Motorsport

Wittmann im Interview: "Hoffentlich geht alles gut aus"

DTM geht in Nürnberg in die vierte Runde

Wittmann im Interview: "Hoffentlich geht alles gut aus"

Der Fürther Marco Wittmann freut sich auf das DTM-Rennen in Nürnberg.

Der Fürther Marco Wittmann freut sich auf das DTM-Rennen in Nürnberg. IMAGO/Andreas Beil

BMW-Pilot Marco Wittmann (32), zweimaliger DTM-Champion und Norisring-Sieger 2018, erklärt, warum das Rennen in Nürnberg für ihn weiter etwas ganz Besonderes ist - und wie sich die DTM den Fragen der Zukunft stellt.

Herr Wittmann, fahren Sie gern auf dem Norisring?

Ja, auf jeden Fall.

Warum?

Weil es der einzige Stadtkurs im Rennkalender ist. Die Gestaltung des Fahrerlagers, zigtausende Fans auf der Steintribüne, dieses fast magische Flair gibt es sonst nirgends. Und für mich als Fürther ist es auch noch das Heimrennen, das macht den Norisring sehr besonders.

Aber finden Sie die Strecke wirklich anspruchsvoll?

Absolut. Man darf sich hier noch weniger Fehler erlauben, es gibt kaum Auslaufzonen, sondern dann kommt sofort die Mauer oder die Leitplanke. Durch die kurze Strecke ist außerdem ständig sehr viel Verkehr, also ist wirklich höchste Konzentration gefragt.

Auf den 2,3 Kilometern gibt es nur vier Kurven.

Aber die Strecke hat ihre Tücken. Durch die vielen Bodenwellen und Kanaldeckel sind die Bremsphasen schwierig, in der ersten Kurve müssen wir von 280 km/h runter auf gut 50. Der Ausgang vom Schöller-S ist ebenfalls knifflig, möglichst nah an die Mauer ran, aber eben nicht crashen, das alles ist schon sehr speziell.

Norisring in Nürnberg

Hier wird die DTM, wie im vergangenen Jahr, ihre Runden drehen. imago images/imagebroker

Wegen des großen Feldes mit 29 Autos wird nun das Qualifying erstmals in zwei Gruppen aufgeteilt. Vernünftig?

Ja, eine fast logische Entscheidung, so hat jeder die Chance, eine freie Runde hinzulegen. Aber im Rennen sind wir wieder 29, da wird die Startphase gleich in der Grundig-Kehre spannend. Und in der Boxengasse wird es für Autos und Mechaniker höllisch eng. Hoffentlich geht alles gut aus.

Bekommt man die Atmosphäre im Auto überhaupt mit?

Beim Fahren ist man im Tunnel. Aber vor und nach den Sessions bekommt man das sehr wohl mit. Ich genieße es jedes Mal.

Ist die Strecke also noch zeitgemäß?

Definitiv. Man merkt ja, dass die neuen, ultramodernen Strecken mit ihren riesigen Auslaufzonen gar nicht mehr so sehr den Reiz haben. Ich fahre gern auf Old-School-Pisten mit Schotter oder Gras neben dem Asphalt - oder wie jetzt auf einem Stadtkurs. Der Mix macht es aus, wir Fahrer lieben das.

Anwohner in Nürnberg allerdings beschweren sich wieder über den Lärm in der Stadt, Klimaaktivisten haben Proteste angekündigt.

Die Lärmthematik gibt es hier ja schon seit Jahrzehnten, aber es ist auch nur ein Wochenende im Jahr. Genau wie Rock im Park. Und am Flughafen ist übrigens ständig Betrieb. Manchmal bin ich die Lärm-Diskussionen ehrlich gesagt etwas leid. Aber dem Thema Nachhaltigkeit stellen wir uns sicherlich, keine Frage.

Ab 2023 wird die DTM womöglich komplett auf E-Fuels, also nicht-fossile Kraftstoffe, umgestellt. Das wird allerdings kaum reichen.

Das ist eine kurzfristige Maßnahme. Hier kann der Motorsport wieder eine Vorreiterrolle einnehmen, was man vielleicht später in der Serie wiederfindet. Auf lange Sicht wird auch das Projekt DTM electric angegangen, dazu e-Sports. Dieses Säulen-Modell spricht vielleicht auch neue Zielgruppen an, was wiederum sehr interessant ist.

Wie ist es bei Ihnen privat? Müssen Sie sich inzwischen manchmal dafür entschuldigen, im Motorsport ihr Geld zu verdienen?

Privat nicht, mein ganzer Familien- und Freundeskreis ist begeistert vom Motorsport. Ich gebe zu: Ich bin ein Rennfahrer der eher alten Schule, es muss laut sein und vielleicht auch etwas nach Benzin riechen. Denn das weckt auch Emotionen. Aber wir müssen auch offen sein für neue, nachhaltige Entwicklungen.

Interview: Martin Gruener