Auf eine derart dramatische Schlussphase hatte an der Bramall Lane lange Zeit nichts hingedeutet. Zu lust- und ideenlos hatte sich Manchester United über weite Strecken einmal mehr präsentiert. In der ersten Hälfte brachten die Red Devils in der Offensive kaum etwas zustande. Vielmehr ließ sich der Rekordmeister von einem wie aufgedreht agierenden Aufsteiger komplett den Schneid abkaufen und gab im Mittelfeld immer wieder den Ball her. Zunächst verhinderte Gäste-Torhüter de Gea den Rückstand, als er erst einen Schuss von Lundstrom und wenige Sekunden später auch einen McGoldrick-Kopfball parierte.
Sheffields Führung hoch verdient - Entstehung des 1:0 aber fragwürdig
Das Führungstor für Sheffield lag aber in der Luft - und fiel. Nach einem langen Schlag in die United-Hälfte nahm Mousset United-Verteidiger Jones in der rechten Strafraumhälfte mit sehr rustikalem Einsatz den Ball ab und legte für Lundstram auf. Auch dessen Schuss konnte de Gea halten, von Fleck prallte der Ball jedoch umgehend ins linke Eck (19.). Das Tor zählte, obwohl Moussets Einsteigen gegen Jones sicher ahndungswürdig gewesen war.
Die Pausenführung, daran bestand kein Zweifel, war dennoch hochverdient für dynamische Blades, die nach dem Wechsel nachlegten. ManUnited war zwar etwas schwungvoller aus der Kabine gekommen, kassierte dann jedoch die nächste kalte Dusche: Mousset nahm Pereira im Mittelfeld den Ball ab, bekam diesen daraufhin fein zurückserviert, ehe er de Gea aus 18 Metern mit einem platzierten Schuss ins rechte Eck keine Chance ließ (52.).
Williams' Premierentor leitet wilde sieben Minuten ein
Wenig bis nichts deutete Mitte der zweiten Hälfte auf ein United-Comeback hin. Doch dann erzielte der 19-jährige Williams mit einer feinen Direktabnahme das erste Tor seiner noch jungen Premier-League-Karriere (72.) und leitete damit wilde sieben Minuten ein, an deren Ende ManUnited mit 3:2 führte! Nach Rashfords starker Hereingabe war der gerade erst eingewechselte Greenwood in der Mitte am schnellsten und vollendete zum 2:2 (77.). Wenig später legte James bei einem schnellen Konter schön für Rashford zurück, der wenig Mühe hatte, zum 3:2 einzuschießen und das Spiel endgültig auf den Kopf zu stellen (79.).
![Marcus Rashford](https://derivates.kicker.de/image/upload/c_crop%2Cx_0%2Cy_218%2Cw_2999%2Ch_1687/w_1000%2Cq_auto/wlpkv2wqbcq518xtwj7i.jpg)
Jubel nach dem dritten Tor in sieben Minuten: Marcus Rashford (r.) traf für Manchester United zum 3:2. imago images
McBurnie setzt den Schlusspunkt unter die wilde Achterbahnfahrt
Die Blades schienen jetzt komplett auf dem Zahnfleisch zu kriechen. Doch sie hatten tatsächlich noch eine Antwort parat! Nach einer Flanke von rechts kam der eingewechselte Robinson in der 90. Minute vor Maguire an den Ball und spitzelte ihn in die Mitte. Dort legte McBurnie sich das Spielgerät mit dem Knie hoch und ließ de Gea dann mit einem wuchtigen Schuss keine Abwehrchance, auch wenn der Spanier noch mit den Händen dran war.
Ob McBurnie mit dem Arm am Ball war, als er diesen vor dem Schuss kontrollierte, schaute sich der VAR noch länger an. Doch am Ende zählte das Tor zum 3:3. Der Schlusspunkt einer verrückten Achterbahnfahrt.
Auch wenn die Red Devils in der Schlussphase nach wieder einmal erschreckend schwachen 70 Minuten Moral bewiesen: Das Unentschieden wird kaum dabei helfen, den Druck auf United-Coach Ole Gunnar Solskjaer zu mindern. Zumal mit Mauricio Pochettino ein Trainer auf dem Markt ist, mit dem der taumelnde Rekordmeister schon lange in Verbindung gebracht wird. Die Red Devils haben in der Premier League nur eins der letzten elf Auswärtsspiele gewonnen. Auf den Europa-League-Trip nach Kasachstan am kommenden Donnerstag würde United mit Sicherheit gerne verzichten.
Sheffield United hingegen gehört zu den positiven Überraschungen der Premier-League-Saison. Nach 13 Spieltagen liegt das Team von Chris Wilder in der Tabelle auf Platz 6.