Das Drehbuch schien eigentlich schon vor dem Anpfiff zu stehen: Das kleine Sassuolo, im Vorjahr Elfter, würde mit einem Heimsieg gegen den großen, aber kriselnden AC Mailand erstmals überhaupt auf den zweiten Platz der Serie A springen und Kevin-Prince Boateng die Lage bei seinem geliebten Ex-Klub weiter verschlimmern.
Was stattdessen am Sonntagabend in Sassuolo geschah: Der AC Mailand befreite sich mit einem verdienten 4:1-Auswärtsieg, die Gastgeber kassierten ihre zweite Saisonniederlage und Kevin-Prince Boateng blieb blass.
In einem unterhaltsamen ersten Durchgang schloss Kessié, dessen Heber eine Viertelstunde zuvor noch von der Linie gekratzt worden war, bei einem Konter seinen Sololauf aus der eigenen Hälfte mit einem 16-Meter-Schuss zum 1:0 ab (39.). Der starke Suso, der schon nach vier Minuten am Außenpfosten gescheitert war, erhöhte fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff mit einem Kracher von der Strafraumgrenze. Und als dann auch noch Castillejo nicht gänzlich unhaltbar aus der Distanz getroffen hatte (60.), war die Vorentscheidung gefallen. Sassuolo verkürzte durch den eingewechselten Ex-Mainzer Djuricic nur noch (68.), ehe Matchwinner Suso in der Nachspielzeit mit einem abgefälschten Freistoß-Nachschuss zum Endstand traf.
Die Mailänder, bei denen Torjäger Higuain mit muskulären Probleme fehlte und die angeschlagenen Cutrone und Borini nur auf der Bank saßen, hatten Sassuolo von Beginn an das Spiel überlassen, fuhren mit dieser Herangehensweise aber bestens - weil im zweiten Durchgang die Abwehr besser stand als im ersten, in dem Sassuolo zweimal an der Führung geschnuppert hatte. Nach zuletzt drei Remis lässt der zweite Saisonsieg vor allem Trainer Gennaro Gattuso aufatmen.