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Dusan Vlahovic: Prandellis Werk und Riberys Beitrag

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Prandellis Werk und Riberys Beitrag: Wer ist Dusan Vlahovic?

Überflieger in Florenz: Dusan Vlahovic.

Überflieger in Florenz: Dusan Vlahovic. Getty Images (3)

Schon in der vergangenen Saison schoss sich Vlahovic mit 21 Toren in 37 Spielen ins Rampenlicht, doch in dieser Saison legte er noch eine Schippe drauf: Aktuell führt er die Torjägerliste der Serie A mit 16 Treffern aus 18 Spielen an. Eine solche Torquote weckt natürlich Begehrlichkeiten. Kein Wunder also, dass sich zahlreiche Gerüchte um den versierten Angreifer ranken, zumal der eine Verlängerung seines bis 2023 datierten Vertrags und die damit verbundene Möglichkeit, zum bestbezahlten Spieler in der Geschichte der AC Florenz aufzusteigen, abgelehnt hatte.

Konkret ist noch nichts, aber es werden Klubs wie Juventus Turin, Paris St. Germain, Atletico Madrid, Manchester United, Manchester City, Liverpool, Tottenham oder Newcastle United gehandelt - und klar dürfte sein, dass Vlahovic nicht billig wird. Die Viola könnte sogar einen dreistelligen Millionenbetrag einstreichen. Die Toskaner haben aber nicht mehr allzu viel Zeit. Ergo könnte bereits in diesem Winter ordentlich Bewegung in die Angelegenheit kommen.

Arzt in spe - von wegen!

Sollte es zum Wechsel kommen, dann würde Florenz nicht einen Reibach machen, es wäre zugleich der nächste Schritt in der kometenhaft verlaufenden Karriere des jungen Angreifers, dessen Qualitäten bereits früh in seiner Heimat entdeckt wurden. Das lag aber auch daran, dass er selbst früh den Wunsch geäußert hatte, Fußballer werden zu wollen - und seine Eltern, Sladjana und Milos, erfüllten ihm diesen auch, wenngleich man sich für den Fall, dass es mit Fußball nichts werden würde, eine Laufbahn als Arzt erhofft hatte.

Vlahovic

Dieser linke Fuß ist eine Waffe: Vlahovics Serie-A-Tore

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Mediziner sollte Vlahovic nicht werden, dafür startete er mit dem Ball voll durch - und befindet sich seit Jahren auf der Überholspur. Als kleiner Junge trat er Altina Zemun in Belgrad bei, wo er bereits früh mit älteren Kindern spielte. Neben seinem Talent fiel auch sein enormer Fleiß auf, Dusan schob in jungen Jahren immer wieder Extraschichten, wollte sich stetig verbessern - und tat das auch. 

Der serbische Ibrahimovic?

Zwei, die sich gleichen? Zlatan Ibrahimovic und Dusan Vlahovic (re.).

Zwei, die sich gleichen? Zlatan Ibrahimovic und Dusan Vlahovic (re.). imago images/AFLOSPORT

Aufgrund seiner Physis, seiner Kopfballstärke, seiner technischen Fähigkeiten und seiner Qualitäten im Torabschluss wurden in Serbien schnell Vergleiche mit Zlatan Ibrahimovic gezogen - und in der Tat weist Vlahovic durchaus Parallelen zum schwedischen Superstar auf.

Mit seinen 1,90 Metern ist er nur unwesentlich kleiner als der Schwede (1,95). Neben dem Gardemaß eint beide auch ein gutes Spielverständnis sowie eine enorme Schussstärke.

Im Gegensatz zum inzwischen in die Jahre gekommenen "Ibra" bringt Vlahovic aber auch eine ordentliche Portion Tempo mit, wenngleich er nicht der Schnellste ist. Das macht er jedoch mit Laufarbeit und guter Antizipation wett. In puncto Technik und Taktik gibt es definitiv Luft nach oben beim hochtalentierten Stürmer.

Dennoch: Vlahovic erinnert zweifellos an den jungen Ibrahimovic. Der bodenständige Serbe selbst mag den Vergleich mit dem Superstar nicht wirklich. So sagte er dem "Corriere dello Sport", dass "der Vergleich mit Zlatan eine Ehre ist", dies aber Erwartungen mit sich bringe, die man vielleicht nicht erfüllen könne. "Sein Charakter steht über allem. Er hat sich von niemandem je etwas befehlen lassen."

Die verpasste Chance von Roter Stern

Vlahovics Talent sah man bei Roter Stern Belgrad allerdings nicht. So spielte er beim serbischen Rekordmeister zur Probe und wurde wieder weggeschickt. Daraufhin griff Roter Sterns Erzrivale Partizan zu und holte den jungen Angreifer 2014 in die eigene Jugend-Akademie - und nur ein Jahr später hatte dieser bereits seinen ersten Profivertrag in der Tasche.

Zuvor schenkte er Roter Stern in seinem ersten Derby, noch in der Jugend, gleich vier Tore ein. Daraufhin sollen Verantwortliche von Roter Sterns Jugend bei ihren Partizan-Kollegen gefragt haben, wo man denn diesen Jungen entdeckt habe. Die Antwort soll geheißen haben: "Na, bei euch."

