2. Liga

Als der GAK als Meister nach drei wilden Nächten auch den Cup gewann

"Nichts trainiert, nur gefeiert"

Als der GAK als Meister nach drei wilden Nächten auch den Cup gewann

Mario Majstorovic feierte im Jahr 2004 mit dem GAK nach drei wilden Partynächten auch den Sieg im Stiegl-Cup.

Mario Majstorovic feierte im Jahr 2004 mit dem GAK nach drei wilden Partynächten auch den Sieg im Stiegl-Cup. GEPA pictures

Der Grazer AK ist zurück im Fußball-Oberhaus und das fast exakt zwei Jahrzehnte nach seinen größten Erfolgen. In der Saison 2003/04 holten die "Rotjacken" souverän das Double. Mario Majstorovic erinnert sich im Gespräch mit dem kicker an "wunderschöne, aber auch turbulente Zeiten".

Majstorovic wechselte ausgerechnet zur Meistersaison zum GAK. "Ich habe damals noch beim FAC in der Regionalliga gespielt. Hannes Weninger, der damals Sportdirektor beim GAK war, hat mich drei, vier Mal beobachtet", erzählt der heute 47-Jährige. Doch dann ging alles schnell. Majstorovic wechselte von Wien nach Graz und hatte vor allem zu Beginn seiner Zeit in Graz zu kämpfen. "Weil einfach ein sehr guter Kader da war. Gleichzeitig mit mir ist Michael Goossens zum Verein gekommen. Der hat früher bei Schalke in der Bundesliga gespielt. Aber auch sonst war das eine ganz starke Truppe. Aufhauser, Amerhauser, Tokic, Bazina, da waren wirklich gute Leute dabei."

"Schoko" Schachner als Meistermacher

Folgedessen hat Majstorovic zunächst einmal überhaupt nicht gespielt. "Mein erstes Spiel war dann ausgerechnet gegen die Austria in Wien, wo ich in der Akademie gewesen bin. Da haben wir 1:0 gewonnen und von da an hatte ich auch das Vertrauen vom Trainer." Der war niemand geringerer als Walter Schachner. "Schoko" Schachner, wie er gerne genannt wird, weil er als Kind stets einen Schokoriegel dabei hatte, führte den GAK sensationell zum Titel. Es war der erste der Vereinsgeschichte. Der GAK war ganz oben angekommen.

Ich weiß, wir sind nicht im Stande dazu.

Mario Majstorovic erinnert sich an Walter Schachners Worte vor dem Cupfinale

"Gefühlt haben wir mit 100.000 'Roten' in der Stadt gefeiert. Wir waren drei Tage und drei Nächte nur unterwegs, aber alle zusammen. Wir haben nichts trainiert, nur gefeiert", kommt Majstorovic ins Schwärmen. Und dann? Dann hatte der GAK noch das Cupfinale gegen die Wiener Austria zu spielen. "Eigentlich unmöglich."

"Vor dem Finale hat Schachner zu uns gesagt (lacht): 'Jungs, was soll ich euch sagen. Die Meisterschaft haben wir gewonnen, den Cup wollen wir gewinnen. Aber es ist jetzt eh egal, denn ich weiß, wir sind nicht im Stande dazu.' Und dann gewinnst du auch noch den Cup", erzählt Majstorovic und schüttelt dabei den Kopf. "Damit hat einfach niemand gerechnet. Einerseits hatten wir das unserer Moral zu verdanken, aber andererseits hatten wir auch richtig Qualität."

Der Anfang vom Ende

Doch mit dem Double begann eigentlich der Anfang vom Ende. In den folgenden Jahren konnte der Verein nicht mehr an die Erfolge anknüpfen, verpasste in der Saison 2005/06 erstmals die Qualifikation für einen europäischen Bewerb seit der Saison 1996/97. Doch viel schlimmer: Der Verein häufte Schulden an und musste, obwohl es nach sportlichen Kriterien für den Klassenerhalt gereicht hätte, zur Saison 2007/08 in die dritte Liga absteigen. "Die Mannschaft, die wir hatten, hat nicht wenig Geld gekostet. Und der GAK hatte damals nicht einen Stronach wie die Austria oder einen Mateschitz wie die Salzburger. Klar hatten auch wir starke Sponsoren, Liebherr zum Beispiel. Doch über die Jahre war das nicht mehr zu stemmen."

Der Durchmarsch des GAK zurück in die Bundesliga

Keine drei Jahre lagen zwischen Meistertitel und Abstieg. "Natürlich tat es weh zu sehen, wie alles auseinanderbricht", grübelt Majstorovic noch heute und legt sich fest: "Wenn wir zusammengeblieben wären, dann wären wir wieder unter den ersten drei oder vier Teams in Österreich gewesen."

Nationalteam-Einberufung als Booster

Doch es kam anders. Die Mannschaft zerbrach, Mario Bazina wurde von Rapid verpflichtet, Rene Aufhauser wechselte zu Salzburg, Mario Tokic zur Austria. Und Mario Majstorovic? Auch er hatte eine Reihe von Angeboten: "Ich war 30 Jahre, wurde erstmals ins Nationalteam einberufen und war eine Woche auf Malta dabei. Das hat mir sicher geholfen, denn dadurch habe ich das Interesse anderer Vereine auf mich gezogen", ist sich der frühere Defensivspieler sicher und schildert: "Gleich nachdem der GAK Konkurs angemeldet hat, hat mich Sturm mit Sportdirektor Walter Hörmann angerufen. Die wollten mich unbedingt haben." Auch Pasching und Rapid sollen angerufen haben. "Entschieden habe ich mich aber für die Austria."

Der GAK hingegen weilte einige Jahre in der dritten Liga, ehe es erst zur Schließung des Spielbetriebs, zur Neugründung und zum Durchmarsch von der achten Leistungsstufe bis in die Regionalliga kam. Nach fünf Jahren in der 2. Liga gelang im Mai 2024 die Rückkehr ins Oberhaus. "Ich habe gewusst, dass es der Klub irgendwann wieder ganz nach oben schafft. Aber so etwas braucht eben seine Zeit", sagt Majstorovic, der die Geschehnisse beim Klub aus der Ferne verfolgt: "Es freut mich irrsinnig für den GAK. Ich war vier Jahre in Graz und habe dort eine sehr schöne Zeit erlebt. Kontakt zu den Leuten, die heute beim Klub tätig sind, habe ich nicht. Dafür bin ich zulange weg. Aber zu ehemaligen Mitspielern wie Bazina oder Tokic sehr wohl."

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Michael Chudik