Bei Nils Petersens Heim-Abschiedsgala am vergangenen Freitag gegen Wolfsburg (2:0), die sich für Streich wie "ein Märchen" anfühlte, rückte die ebenso bevorstehende Trennung eines weiteren verdienten SC-Spielers in den Hintergrund. Die von Jonathan Schmid.
Das sei angesichts des Abendverlaufs und der Bedeutung von SC-Rekordtorjäger Petersen normal gewesen, findet Streich, betonte am Donnerstag jedoch zugleich: "Es gab auch ein Plakat mit 'Merci, Johnny'. Alle wissen, was Johnny geleistet hat. Das wird auch gewürdigt." Insgesamt 218 Profipflichtspiele (31 Tore) hat der Außenbahnspieler, der schon in der A-Jugend unter Streich auflief, für Freiburg bestritten. Durch seine zusätzlichen Einsätze in Hoffenheim und Augsburg ist der Elsässer zudem weiterhin der Franzose, der - vor Franck Ribery (273 Einsätze) und mit weitem Abstand zu den aktuell aktiven Landsmännern - die meisten Partien in der Bundesliga absolviert hat.
Mit seiner Einsatzzahl sorgte Schmid vorab für großes Gelächter, bringt Streich damit gleichzeitig aber auch in die Bredouille. "Ich hatte keine Ahnung und habe in der Kabine gefragt: Johnny, wie viele Bundesligaspiele hast du jetzt? Und dann hat der Johnny ganz ruhig gesagt: 299. Ich bin zusammengebrochen in der Kabine, alle. Wir haben uns eine halbe Minute totgelacht, weil dadurch bringt er mich ja wieder in die Not, der Johnny. In eine lustige Not. Es war saumäßig, ich habe gedacht, ich höre nicht richtig", erzählte Streich: "Ich habe erst gedacht, er macht Spaß. Aber bei sowas macht er natürlich keinen Spaß."
Schmid meinte es vollkommen ernst und stellt sich wohl auch selbst die Frage: Bekommt er in Frankfurt die Möglichkeit, die spezielle 300er Marke zu erreichen? Zumindest wie zuletzt als Joker? Sicher kann er sich nicht sein. "Garantien kann ich keine geben. Es kann sein, dass wir's machen. Es kann aber auch sein, dass wir's nicht machen. 299 ist ja auch eine große, schöne Zahl, finde ich", erklärte Streich, sprach dafür aber drei andere Einsatzgarantien aus.
"Mark Flekken wird spielen", sagte Streich, ging aber nicht weiter auf die Personalie des Stammkeepers ein, der kurz vor einem Wechsel zum FC Brentford steht. Aufgrund von Nicolas Höflers Sperre nach seinem wenig verständlichen Rot-Foul gegen Luca Waldschmidt in der Nachspielzeit gegen Wolfsburg (Streich: „Ich habe mich natürlich darüber geärgert. Aber am meisten hat sich Chicco geärgert, weil er gar nicht so genau weiß, warum er so hingegangen ist.“) werde Yannik Keitel auflaufen. Zusammen mit Maximilian Eggestein im zentralen Mittelfeld.
Ein sicheres Startelfmandat für seinen Kapitän sprach Streich hingegen nicht aus. Nationalspieler Christian Günter hatte gegen Wolfsburg überraschend erstmals seit April 2017 zu Beginn eines Bundesligaspiels auf der Bank gesessen. Von Offensivtalent Noah Weißhaupt wurde der Dauerbrenner auf der linken Schiene ansprechend ersetzt und traf dann selbst kurz nach seiner Einwechslung zum wichtigen 1:0.
Günter sei in ungewohnter Rolle trotzdem vorangegangen und seine Spieler hätten sich gegen Wolfsburg als eine "richtig geile Mannschaft" präsentiert. Diese will nun unbedingt einen Sieg bei der Eintracht landen, um die eigenen Chancen zu erhöhen, vielleicht doch noch in die Königsklasse einzuziehen. Dafür dürfte das mit einem um vier Treffer besseren Torverhältnis ausgestattete Union Berlin im Heimspiel gegen Bremen nicht gewinnen - außer Freiburg gelänge ein verrückter Kantersieg in Frankfurt.
Ein möglicher Ergebnisdienst auf der Freiburger Reservebank wurde laut Streich noch nicht besprochen. "Wenn irgendwas aus dem Erwartbaren läuft in Berlin, werden sie mich informieren, aber sonst will ich nichts wissen, denn es geht um unser Spiel", betont Streich: "Wir wollen in Frankfurt ein tolles Spiel machen und versuchen zu gewinnen."
Sollte ein Sieg wegen eines parallelen Dreiers von Union dennoch nicht für die Königsklasse reichen, könne er damit leben. "Wenn wir 62 Punkte hätten und wären vier Tore schlechter als der Vierte in der Bundesliga, würde ich mich nicht wahnsinnig ärgern", sagt Streich: "Ich habe mich in Berlin auch nicht wahnsinnig geärgert, als wir im Elfmeterschießen das Pokalfinale verloren haben, denn irgendwann ist es fertig mit Ärgern und Ansprüche stellen. Sonst bist du irgendwann des Wahnsinns. Den probiere ich zu vermeiden."