Bayerns Trainer Thomas Tuchel musste nach dem 1:0 bei Manchester United nicht nur auf die verletzten Coman und Mazraoui verzichten, sondern auch die kurzfristigen Ausfälle von Kimmich, Goretzka und Ulreich (allesamt mit grippalem Infekt) verkraften. Mit nur 15 verbleibenden Feldspielern stellte sich die Anfangsformation quasi von selbst auf: Laimer, Guerreiro, Pavlovic und Müller rückten in die Anfangself, der 18-jährige Aseko Nkili feierte sein Kader-Debüt für die Münchner, die in der Vorwoche eine 1:5-Klatsche in Frankfurt kassiert hatten.
VfB-Coach Sebastian Hoeneß konnte nach dem 1:1 gegen Leverkusen beinahe aus dem Vollen schöpfen und brachte zum dritten Mal in Folge dieselbe Startformation. Somit begann in der Doppelspitze des Bundesliga-Überraschungsteams, das vor Anpfiff mit nur einem Punkt Rückstand hinter dem Rekordmeister lauerte, erneut Undav neben Guirassy, Anton war nach Infekt rechtzeitig fit geworden.
Stuttgart nervös, Bayern eiskalt
Mit Anpfiff wirkte es jedoch, als stünden die Vorzeichen anders. Die Stuttgarter wirkten unsortiert, nicht eingespielt und nervös im Aufbau. Die Bayern, im 4-1-3-2 aufgeboten, hingegen waren direkt auf der Höhe - und bestraften die erste Unsauberkeit eiskalt. Müller fing Karazors Fehlpass ab und setzte Sané ein. Der wiederum profitierte vom voreiligen Rauspreschen Nübels, sodass Kane ins verwaiste Tor einschieben konnte (2.).
Bundesliga, 15. Spieltag
Stuttgart, eigentlich vom Start weg um Spielkontrolle bemüht, setzte diesen Plan auch im Anschluss fort, fand aber keine Mittel gegen die kompakt stehenden Münchner. Dennoch schoben die Gäste hoch - und offenbarten im Minutentakt Räume für Konter, die der FCB teils fahrlässig ausließ. Nübel bügelte gegen Laimer (8.), Sané (29., 33., 37.), Kane (40., 45.) und Musiala (45.) seinen anfänglichen Fehler mit starken Paraden wieder aus, zwei weitere Male im ersten Durchgang war er jedoch machtlos.
VAR rettet harmlose Stuttgarter in die Pause
Bei Kims Kopfball nach Pavlovics Freistoß (25.) und Müllers Schuss aus spitzem Winkel (45.+2) musste sich Stuttgarts Schlussmann geschlagen geben. Aufgrund vorausgegangener Abseitsstellungen der Torschützen blieb es jedoch beim aus Stuttgarter Sicht schmeichelhaften 0:1 zur Pause gegen einen FC Bayern, der im ersten Durchgang lediglich 29 Prozent Ballbesitz verbuchte und mit seiner abwartenden Haltung den VfB vor große Probleme stellte. Einzig Mittelstädt sollte Neuer vor dem Seitenwechsel prüfen (16.).
Aus der Pause kamen die Münchner spielbestimmend, wiesen aber anders als zuvor der VfB eine funktionierende Konterabsicherung vor. Nach Vagnomans Foul an Davies gab es erneut Freistoß links neben dem Strafraum. Wie bereits bei Kims Versuch trat Pavlovic den Ball scharf in die Mitte - nach Karazors missglückter Abwehraktion köpfte Kane aus kurzer Distanz ein und schnürte den Doppelpack (55.).
Auch Kim nutzt Pavlovics Flanke
Hoeneß reagierte mit drei Wechseln (Rouault, Silas und Leweling für Anton, Führich und Millot), doch seinem Team gelang weiter wenig. Nach einem abgefälschten Laimer-Schuss, den Nübel auf der Linie fing, gab es fälschlicherweise Ecke. Wieder trat Pavlovic an - wieder mit Erfolg: Rouault fälschte Kims Kopfball unhaltbar ab, sodass der Südkoreaner sein erstes Bundesliga-Tor bejubeln durfte (63.).
Im Anschluss plätscherte die Partie dahin. Die Münchner investierten nicht mehr allzu viel, um weitere Ausfälle zu vermeiden, Stuttgart konnte keine Schlussoffensive mehr starten. Lewelings Schuss aus spitzem Winkel (80.) sollte der einzige nennenswerte Abschluss der Gäste im zweiten Durchgang bleiben.
Der FC Bayern, der die Stuttgarter mit dem deutlichen Sieg auf vier Punkte Abstand distanziert, schließt sein Bundesliga-Jahr mit dem Auswärtsspiel in Wolfsburg ab (Mittwoch, 20.30 Uhr, LIVE! bei kicker). Stuttgart empfängt zeitgleich den FC Augsburg.