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Thanksgiving in der NFL - und die Detroit-Dallas-Geschichte

Drei Spiele am Feiertag: US-Erntedankfest bedeutet auch Zeit für Football

Thanksgiving in der NFL - und die Detroit-Dallas-Geschichte

Allseits beliebt und schon seit Jahrzehnten in den USA etabliert: Thanksgiving in der National Football League.

Allseits beliebt und schon seit Jahrzehnten in den USA etabliert: Thanksgiving in der National Football League. imago images

Am vierten Donnerstag im Monat November ist es ein jedes Jahr soweit: Die USA feiern den staatlichen Feiertag Thanksgiving, Familien und Freunde reisen durchs gesamte Land, verbringen ihre Urlaubstage zusammen. Auf den Tisch kommt dabei wie jedes Jahr vielerorts ein gewaltiges Festmahl - und über die Flimmerkiste läuft von früh bis spät des Amerikaners liebster Sport.

Thanksgiving ist in Nordamerika schon seit 1863 ein besonderer Feiertag - und auch ein ganz besonderer Tag im American Football. Die ersten beiden Spiele werden dabei seit vielen, vielen Jahren immer in Detroit und in Dallas ausgetragen, das dritte und erst seit 2006 jährlich praktizierte Match findet zwischen zwei stets wechselnden Teams statt. Ein volles Drei-Gänge-Football-Menü steht also an.

Los geht es dabei um 18.30 Uhr (MEZ) mit dem Vergleich zwischen den offensivstarken sowie jüngst mit drei Siegen in Folge ausgestatteten Lions aus Detroit (4:6) und den als Super-Bowl-Anwärter gehandelten Bills aus Buffalo (7:3). Es folgt ab 22.30 Uhr (MEZ) das obligatorische Heimspiel der Dallas Cowboys (7:3) - und das hat es in sich: Die Texaner heißen die ebenfalls bei 7:3 stehenden New York Giants zum internen NFC-East-Clinch willkommen. Das könnte eine richtig spannende Angelegenheit werden. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag (2.20 Uhr) folgt noch der Auftritt der zuletzt komplett untergegangenen Minnesota Vikings (8:2) gegen die mit einem irren Touchdown kurz vor Schluss beim Duell mit den New York Jets (6:4) erfolgreichen New England Patriots (6:4).

Tradition - zugunsten zweier Teams

Eine große Frage stellt sich aber, wenn es in der National Football League Jahr für Jahr um die Dreifach-Action an Thanksgiving geht: Warum dürfen Detroit und Dallas stets vor heimischer Kulisse auftreten, müssen also keine weite Reise antreten und können sich so über ein besonderes Image freuen?

Ein cleverer Geschäftsmann

Story Detroit: Hierzulande dürfte es nicht so bekannt sein, dass die Lions seit vielen Jahrzehnten (!) stets an diesem US-Feiertag ein Heimspiel austragen dürfen. In den USA dagegen ist dieses Thema allgegenwärtig - und stößt bei anderen Teams teilweise auch sauer auf. Schließlich möchte jedes Franchise von höheren Einschaltquoten und einem exklusiven TV-Slot sowie dem damit verbundenen gesteigerten Interesse profitieren. Doch hierzu passt ein altes, deutsches Sprichwort: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst! Und die Lions sind eben vor langer Zeit das erste Team gewesen, das bezüglich Thanksgiving vorgeprescht ist und den Stein ins Rollen gebracht hat.

Detroit Lions

Fest verankert an Thanksgiving: die Detroit Lions. imago images/Icon SMI

Die Lions sind 1929 in Portsmouth als Spartans gegründet worden. George Richards, ehemaliger Direktor der Radiostation World Junior Records (WJR), hat das Team etwas später in die Großstadt Detroit verfrachtet.

