WM

3D-Technik fehlt: Hintergründe zum strittigen Japan-Tor

Ball im Aus? "Der VAR konnte es nicht zweifelsfrei belegen"

3D-Technik fehlt: Hintergründe zum strittigen Japan-Tor

Der Blick von oben fehlt: Ist dieser Ball vollständig im Toraus?

Der Blick von oben fehlt: Ist dieser Ball vollständig im Toraus? AFP via Getty Images

Wenn die Entscheider beim DFB in den nächsten Tagen untersuchen, warum die deutsche Nationalmannschaft schon wieder bei einem großen Turnier früh gescheitert ist, sollten sie wahrlich genug Ansatzpunkte finden. Und trotzdem gehört zur Wahrheit nach einem turbulenten WM-Donnerstagabend: Es waren am Ende auch Millimeter, die das deutsche Aus in der Gruppenphase besiegelten.

Japan hatte schließlich im Parallelspiel gegen Spanien den 4:2-Erfolg der DFB-Auswahl gegen Costa Rica wertlos gemacht - mit einem 2:1-Sieg, dessen entscheidendes Tor durch den Düsseldorfer Ao Tanaka Gegenstand von Diskussionen und zahlreich erstellten Screenshots wurde. Die große Frage: Hatte der Ball die Torauslinie bereits vollständig überschritten, bevor ihn Vorbereiter Kaoru Mitoma nach innen schlug?

Weil den Schiedsrichtern und Video-Assistenten anders als bei der Torlinien- und Abseitstechnologie in solchen Fällen keine 3D-Darstellungen zur Verfügung stehen, gibt es keine 100-prozentige Gewissheit in dieser Frage - wobei einige Aufnahmen zumindest nahelegen, dass der Ball in seinem Durchmesser nicht gänzlich über der Linie war.

Wagner: Schiedsrichter-Team entschied nicht auf Toraus

Unklar war zunächst auch, ob Schiedsrichter Victor Miguel Gomes den Treffer zunächst aberkannt hatte oder nicht. Laut ARD-Regelexperte Lutz Wagner jedoch entschied das Schiedsrichter-Team um den Südafrikaner auf dem Rasen nicht auf Toraus und somit Abstoß für Spanien. Die Referees hätten lediglich den obligatorischen Tor-Check des VAR-Teams abgewartet. "Der VAR konnte anhand der Bilder nicht zweifelsfrei belegen, dass der Ball im Aus war. Somit blieb die Entscheidung auf dem Feld bestehen und das Tor zählte", so Wagner.

Heißt auch: Hätte Gomes zunächst auf "kein Tor" entschieden, hätte der Videoassistent beweisen müssen, dass der Ball noch im Spiel war, um die Entscheidung zu revidieren.

Es war eine der längsten Überprüfungen bei dieser WM - mit späteren Folgen für drei Mannschaften: für Japan, das nun im Achtelfinale steht; für Spanien, das den Gruppensieg verpasste; und für Deutschland, das ausgeschieden ist. Wobei natürlich niemand weiß, ob Japan gegen Spanien nicht auch dann noch gewonnen hätte, wenn Tanakas Tor aberkannt worden wäre. Es lief schließlich erst die 51. Spielminute.

jpe