Bundesliga (D)

Was ein Abstieg für Schalke bedeuten würde

Nächster XXL-Kaderumbruch, Finanzeinbußen, Reis bleibt

Was ein Abstieg für Schalke bedeuten würde

Achter der Rückrunde und doch ein Absteiger? Schalke kämpft mal wieder um den Klassenerhalt.

Achter der Rückrunde und doch ein Absteiger? Schalke kämpft mal wieder um den Klassenerhalt. IMAGO/Vitalii Kliuiev

Die Saison 2020/21 war der reinste Horror. Schalke 04 brach seinerzeit einen Negativrekord nach dem nächsten, die Vereinsführung musste sich nach wochenlangen Querelen ("Rangnick-Gruppe") in einem kräftezehrenden Prozess erst einmal wieder neu aufstellen, die Mannschaft war vollkommen am Ende, nicht nur tabellarisch. Schalke, der reinste Scherbenhaufen. Sogar die Sorge vor einem Komplettabsturz in die sportliche Bedeutungslosigkeit war alles andere als an den Haaren herbeigezogen.

Die Königsblauen schafften bekanntlich das Wunder und kehrten nur ein Jahr später als Zweitligameister ins Oberhaus zurück, nun stehen sie aber erneut vor dem Abstieg in die 2. Liga. Selbst bei einem Unentschieden in Leipzig am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) wäre Schalke auf Schützenhilfe angewiesen, um wenigstens noch den Relegationsrang zu erreichen, vom (theoretisch noch möglichen) direkten Klassenerhalt ganz zu schweigen.

Rückschlag auf dem Weg zu alter Größe

Ein abermaliger Niedergang, der fünfte nach 1981, 1983, 1988 und 2021, würde den FC Schalke 04 erneut hart treffen, es wäre ein herber Rückschlag beim Bestreben, sich wieder zu einer nationalen Größe zu entwickeln. Vor allem die angespannte Finanzlage wird sich wieder zuspitzen. Existenzbedrohend dürfte sie durch einen erneuten Abstieg nicht werden, doch die Einbußen wären spürbar. Exemplarisch: Das Team-Budget würde sich von fast 40 auf knapp 20 Millionen Euro halbieren.

Bundesliga, 34. Spieltag

Auseinanderzubrechen droht der Klub, der die Lizenz für die 1. und 2. Liga ohne Auflagen erhalten hat, diesmal aber nicht. Anders als 2021 bestehen mittlerweile gefestigte Strukturen, vor allem in der Führung um das Vorstandstrio Bernd Schröder (Vorsitz), Christina Rühl-Hamers (Finanzen) und Peter Knäbel (Sportvorstand). Weiterentwicklungen sind aber nötig, beispielsweise lässt die angekündigte Verstärkung für die Abteilung Kaderplanung in Person eines Sportdirektors immer noch auf sich warten.

Sportdirektor gesucht - Kader wird bei Abstieg wieder eine Großbaustelle

Der wird dringend benötigt. Erst recht im Abstiegsfall mutiert der Kader wieder einmal zur Großbaustelle. Die Mannschaft würde sich auflösen, Leistungsträger wie Moritz Jenz, Sepp van den Berg, Alex Kral, Tom Krauß und Maya Yoshida wären definitiv weg, für Spieler wie Marius Bülter und Rodrigo Zalazar gäbe es im Oberhaus einen Markt. Und Schalke bräuchte das Geld.

Immerhin - und untypisch für diesen stets unruhigen Klub: Eine Trainerdiskussion gibt es auf Schalke in diesen schweren Zeiten nicht. Thomas Reis, der die Mannschaft stabilisiert und sie - Stand jetzt - auf Platz acht der Rückrundentabelle geführt hat, sitzt fest im Sattel. Schalke dürfte versuchen, den 2024 auslaufenden Vertrag, der auch für die 2. Liga gilt, vorzeitig zu verlängern.

Fazit: Ein Komplettabsturz droht dem FC Schalke diesmal nicht, ein Abstieg würde den Verein aber in mehreren Bereichen stark schwächen. Zweifel wären angebracht, ob Schalke erneut die direkte Rückkehr in die Bundesliga schaffen könnte. Sollte der Verein doch noch die Klasse halten, würde ihm das einen immensen Schub geben. Dann ist es dem FC Schalke zuzutrauen, dass er sich in den nächsten Jahren tatsächlich wieder zu einer sportlich nationalen Größe entwickelt.

Toni Lieto

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