Sportlich hatte das taktisch geprägte Top-Spiel lange Zeit nicht allzu viel zu bieten - zu viel stand auf dem Spiel. Zweikämpfe und Einsatzbereitschaft waren hüben wie drüben gegeben, weniger der Wille, ins Risiko zu gehen. Juve startete zwar schwungvoll, übte auch durchaus Druck aus und verbuchte über de Ligt (4.) und Chiellini (29.) die ersten nennenswerten Chancen, ließ dann aber auch rasch nach.
Und Milan? Das fand offensiv lange Zeit praktisch gar nicht statt, ehe sich Theo auf der linken Außenbahn zum Unruheherd entwickelte. Der 23-jährige Franzose zwang zuerst Alex Sandro dazu, kurz vor der Linie zu klären (36.), und scheiterte etwas später an Juve-Schlussmann Szczesny (43.).
Nur wenige Augenblicke später wehrte der Pole dann aber eine Freistoßflanke nur halbgar zur Seite ab und legte so unfreiwillig für Brahim Diaz auf, der sich etwas glücklich gegen Cuadrado durchsetzte und anschließend aus 15 Metern den 1:0-Halbzeitstand für Milan markierte (45.+1).
Szczesny steht im Fokus
Freudentanz: Brahim Diaz und Stefano Pioli (re.) bejubeln das 1:0. Getty Images
In Durchgang zwei war dann zunächst so etwas wie Einbahnstraßenfußball geboten: Juve drängelte auf den Ausgleich, hatte aber keine zündenden Ideen und kam daher auch nicht wirklich zu nennenswerten Abschlüssen. Milan dagegen konzentrierte sich darauf, die knappe Führung zu halten und bekam nach 58 Minuten die große Chance nachzulegen.
Nachdem Chiellini einen Schuss von Brahim Diaz mit dem abgespreizten Arm gestoppte hatte, meldete sich der VAR - und es gab Handelfmeter. Kessié trat an und machte es aufreizend lässig, zu lässig, Szczesny parierte und hielt die Turiner Hoffnung am Leben.
Entscheidung in der Schlussphase
Juve blieb aber weiterhin offensiv zu harmlos - und bekam kurz vor Schluss die Quittung serviert: Rebic jagte den Ball aus etwa 22 Metern Torentfernung sehenswert in den rechten Winkel und sorgte auch bei Ibrahimovic für ein Lächeln (78.), der kurz zuvor mit einer Knieverletzung für Rebic ausgewechselt worden war. Kurz darauf fiel dann die Entscheidung, als Tomori nach einer Freistoßflanke aus dem rechten Halbfeld zum 3:0-Endstand einköpfte (82.).
Titelverteidiger Juve, dessen Boss Andrea Agnelli weiterhin Super-League-Pläne hegt, ist damit drei Spieltage vor Schluss aus den Champions-League-Rängen gerutscht. Der Rückstand auf den Vierten Neapel beträgt einen, der auf den Dritten Milan und den Zweiten Atalanta Bergamo drei Punkte. Verpasst Andrea Pirlo in seinem ersten Jahr als Juve-Trainer tatsächlich die Königsklasse?