Argentiniens Coach Alejandro Sabella setzte in seiner Aufstellung in der Abwehr auf eine Dreierkette mit Campagnaro, Fernandez und Garay, die bei Ballbesitz des Gegners mit den Außen Rojo (links) und Zabaleta (rechts) zu einer Fünferkette wurde. Im Angriff verzichtete Sabella auf Higuain. Stattdessen wählte der Trainer der Südamerikaner eine Variante mit Superstar Messi und Aguero, die - vor dem Sechser Mascherano - aus dem Mittelfeld von Maxi Rodriguez und di Maria unterstützt wurden.
Der Nationaltrainer von Bosnien-Herzegowina, Safet Susic, wählte dagegen ein 4-4-2-System. Die Viererkette wurde dabei von den vier Bundesligaspielern Mujdza (Freiburg), Bicakcic (Braunschweig), Kapitän Spahic (Leverkusen; beide innen) sowie Kolasinac (Schalke) gebildet. Die Doppelsechs nahmen Pjanic und der Ex-Hamburger Besic ein. In der Offensive wurde der in München geborene Ex-Meister mit Wolfsburg, Misimovic, der als eine Art hängende Spitze fungierte, von Hajrovic und Lulic über die Außenpositionen unterstützt. Sein ehemaliger Mannschaftskollege Dzeko vom englischen Meister ManCity agierte als Stoßstürmer.
Die "Albiceleste" erwischte einen Auftakt nach Maß. Gleich der erste Freistoß in Strafraumnähe leitete die Führung ein. Messis Hereingabe von der linken Seite landete bei Rojo, der per Kopf verlängerte. Zwar wäre der Ball rechts am Tor vorbeigegangen, doch Kolasinac fälschte das Spielgerät äußerst unglücklich mit dem linken Knie ins eigene Tor ab - das bis dato früheste Tor der bisherigen WM 2014 und obendrein das früheste Eigentor der WM-Geschichte.
Hajrovic und Lulic scheitern an Romero
Danach drückte Argentinien einige Zeit lang weiter gegen den geschockten WM-Debütanten vom Balkan. Es dauerte acht Minuten, bis der WM-Neuling erstmals für Entlastung durch ein paar Standardsituationen sorgte, ohne dabei allerdings echte Gefahr auszustrahlen. Doch mit zunehmender Spieldauer bissen sich die Susic-Schützlinge besser ins Spiel. Misimovic überlistete die argentinische Abwehr in der 13. Minute mit einer hohen Flanke in den Strafraum zu Hajrovic, der aber aus kurzer Distanz an Romero scheiterte. Eine gute Gelegenheit.
In der Folge gestaltete sich die Begegnung durchaus ausgeglichen. Die "Zmajevi" vermochte es immer wieder, bis zum Strafraum der Argentinier vorzudringen. Auf der Gegenseite war derweil vom schwungvollen Anfangsdruck kaum mehr etwas zu sehen. Messi wurde bei Ballbesitz meist von zwei oder mehr Gegenspielern umringt, rannte sich so nicht selten fest.
Nach einer ruhigeren Phase ergaben sich nach etwa einer halben Stunde wieder Strafraumszenen: Als Lulic frei vor Romero auftauchte, funktionierte die argentinische Abseitsfalle allerdings im genau richtigen Moment (30.). Auf der Gegenseite zwang kurz darauf Mascherano Keeper Begovic zu einer Faustabwehr (32.), während nur kurze Zeit später Dzeko aus zentraler Position ein Stück über das Tor schoss (33.).
Gruppe F - 1. Spieltag
Noch vor der Pause sollte Bosnien-Herzegowina zu einer weiteren sehr guten Gelegenheit nach der Hajrovic-Chance kommen: Lulic kam nach einem Eckball rechts am Fünfmeterraum frei zum Kopfball. Doch Romero tauchte gekonnt ab und kratzte den Ball noch vor der Torlinie aus dem rechten Toreck (41.). Mit der ein wenig schmeichelhaften Führung des zweimaligen Weltmeisters durch das frühe Eigentor ging es in die Halbzeit.
Ein Superstar lässt sein Können aufblitzen
Nach dem Seitenwechsel setzte Sabella bei Argentinien mit Stürmer Higuain und Gago für Maxi Rodriguez und Campagnaro auf mehr Offensive, wobei Higuain neben Aguero in den Angriff rückte und Messi dahinter seinen Wirkungskreis hatte. Eine Maßnahme, die zumindest im Ansatz auch die gewünschte Wirkung hatte, denn die "Albiceleste" verlagerte das Spielgeschehen nun vermehrt in die Hälfte der Europäer.
Auf Siegkurs gebracht: Lionel Messi trifft zum 2:0. Getty Images
Die erste kleinere Torgelegenheit der zweiten Hälfte blieb indes der Susic-Elf vorbehalten. Ein Freistoß von Hajrovic geriet jedoch zu zentral und landete genau in den Armen von Romero (50.). Wenig später demonstrierten die Argentinier die Vorteile ihrer veränderten Aufstellung: Messi wählte vor dem Strafraum von seinen beiden Abspielmöglichkeiten halblinks Aguero, dessen Abschluss aus guter Position allerdings recht deutlich misslang (55.).
Mit zunehmender Spieldauer bestimmten die Südamerikaner das Geschehen immer deutlicher, Bosnien-Herzegowina konnte sich immer seltener konstruktiv über die Mittellinie befreien, geschweige denn Torgelegenheiten herausarbeiten. Eine gelungene Aktion von Messi brachte folgerichtig Mitte der zweiten Hälfte die vermeintliche Vorentscheidung. Der Superstar startete in tyischem Stakkato-Stil einen Antritt aus dem halbrechten Mittelfeld und vollendete - nach kurzem Zusammenspiel mit Higuain - vor dem Strafraum mit einem noch minimal von Mujdza abgefälschten Schuss, der vom linken Innenpfosten hinter der Linie landete (65.).
Ibisevic macht es wieder spannend
Wenige Minuten nach dem zweiten Gegentor brachte Susic mit Ibisevic für Mujdza einen zweiten Angreifer neben Dzeko. Doch dieser Wechsel trug zunächst keinerlei Früchte, denn die "Drachen" wirkten nunmehr müde und kraftlos. Argentinien dagegen hatte Selbstvertrauen getankt und unterband die gelegentlichen Angriffsversuche des WM-Neulings bereits frühzeitig. Nach einem Konter verhinderte Spahic nach Hereingabe von Aguero gerade noch vor Messi Schlimmeres aus Sicht seines Teams.
Gerade als die Partie endgültig dem Ende entgegen zu plätschern begann, gelang Bosnien-Herzegowina fast aus dem Nichts doch noch der historische erste WM-Treffer. "Joker" Ibisevic, von Lulic in Szene gesetzt, überwand Romero aus halblinker Position im Strafraum mit einem Flachschuss durch die Beine (84.).
Plötzlich wurde es noch einmal spannend. Die Susic-Schützlinge sammelten noch einmal die letzten Reserven zusammen, vermochten es allerdings nicht, sich noch eine klare Chance auf den Ausgleich zu erspielen. Auf der Gegenseite verpasste Messi nach einem Konter aus halbrechter Position im Strafraum knapp seinen zweiten Treffer (90.+3).
Ohne restlos zu überzeugen, fuhr Argentinien somit dennoch im ersten Spiel den ersten Sieg ein.
Argentinien trifft im zweiten Gruppenmatch am Samstag (18 Uhr MESZ) in Belo Horizonte auf den Iran, Bosnien-Herzegowina spielt am Sonntag (0 Uhr MESZ) in Cuiaba gegen Nigeria.