Wolfsburgs Trainer Ralf Kellermann tauschte nach dem 2:0 gegen Turbine Potsdam einmal Personal und brachte Henning für Maritz (Bank) im Abwehrzentrum. Die Schwedinnen setzten ihre Hoffnungen in der Offensive auf die Brasilianerin und ehemalige Weltfußballerin Marta und die beste Torschützin Press.
Tyresö begann etwas aktiver, nutzten in den Anfangsminuten das ein oder andere Mal die Schnelligkeit von Marta und Press. Nach einem Kessler-Foul hatte Boquete per Freistoß die erste gute Möglichkeit der Partie, scheiterte aber an der Wolfsburger Mauer (5.). Danach kam der Titelverteidiger besser in die Partie und übernahm vor allem dank der Präsenz von Goeßling das Mittelfeld. Im Spiel nach vorne fehlte dem letzten Pass aber noch die Genauigkeit (Beispiel: Blässe, 10.). Den ersten vernünftigen Abschluss hatte Popp, als sie eine Blässe-Flanke nicht in Richtung Tor köpfen konnte (14.).
Schreckmoment für Goeßling
Sekunden später lag Goeßling blutüberströmt am Boden. Im Kopfballzweikampf mit Dahlkvist hatte die Deutsche einen Ellbogen ins Gesicht bekommen. Die Skandinavierinnen nutzten die zwischenzeitliche Überzahl während Goeßlings Behandlung, um sich in der VfL-Hälfte festzusetzen. Doch mehr als eine harmlose Klingenberg-Hereingabe sprang in dieser Phase nicht heraus. Nach etwa fünf Minuten kam Goeßling mit großem Pflaster und neuem Trikot zurück und mit ihr Sicherheit im Wolfsburger Spiel. Müller durfte im Fünfmeterraum drauflos stochern, doch die schwedische Schlussfrau Söberg war auf dem Posten (25.).
Nach einer knappen halben Stunde leistete sich VfL-Spielführerin Kessler einen fatalen Ballverlust im Aufbau. Boquete legte quer auf Marta, die einen kernigen Antritt hinlegte und die Wolfsburger Abwehrreihe durchschnitt wie ein heißes Messer die Butter. Frei vor Schult schoss sie links unten ein (28.). Und es kam noch dicker: Im nächsten Angriff hielt Press so lange den Ball in vorderster Front, bis Boquete nachgerückt war und die Press-Flanke per Direktabnahme verwertete (30.) - Tyresö führte 2:0! Wolfsburg war geschockt und fand auch in der Folge kein Mittel, die schwedische Defensive zu knacken. Bunte und Blässe kamen hin und wieder in Position, doch waren ihre Flanken allesamt zu ungenau. Müller durfte sich kurz vor der Pause noch versuchen, scheiterte aber an Söberg (42.).
Wolfsburg wie ausgewechselt
Mit Faißt für Wagner und auch sonst wie ausgewechselt kam der Titelverteidiger aus der Pause zurück. Es dauerte keine 120 Sekunden, ehe Blässe Popp mustergültig bediente und die Mittelstürmerin aus sieben Metern wuchtig einnickte (47.) - der schnelle Anschluss war geschafft. Und der VfL war nun heißgelaufen. Müller tauchte nur kurz darauf komplett frei vor Söberg auf, brachte aber nur ein Schüsschen zu Stande (49.). Kesslers Drehschuss klärte eine Verteidigerin auf der Linie (50.) und dann war es soweit: Wieder war Müller frei durch, dieses Mal blieb sie aber cool und schoss in die kurze Ecke (53.) - der Ausgleich!
Marta packt den Zauberfuß aus
Das Spiel hatte nun ein irrwitziges Tempo aufgenommen, es ging hin und her. Press scheiterte aus nächster Nähe an Schult (54.), dann spielte Marta ihre ganze Klasse aus. Technisch anspruchsvoll ließ sie zwei VfL-Verteidigerinnen aussteigen, um anschließend mit rechts in die rechte Ecke zu schlenzen (56.).
Der Anschluss: Popp fliegt heran und nickt das Leder in die Maschen. imago
Der Marta-Geniestreich nahm dem Deutschen Meister etwas den Wind aus den Segeln. Die ganz großen Möglichkeiten blieben in der Folge aus. Als Klingenberg vom Platz humpelte und behandelt werden musste, nutzte Popp die Gunst der Stunde und steckte mit viel Übersicht auf Faißt durch. Die ließ sich nicht zweimal bitten und glich mit viel Tempo im Rücken per Linksschuss aus 13 Metern aus (67.). Der erneute Ausgleich! Klingenberg musste schließlich raus und wurde von Klinga ersetzt (69.).
Auch wenn in dieser Phase die großen Möglichkeiten rarer wurden, verlor die Partie nie an Intensität und Spannung. Die Mannschaften beharkten sich in leidenschaftlichen Zweikämpfen, raubten sich gegenseitig die Kräfte. Eine Energieleistung von Kessler brachte dann die erste Wolfsburger Führung. Die Spielführerin tankte sich auf rechts durch und hatte das Auge für Müller im Zentrum, die das Leder aus kürzester Distanz über die Linie bugsierte (80.). Das Spiel war gedreht, aber noch lange nicht vorbei. Tyresö blies zur großen Schlussoffensive, schlug die Bälle hoch und weit in die VfL-Hälfte.
Doch Fischer & Co. behielten die Ruhe und bereinigten sämtliche brenzlige Situationen. Nach 93 Minuten erlöste Schiedsrichterin Monzul den VfL und besiegelte die erfolgreiche Titelverteidigung. Der Jubel auf dem Rasen kannte beim VfL nach diesem dramatischem Spiel keine Grenzen.
Am kommenden Sonntag (16 Uhr) empfängt Tyresö den Spitzenreiter FC Rosengard. Am gleichen Tag (14 Uhr) erwartet der VfL die SGS Essen.