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WM 2022: DFB-Team setzt ein Zeichen beim Mannschaftsfoto

Nach Wirbel um "One Love"-Binde

"Wir wollten unbedingt was machen": DFB-Team setzt Zeichen beim Mannschaftsfoto

Stummer Protest der deutschen Nationalmannschaft vor dem WM-Auftakt gegen Japan.

Stummer Protest der deutschen Nationalmannschaft vor dem WM-Auftakt gegen Japan. Getty Images

Das Thema "One Love"-Kapitänsbinde spielte auch unmittelbar vor dem Anpfiff des ersten deutschen Spiels bei der WM 2022 in Katar eine Rolle. Nachdem die FIFA das Tragen der Binde als Botschaft für Diversität und Toleranz verboten hatte, setzten die elf Startelfspieler am Mittwoch ein anderes Zeichen.

Als sich Manuel Neuer, Joshua Kimmich & Co. nach den Hymnen im Khalifa International Stadium zum Mannschaftsfoto aufstellten, hielten sich alle elf demonstrativ den Mund zu. "Ihr könnt uns nicht den Mund verbieten", sollte diese Geste in Richtung der FIFA bedeuten. Der Weltverband hatte dem DFB und den anderen sechs beteiligten europäischen Verbänden sportliche Sanktionen angedroht, sollten sie die "One Love"-Binde bei der WM tragen. Neuer hatte gegen Japan stattdessen die "No Discrimination"-Binde am Arm, die von der FIFA zur Verfügung gestellt wurde.

"Uns die Binde zu verbieten, ist wie den Mund zu verbieten"

"Wir wollten mit unserer Kapitänsbinde ein Zeichen setzen für Werte, die wir in der Nationalmannschaft leben: Vielfalt und gegenseitiger Respekt. Gemeinsam mit anderen Nationen laut sein. Es geht dabei nicht um eine politische Botschaft: Menschenrechte sind nicht verhandelbar", hieß es kurz nach dem Anpfiff auf dem Twitter-Account des DFB. "Das sollte selbstverständlich sein. Ist es aber leider immer noch nicht. Deshalb ist uns diese Botschaft so wichtig. Uns die Binde zu verbieten, ist wie den Mund zu verbieten. Unsere Haltung steht."

zum Spiel

Nach der Auftaktniederlage gegen Japan nahm auch Kapitän Neuer Stellung zu dieser Aktion. "Wir lassen uns vielleicht die Binde nehmen, aber wir lassen uns niemals unsere Stimme nehmen", so der Schlussmann, der ausführte: "Wir stehen für Menschenrechte ein. Das wollten wir damit zeigen. Dass wir uns von der FIFA vielleicht den Mund haben verbieten lassen - das machen wir vielleicht mit der Kapitänsbinde auf dem Platz, aber für unsere Werte stehen wir immer." Die Idee sei im Mannschaftskreis entstanden. "Wir wollten unbedingt was machen, und wir haben überlegt, was man machen kann. Uns war klar, dass wir ein Zeichen setzen wollten", sagte Neuer. "Das ist ein Fingerzeig."

Der dänische Verband hatte am Mittwoch in Person von Direktor Jakob Jensen erklärt, dass die FIFA "mindestens eine Gelbe Karte" angedroht habe. DFB-Präsident Bernd Neuendorf warf der FIFA vor, "mit Einschüchterung und Druck" zu arbeiten.

Im TV-Weltbild, über das der Weltverband redaktionell entscheidet und das er weltweit den Fernsehanstalten zur Verfügung stellt, war die Geste der deutschen Nationalspieler nicht zu sehen, dort wurde stattdessen zu diesem Zeitpunkt die deutsche Aufstellung eingeblendet. Die ARD, die zu den Auftritten der DFB-Auswahl zusätzliche eigene Kameras im Einsatz hat, konnte die Szene zumindest von der Seite live zeigen.

Ob in Katar noch weitere Aktionen als Reaktion auf das Vorgehen der FIFA folgen, bleibt abzuwarten. Neuendorf hatte weitere Gespräche mit den beteiligten Verbänden angekündigt. Außerdem prüft der DFB rechtliche Schritte gegen das Verbot. Der niederländische Rundfunk NOS berichtete allerdings am Mittwoch, dass sich die sieben Verbände darauf geeinigt hätten, zumindest vorerst nicht vor den Internationalen Sportgerichtshof (Cas) zu ziehen.

jpe