Um in der Folgezeit mehr und mehr Fans anzuziehen, ordnet der Besitzer im Jahr 1934 an, Football am Thanksgiving Day steigen zu lassen. Hier haben die potenziellen Anhänger schließlich frei, können Zeit und Geld für ihr Football-Team aufwenden. Der Plan geht auf: Da der clevere Manager Richards nämlich mit seiner Radiostation Teil von "NBC Blue Network" gewesen ist, bringt er damals die Vorgesetzten dazu, das erste Spiel (16:19-Niederlage gegen Chicago) über 94 Stationen landesweit zu übertragen.

Und wenngleich der Erfolg rein aus sportlicher Sicht für die Lions in all den Jahren seither nicht festzustellen ist (überschaubare Bilanz von 37:43:2, zuletzt 2021 ein knappes wie überschaubares 14:16 gegen NFC-North-Rivale Chicago), so ist klar: Detroit hat merklich dazu beigetragen, dass Thanksgiving für unzählige Amerikaner ein Football-Festtag im Kreise der Liebsten ist.

Für die NFL selbst entpuppt sich der einstige Umzug der Lions mitsamt den Maßnahmen im Nachhinein ebenfalls als sehr erfolgreich, da sie im fünften Anlauf endlich ein Team in der "Motor City" etablieren können. Zudem sichert sich Detroit 1935 erstmals den NFL-Titel - im gleichen Jahr, als die Detroit Tigers zum ersten Mal die World Series gewonnen haben und kurz bevor die Detroit Red Wings den Stanley Cup zweimal in Folge (1936, 1937) gewinnen können.

Cowboys sichern sich den zweiten Platz

Tom Landry

Hat die Dallas Cowboys auch dank Thanksgiving so groß gemacht, wie sie heute sind: Legende Tom Landry. imago images

Story Dallas: Die stolzen Cowboys dürfen an Thanksgiving erstmals im Jahr 1966 ran, ehe das Prozedere ab 1978 und bis heute regelmäßig geworden ist. Und genau wie die Lions hoffen die Macher der Texaner damals darauf, ihr Image mit diesem besonderen Feiertags-Auftritt aufzupolieren. Gesagt, getan - und wieder sind hier clevere Planer am Werk. Denn das Franchise etabliert sich in jener Zeit unter dem legendären Head Coach Tom Landry, der zwischen 1960 und 1988 trainiert und die Cowboys 1971/72 (24:3 gegen Miami) und 1977/78 (27:10 gegen Denver) zum Super-Bowl-Sieg geführt hat. "America's Team" ward geboren. Der damalige General Manager Tex Schramm trägt in dieser Zeit enorm viel zum marketing-technischen Erfolg bei - unter anderem etabliert er die "Dallas Cowboys Cheerleaders".

Die Thanksgiving-Bilanz von Dallas, das gemeinhin aufgrund der heutzutage vielen Fans einfach als "America's Team" bezeichnet wird und vergangenes Jahr dramatisch mit 33:36 in der Overtime gegen die Las Vegas Raiders verloren hat, sieht derweil wie folgt aus: 31 Siege, 22 Niederlagen, ein Remis.

Spiel Nummer 3

Kurzum: Seit 1934 tragen die Lions nun schon in aller Regelmäßigkeit das erste Thanksgiving-Heimspiel aus, ehe seit 1978 Dallas immer an Detroit mit einer Partie vor heimischer Kulisse anschließt. Um allerdings auch andere der insgesamt 32 NFL-Teams in den Genuss kommen zu lassen, lässt die Liga seit 2006 ein drittes, stets flexibles Duell austragen (dieses Mal eben Vikings vs. Patriots). Der Zusatzgewinn daraus: Aus über sechs Stunden Football-Unterhaltung werden somit weit über neun - und der US-Feiertag Thanksgiving ist medial in der Hand des Footballs, was für die NFL natürlich satte Erlöse abwirft. Speziell, weil von etlichen Wirtschaftsunternehmen zusätzlich mächtig Werbung für den bevorstehenden Black Friday plus den anschließenden Cyber Monday geschaltet werden kann.

mag

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