2. Bundesliga (D)

Beinahe-Derbyheld Gindorf: "Es war nicht der einfachste Weg"

Hannovers Senkrechtstarter eine der Überraschungen der Rückrunde

Beinahe-Derbyheld Gindorf: "Es war nicht der einfachste Weg"

Wurde fast zum Derbyheld: Lars Gindorf.

Wurde fast zum Derbyheld: Lars Gindorf. IMAGO/Jan Huebner

Er hätte am Sonntagnachmittag in Braunschweig zum Derbyhelden werden können. Als Lars Gindorf in der 78. Minute, nur 120 Sekunden nach seiner Einwechslung, allein auf Braunschweigs Torwart Ron-Thorben Hoffmann zulief, sah alles danach aus, als sollte in diesem sportlich enttäuschenden Niedersachsen-Derby doch noch ein Tor fallen. Aber Gindorf traf die falsche Entscheidung und versuchte, den Braunschweiger Keeper zu tunneln. "Das war das Ziel", erzählt der Offensivakteur von Hannover 96. Aber Hoffmann durchschaute den Plan seines Gegenübers - und die Partie endete torlos. "Derbyheld hätte schon gut geklungen. Aber es geht weiter", meint Gindorf.

Trotzdem hat der 22-Jährige keinen Grund, enttäuscht zu sein: Im Gegenteil: Gindorf ist bei Hannover 96 der Aufsteiger des Jahres. Am 2. März feierte der gebürtige Saarländer gegen Fortuna Düsseldorf sein Profi-Debüt für 96. "Ich habe das Drumherum gar nicht so wahrgenommen", erinnert sich Gindorf, der bis dahin nur vor jeweils einigen hundert Zuschauern im Regionalliga-Team gekickt hat. "Aber dafür spielt man ja Fußball, um vor möglichst vielen Zuschauern zu spielen. Und ich bin über jede Minute dankbar."

Zwischenschritt Memmingen

Fünfmal kam er schon in der Zweitligamannschaft der Hannoveraner zum Einsatz. Und am 9. April unterschrieb er den ersten Profi-Vertrag seiner Karriere. Gindorf hat (s)ein großes Ziel erreicht. Und es war lange unklar bis unwahrscheinlich, dass er jemals den Sprung ins Profigeschäft schaffen würde. "Es war nicht der einfachste Weg", sagt er, "aber ich habe gelernt, wieder aufzustehen." Um den Traum Wirklichkeit werden zu lassen.

Gindorf kickte in seiner Jugend beim 1. FC Saarbrücken, dem FC Ingolstadt und der SV Elversberg. Von dort aus wechselte der Abiturient 2019 zur U 19 des SC Freiburg. 2021 gelang Gindorf im Breisgau mit der zweiten Mannschaft des SC zwar der Aufstieg in die 3. Liga - er bekam aber keinen neuen Vertrag. Eine schwierige Zeit für den Nachwuchs-Fußballer. Gindorf entschloss sich zu einem Wechsel zum FC Memmingen in die Regionalliga Bayern. Abstieg statt Aufstieg, um den Traum zu verwirklichen. Gindorf erklärt: "Nach Memmingen zu gehen, war die richtige Entscheidung. Ich habe auch dort noch daran geglaubt, dass ich Profi werde. Sonst hätte es keinen Sinn gemacht, dahin zu gehen."

Mann rief an

Ein Anruf von 96-Manager Marcus Mann im Februar 2022 änderte alles. Gindorf ging im Sommer des Jahres von Memmingen nach Hannover, um im Regionalliga-Team von Trainer Daniel Stendel zu spielen. Der Unterschied zu Memmingen: Gindorf sah in Hannover gute Chancen, sich zu den Profis hochzuarbeiten. "Ich wollte bewusst über die zweite Mannschaft versuchen, in den Profikader zu kommen."

Seine Ambitionen unterstrich er eindrucksvoll mit 15 Toren in seiner ersten Saison. In der laufenden Spielzeit gelangen ihm sogar 21 Treffer in 22 Partien. Der Lohn: Im Winter durfte der Regionalliga-Goalgetter mit den Profis ins Trainingslager nach Andalusien. Schon im Sommer 2023 durfte er mal bei den Profis trainieren, wurde aber von Trainer Stefan Leitl wieder zur zweiten Mannschaft zurückgeschickt.

Diesmal darf Gindorf bleiben. Und bekommt seine Einsatzzeiten. "Weiter Gas geben und möglichst viel Spielzeit sammeln", gibt er als seine kurzfristigen Ziele aus. "Je mehr Spielzeit ich bekommen habe, desto besser lief es für mich und umso sicherer bin ich geworden." Damit dürfte Gindorfs erstes Tor in der 2. Liga auch nur noch eine Frage der Zeit sein.

Gunnar Meggers

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