Bundesliga (D)

Heidenheims Theuerkauf schlägt ein rasanteres Tempo ein

Heidenheim sorgt beim historischen Sieg gegen Werder für unnötige Spannung

Theuerkauf schlägt bei seinen Werten ein rasanteres Tempo ein

Norman Theuerkauf gehört in Heidenheim plötzlich zu den Stammkräften.

Norman Theuerkauf gehört in Heidenheim plötzlich zu den Stammkräften. IMAGO/Eibner

Ein paar Wochen ist es her, da löste eine Vertragsverlängerung in Heidenheim Applaus und Jubel aus. Bei der Aufstiegsfeier verkündete Norman Theuerkauf, seit 2015 beim FCH und mit 36 Jahren der älteste Akteur im Kader, dass er noch ein Jahr dranhängen werde, die Bundesliga könne er sich schließlich nicht entgehen lassen. Und der FCH wiederum machte schnell klar, dass der neue Vertrag für den mit Keeper Kevin Müller dienstältesten Profi nichts mit folklorischer Dankbarkeit zu tun habe.

Hohe Wertschätzung von Schmidt

So sehr der FCH die familiäre Komponente hochhält, so wenig ist er zugleich im knallharten Profi-Geschäft ein Ponyhof. Anders ausgedrückt: Das Leistungsprinzip thront ebenso wie bei anderen Profi-Standorten über allem. Wären Trainer Frank Schmidt und sein Stab nicht überzeugt gewesen, dass Theuerkauf die Bundesliga im Kreuz hat und der Mannschaft würde helfen können, der Defensiv-Allrounder hätte keinen Vertrag mehr erhalten. Das Gegenteil war und ist der Fall, die Wertschätzung für den 36-Jährigen war und ist eine sehr hohe. "Er ist für uns ganz wichtig", wurde und wird Schmidt nie müde zu betonen.

Eine Wichtigkeit, die sich für Außenstehende mit einem Blick auf die nackten Bilanzzahlen der vergangenen Saison nicht erschloss. Auf 21 Einsätze kam Theuerkauf, sechsmal spielte er dabei länger als 30 Minuten und viermal stand er in der Anfangself. Hinter jenen überschaubar scheinenden Werten steckt mehr, viel mehr. Das beginnt mit seinem Stellenwert in der Kabine, setzt sich über sein stetes Anschieben im Training fort und endet bei dem Umstand, dass er, sobald auf dem Rasen, der Mannschaft eine wichtige Stütze war. Siehe das furiose Finale in Regensburg, als er in der 55. Minute beim Stand von 0:1 eingewechselt wurde - am Ende stand bekanntlich ein hochdramatisches, den Aufstieg bringendes 3:2.

Schon jetzt bessere Statistiken als im Vorjahr

In der Bundesliga wird bereits nach dem vierten Spieltag auf dem Statistiktableau ersichtlich, warum sich die Verantwortlichen nach dem Aufstieg so erfreut gezeigt hatten, weiter auf den 36-Jährigen bauen zu können. In Sachen Anfangsformation schlägt er im Vergleich zur vergangenen Saison ein deutlich rasanteres Tempo an. Spielte er in der jüngsten Spielzeit erst am 15. Spieltag beim 3:0-Sieg über Paderborn erstmals von Beginn an, so schlagen nun bereits zwei Startelf-Einsätze zu Buche. Der erste beim 2:2 in Dortmund, der zweite folgte nun zugleich gegen Bremen.

Allein dieser Umstand drückt aus, dass der in Sachen Bundesliga trotz seines fortgeschrittenen Alters noch recht unerfahrene 36-Jährige (29 Bundesliga-Spiele für Eintracht Braunschweig) mit der höheren Spielklasse nicht fremdelt und zudem seine Vielseitigkeit unter Beweis stellt. Gegen den BVB verteidigte er auf der linken Seite und wartete dort zudem mit etwas auf, was ihm in der letzten Saison nicht gelang: Er bereitete ein Tor vor, und zwar das von Eren Dinkci zum 1:2.

Als 36-Jähriger so etwas erleben zu dürfen, ist sicher nicht alltäglich

Norman Theuerkauf

Gegen Werder zog ihn der Trainer als zweiten Sechser neben Lennard Maloney, als passende Antwort auf die mit zwei offensiven Achtern agierenden Nordlichter. Vier Spiele, zweimal Startelf und maßgeblich beteiligt beim ersten Bundesliga-Sieg des FCH überhaupt - kein Wunder, dass Theuerkauf nach dem spektakulären 4:2 ein breites, zufriedenes Grinsen zur Schau stellte: "Als 36-Jähriger so etwas erleben zu dürfen, ist sicher nicht alltäglich. Ich freue mich einfach auf jedes Spiel, das ich spielen darf und nehme das sehr gerne mit."

Kein Hoffenheim-Déjà-vu für Heidenheim

Dass der verdiente Erfolg kurzzeitig auf der Kippe stand, als Werder aus einem 0:2 ein 2:2 machte und ein Déjà-vu des 2:3 gegen Hoffenheim drohte, war der kleine Schönheitsfleck eines ansonst gelungenen Nachmittages. "Wir haben es kurzzeitig unnötig spannend gemacht. Und klar, schießt einem da kurz das Hoffenheim-Spiel durch den Kopf. Da wir aber schnell darauf das 3:2 gemacht haben, sind wir nicht zum Nachdenken gekommen", fasst er "das Spektakel" zusammen, das der FCH am Ende "hochverdient" für sich hatte entscheiden können. "Wie die Mannschaft auf den Rückschlag des Ausgleichs reagiert hat, zeigt, welche Moral und Mentalität in ihr steckt", ergänzt er Bekanntes. Typisch, für den Heidenheimer Weg, den Theuerkauf seit Jahren verkörpert.

Chris Biechele

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