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Wer sollte mehr Angst haben? Arsenal im Check

Premier-League-Vorschau, Teil 3

Wer sollte mehr Angst haben? Arsenal im Check

Zuletzt schoss Arsenal alles kurz und klein - traut Trainer Mikel Arteta (re.) dem Braten schon?

Zuletzt schoss Arsenal alles kurz und klein - traut Trainer Mikel Arteta (re.) dem Braten schon? imago images (2)

Der Höhepunkt, am vergangenen Samstag im Emirates Cup, erfolgte schließlich auf eine Weise, die dann schon ein bisschen mehr an Erklärung verlangt als "Ist ja nur die Vorbereitung". Der FC Arsenal zerlegte das spanische Top-Team FC Sevilla mit 6:0 in seine Einzelteile und lässt die eigenen Fans davon träumen, selbst wieder ein (englisches) Top-Team zu sein. Ist den Gunners das zuzutrauen?

Wie lief das Transferfenster?

Schon jetzt, so sollte man meinen, hat Gabriel Jesus seine gut 50 Millionen Euro Ablöse mehr gerechtfertigt, als das Rekordtransfer Nicolas Pepé mit seinen 80 Millionen je gelungen ist. Sieben Tore in fünf Testspielen sind eine Ansage und deuten vehement darauf hin, dass Arsenal nicht nur erneut tief in die Tasche gegriffen hat, sondern dabei diesmal auch ziemlich intelligent vorgegangen ist.

Neben Gabriel Jesus hat Trainer Mikel Arteta von seinem einstigen Lehrmeister Pep Guardiola auch den vielseitigen Oleksandr Zinchenko abgeworben (35 Millionen). Beide werden nicht nur Soforthilfen sein, sondern Arsenal mit hoher Wahrscheinlichkeit auch insgesamt besser machen. Außerdem kamen mit Fabio Vieira (FC Porto, 40 Millionen), der sich vielleicht noch an die Premier League gewöhnen muss, aber schon einiges an Qualität mitbringt, und dem 19-jährigen Talent Marquinhos (FC Sao Paulo, 3,5 Millionen) weitere Angreifer, die den Kader in puncto Durchschlagskraft verstärken können.

Wirklich "verloren" haben die Gunners - ebenfalls in der Offensivabteilung - nur Alexandre Lacazette (ablösefrei zurück nach Lyon), dessen Torbeteiligungen Gabriel Jesus, Bukayo Saka oder Gabriel Martinelli aber schon längst vergessen gemacht haben.

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Was macht Hoffnung, was Sorgen?

Hoffnung macht natürlich die Vorbereitung. Beginnend mit fünf Toren beim 1. FC Nürnberg, endend mit einem 4:0 gegen Chelsea und dem 6:0 gegen Sevilla. Die Abgänge von Pierre-Emerick Aubameyang und Lacazette scheinen mehr als kompensiert zu sein, außerdem verteilen sich die Tore nun auf mehrere Spieler. Arsenals Angriff - um Neu-Kapitän Martin Ödegaard - ist richtig gut.

Was ist aber mit der Defensive? Die große Verstärkung auf dem Transfermarkt gab es für diesen Mannschaftsteil nicht, auch wenn Zinchenko nominell Linksverteidiger spielen kann und das zunächst wohl auch spielen wird. Mit Leih-Rückkehrer William Saliba (21, zuletzt in Marseille) kriegt der Vorjahres-Fünfte aber quasi doch einen neuen Mann, der mit dem Brasilianer Gabriel aller Voraussicht nach die Stamm-Innenverteidigung bilden wird. Ben White, der Arsenal vergangenen Sommer über 50 Millionen Euro wert gewesen war, rückt nach rechts.

William Saliba (re.)

Kann er Arsenals Abwehr eine Klasse besser machen? Leih-Rückkehrer William Sailba (re.). IMAGO/Offside Sports Photography

Sorgen machen derweil weniger die augenscheinlich verbesserten Gunners selbst, sondern vielmehr die Konkurrenz. Und deren Qualität. Sollte Arsenal offensiv zumindest mit Chelsea, Tottenham oder auch Manchester United mindestens mithalten können, wäre es trotz einer optimierten Abwehr vermessen, in diesem Aspekt jenseits des vierten Platzes zu schielen, der wohl das ausgemachte Saisonziel sein sollte. Defensiv sind City, Liverpool und Chelsea den Nordlondonern noch immer voraus. Womöglich deutlich voraus.

Die Prognose

Arsenal hat sich verbessert. Arsenals Problem: Auch die unmittelbare Konkurrenz Tottenham und ManUnited hat das in diesem Transfersommer getan - die Red Devils in erster Linie auf der Trainerposition.

Die Meisterschaft werden ManCity und Liverpool erneut unter sich ausmachen, der Titel bleibt für die Gunners, denen diese Konstanz über 38 Spieltage nicht zuzutrauen ist, vorerst außer Reichweite. Auch die Mittelfeldzentrale um Granit Xhaka oder Thomas Partey ist weiterhin zu schwach. Ein Champions-League-Platz, den Arteta und Co. nicht nur gerne in Angriff nehmen werden, sondern auch unbedingt mal wieder erreichen sollten, wird allerdings ebenfalls zur Herausforderung.

Da die Spurs, United und selbst ein kadertechnisch noch unvollendetes Chelsea aber ebenfalls diese eine Ebene hinter dem Top-Duo rangieren, stehen Arsenal zwischen Platz drei und sechs alle Möglichkeiten offen. Den Ausgang wird die Antwort auf die Frage bestimmen, wer nun mehr Angst vor dieser tollen Vorbereitung haben muss: die Konkurrenz oder doch die Gunners selbst, die sich durch einen zu euphorischen und unkonzentrierten Saisonstart wieder früh vieler Chancen berauben könnten.

Niklas Baumgart

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