. Lothar Emmerich und er, die "schrecklichen Zwillinge", wie sie die englische Presse taufte, bildeten eines der besten Sturmduos der deutschen Geschichte, auch wenn sie die großen Erfolge der ersten Saison nicht mehr zusammen wiederholen konnten.

Teil der legendären Wembley-Elf

Fast scheint es, als habe Held sein Titelglück mit der Mutter aller deutschen Europapokalsiege ein wenig aufgebraucht, danach schrammte der im Sudetenland geborene und in Unterfranken aufgewachsene Stürmer an den großen Erfolgen vorbei. 1972 glänzte er mit der legendären Wembley-Elf beim ersten deutschen Sieg in England, verpasste anschließend aber den Triumph bei der EM-Endrunde, weil er zeitgleich für die Offenbacher Kickers um den Aufstieg in die Bundesliga spielte.

Ich bin kein Typ, der auf die Pauke haut.

Sigfried Held

Dennoch ist er eine der prägenden Figuren des Fußballs seiner Zeit. Dribbelstark, mit einem schnellen Antritt und guten Flanken, immer unterwegs und dabei selbst stets torgefährlich. Auf dem Feld eine auffällige Figur, daneben auf den ersten Blick ein stiller Zeitgenosse, der früh als "der große Schweiger" tituliert wird. "Ich bin kein Typ, der auf die Pauke haut", findet er selbst. Helds Humor ist trocken, seine Aussagen hintersinnig. Wo andere die Vordertür eintreten, hat er einen Schlüssel für den Nebeneingang.

Vielleicht bereitete ihm gerade das auch den Weg für die Trainerkarriere. Bereits als Profi erlangte er 1970 seinen Fußball-Lehrer, obwohl er da offenbar noch keinen Gedanken ans Ende seiner aktiven Laufbahn hatte. Noch bis 1981 stand Held auf dem Feld, je zweimal beim BVB und beim OFC, kurz bei Preußen Münster und im hohen Alter noch bei Bayer Uerdingen.

Sein wohl größter Erfolg gelingt in der Heimat

Der Übergang in die zweite Karriere gelang nahtlos: Mit Schalke schaffte er 1982 den ersten Aufstieg der Vereinsgeschichte, um im folgenden Januar nach einer Spielermeuterei wegen des harten Trainings zurückzutreten. Danach trieb es ihn in die weite Welt hinaus: In Island, Istanbul, Wien, Osaka, Ägypten, Malta und zuletzt Thailand hinterließ der Stoiker mit den buschigen Augenbrauen seine Spuren, auch wenn er nicht jeden Auftrag erfüllen konnte.

Sein wohl größter Erfolg gelang ihm aber in der deutschen Heimat, in Dresden. Die Sachsen gingen wegen des Verstoßes gegen die Lizenzauflagen mit der Hypothek eines Vier-Punkte-Abzugs in die Saison 1993/94, dennoch führte Held das Team auf Platz 13, mit seiner ganz eigenen Art: "Ich bin kein Unterhaltungskünstler, aber ich bin hier ja auch nicht als Rudi Carrell verpflichtet worden."

Patrick Kleinmann

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