Amateure (D)

Landespokal: Wacker Nordhausen schimpft über Spielort Jena

"Und wir Amateure? Wir gucken in die Röhre"

Thüringen-Pokal: Wacker Nordhausen schimpft über Final-Spielort Jena

Finale auf der Baustelle: Wacker Nordhausen muss im Landespokal-Endspiel zum FC Carl Zeiss Jena.

Finale auf der Baustelle: Wacker Nordhausen muss im Landespokal-Endspiel zum FC Carl Zeiss Jena. IMAGO/Karina Hessland

Der FSV Wacker Nordhausen ist nur noch einen Sieg vom DFB-Pokal entfernt. Doch nach Euphorie ist dem abstiegsbedrohten Oberligisten momentan nicht zu Mute, was klipp und klar daran liegt, dass der Thüringer Fußball-Verband (TFV) das Endspiel im Landespokal gegen den Regionalligisten FC Carl Zeiss Jena am 3. Juni (Samstag) in dessen Ernst-Abbe-Sportfeld austragen lassen will.

"Diese Entscheidung ist für uns als Wacker Nordhausen ein Schlag ins Gesicht", schreibt der FSV Wacker in einer Stellungnahme. Cheftrainer Maximilian Dentz sagt dazu: "Es ist sehr bedauernswert, dass man 48 Stunden nach diesem Pokalhalbfinale (dem 3:1 nach Verlängerung am 25. März beim Verbandsligisten SC Heiligenstadt; d. Red.) eine Entscheidung hingeworfen bekommt vom Fußballverband, ohne dass es eine Kommunikation mit dem Verein gab. Mit Hinblick, das man noch zehn Wochen Zeit hat bis zum Finale, um eine Lösung zu finden, mit der beide Vereine zufrieden sind. Bei der beide Fanlager eine gewisse Anreise haben. Bei der es einen neutralen Ort gibt."

Ich hatte nicht das Gefühl, dass das aktuell ein Stadion ist, wo ein gewisses Ambiente herrscht. Wo eine gewisse Stimmung auch für den Zuschauer vor dem Fernseher rüberkommt.

Maximilian Dentz über das Ernst-Abbe-Sportfeld

Sauer sei Dentz darüber, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Landespokal-Endspiele zwar seit Jahren als "Finaltag der Amateure" anpreise, in diesem Fall seiner Meinung nach aber der Amateurverein klar benachteiligt sei, wenn er beim großen Favoriten auswärts antreten müsse. Auch der Umstand, dass das Ernst-Abbe-Sportfeld derzeit eine Baustelle ist, veranlasst den Nordhäuser Trainer zu einem Kommentar: "Ich habe mir am Wochenende auch dort die Bilder anschauen dürfen aus dem Spiel gegen Meuselwitz und ich hatte nicht das Gefühl, dass das aktuell ein Stadion ist, wo ein gewisses Ambiente herrscht. Wo eine gewisse Stimmung auch für den Zuschauer vor dem Fernseher rüberkommt. Von daher glaube ich nicht, dass das ein Austragungsort ist, mit dem der Thüringer Fußball-Verband am besten seine Vereine und seinen Fußball im Bundesland präsentieren kann."

Für Dentz, der unter anderem auch schon Trainer bei der TSG Neustrelitz (Mecklenburg-Vorpommern) und dem FC Einheit Wernigerode (Sachsen-Anhalt) war, steht somit fest: "Ich persönlich kann nur sagen, dass ist das dritte Bundesland, in dem ich ein Finale spielen darf und so etwas Negatives habe ich noch nicht erleben dürfen."

Maximilian Dentz

Sieht seinen FSV Wacker Nordhausen klar benachteiligt: Trainer Maximilian Dentz, hier noch im T-Shirt des FC Einheit Wernigerode IMAGO/Köhn

Die Wut über die empfundene Ungleichbehandlung wolle der FSV sportlich für sich nutzen. Dentz: "Ich hoffe, dass diese Euphorie jetzt dadurch nicht gedrückt wird. Sondern dass wir das für uns in positive Energie umwandeln und da nach dem Motto hinfahren 'jetzt erst recht'. Jetzt gewinnen wir erst recht den Pokal. Jetzt ziehen wir noch mehr die Ellenbogen raus und werden noch mehr kämpfen."

Doch der 33-jährige Nordhausen-Coach schränkt ein: "Aber man muss natürlich auch ganz ehrlich sagen: Was ist, wenn wir eine frühere Anstoßzeit bekommen? Wir sitzen da über drei, dreieinhalb Stunden im Bus. Die meisten Jungs von uns werden bis 17 oder 18 Uhr am Freitag arbeiten dürfen oder müssen. Und wenn wir eine frühere Zeit bekommen, dann sitzen wir ab 6 Uhr morgens im Bus und die Profis aus Jena? Die können abends ganz in Ruhe Abschlusstraining machen, können noch was zusammen essen, lassen sich alle noch massieren. Können ausschlafen und gehen als Team noch zusammen frühstücken. Und wir Amateure? Wir gucken in die Röhre."

Unter den letzten Heimspielen des FCC waren mehrere Sicherheitsspiele, die ohne große Probleme durchgeführt werden konnten.

Stellungnahme des Thüringer-Fußball-Verbands

Diese Kritik will der Verband nicht einfach so stehen lassen, wenngleich TFV-Präsident Udo Penßler-Beyer einräumt: "Natürlich kann ich den Unmut, insbesondere des FSV Wacker 90 Nordhausen und seiner Fans, nachvollziehen." Doch Penßler-Beyer und sein Verband sehen in ihren Augen gute Gründe, warum das Endspiel in Jena ausgetragen wird: "Bei der Finalpaarung handelt es sich um ein Spiel mit erhöhtem Sicherheitsrisiko. Beachtet werden müssen bei der Stadionwahl gemeinsame Anreisewege (Zug) der Zuschauer sowie die Zuwegung zum Stadion. Eine Fantrennung bzw. sicherheitstechnische und bauliche Vorkehrungen, die finanziell stemmbar sind, müssen geschaffen werden. Demnach muss diese Veranstaltung für die austragende Stadt auch zumutbar sein."

Jena habe sich offenbar bewährt: "Unter den letzten Heimspielen des FCC waren mehrere Sicherheitsspiele, die ohne große Probleme durchgeführt werden konnten", unterstreicht der Verband.

Darüberhinaus erfülle das Ernst-Abbe-Sportfeld auch die Anforderungen für eine TV-Liveübertragung. Der TFV kommt daher zu dem Schluss: "Das Endspiel nach Besichtigung aller möglichen Optionen in Jena stattfinden zu lassen, ist alternativlos."

stw

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