Am 21. Februar 2016 gab Vlahovic sein Debüt in der ersten Mannschaft und wurde so zum jüngsten Partizan-Profi aller Zeiten (16 Jahre, 24 Tage), eine Woche später löste er den ehemaligen Frankfurter Luka Jovic als jüngsten Spieler im "Ewigen Derby" (Roter Stern gegen Partizan) ab und am 2. April avancierte der aufstrebende Stürmer schließlich zum jüngsten Torschützen in der Geschichte des FK Partizan.

Danach geriet seine Karriere etwas ins Stocken, aber das hatte einen Grund.

Auf in die Toskana

Rasch landete Vlahovic auf den Zetteln anderer europäischer Klubs, in Florenz unterzeichnete er schließlich 2017 einen Vorvertrag, was zu Unmut bei den Belgrader Verantwortlichen und zu seiner Suspendierung führte. Letztlich konnte PFK den Wechsel nach Italien für die läppische Summe von 1,5 Millionen Euro im Sommer 2018 dennoch nicht verhindern.

Ich habe ihm alles zu verdanken.

Dusan Vlahovic über Cesare Prandelli

Bei der Viola brauchte der Serbe eine Weile, um sich zu akklimatisieren, dennoch machte der angehende Serie-A-Profi in der Nachwuchsmannschaft auf sich aufmerksam. So führte er Florenz als Torschützenkönig zum Titel in der Coppa Italia Primavera, dem italienischen U-19-Pokal. 2019/20 traf er erstmals für die Profis der Toskaner, gegen Monza in der Coppa Italia.

Zu seinem Durchbruch verhalf ihm jedoch erst Cesare Prandelli, der "Duci" das nötige Vertrauen schenkte. "Ich habe ihm alles zu verdanken", so Vlahovic über seinen Ex-Coach: "Er hat mir das Vertrauen und den Raum gegeben, den ich in einem komplizierten Moment gebraucht habe. Er hat mir beigebracht, was es bedeutet, ein Champion zu sein - auf und neben dem Platz."

Zwei, die sich verstanden haben: Dusan Vlahovic und Franck Ribery (re.).

Zwei, die sich verstanden haben: Dusan Vlahovic und Franck Ribery (re.). imago images/Gribaudi/ImagePhoto

Neben Prandelli erwiesen sich auch Franck Ribery und das langjährige Viola-Aushängeschild Federico Chiesa (im Sommer 2021 zu Juventus gewechselt) als nützlich für den jungen Serben, der von Ribery auch an die Hand genommen wurde, wie der Franzose selbst bei "Toscana TV" sagte. "Er ist wie ein kleiner Bruder. Wir haben viel gesprochen, er hört gut zu und hat sich viele Dinge abgeschaut."

Rückschläge durch Corona

Kritisch wurde es für Vlahovic 2020, als sich dieser trotz Schutzmaßnahmen mit Corona infizierte und mehrere Wochen in einem Krankenhaus in der Nähe von Lucca behandelt werden musste. Der 21-Jährige ist inzwischen wieder auf dem Damm, allerdings verlor er in der Pandemie seine Oma an die heimtückische Krankheit.

In Florenz ist derweil vom Trio Chiesa/Ribery/Vlahovic nur noch er übrig. Chiesa ging zur Juve, Ribery kickt in Salerno beim Aufsteiger sowie aktuellem Schlusslicht und Vlahovic knipst weiterhin in der Renaissance-Metropole - inzwischen stehen 43 Tore in 95 Serie-A-Spielen für den Serben zu Buche. Und auch in der Nationalelf hat seine Karriere Fahrt aufgenommen.

Italianos Prophezeiung

Unter Nationaltrainer Dragan Stojkovic ist er neben Aleksandar Mitrovic (Fulham) zu einem Leistungsträger geworden - und trug mit vier Toren in acht Qualifikationsspielen dazu bei, dass sich die Serben auf direktem Weg für die WM 2022 in Katar qualifiziert haben

Sein aktueller Vereinstrainer Vincenzo Italiano prophezeit ihm jedenfalls eine glänzende Karriere, und das nicht nur, "weil er Tore macht und spielen kann, sondern weil er so hart trainiert". Von den Fans wird er jetzt schon in einem Atemzug mit Klubikone Gabriel Batistuta genannt, der in der Saison 1999/2000 als vorletzter Spieler in einer Saison mehr als 20 Tore für die Viola erzielt hat. Eine bessere Ausbeute erzielte nur noch Luca Toni in der Spielzeit 2005/06 mit 31 Treffern.

Anders als "Batigol" wird Vlahovics Fußabdruck in Florenz aber wohl nicht ganz so groß ausfallen, dafür sorgte der Serbe selbst, als er entschied, seinen Vertrag nicht verlängern zu wollen. Trotz der großen Verbundenheit mit der Fiorentina: "Es gefällt mir richtig in Florenz, hierher bin ich ganz jung gekommen - und seither ist es mein zweites Zuhause. Außerdem meine ich, dass Leute vom Balkan die Dinge mehr mit Herz als mit dem Kopf entscheiden. So war das auch bei mir." Wohin ihn aber sein Herz jetzt lenkt? Unbekannt!

Dr. Vladimir Milutinovic

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