Handball

Handball-EM: Alfred Gislason wollte Manuel Zehnder haben

Schweizer Spielmacher über Gespräch mit dem Bundestrainer

"Mache Deutschland da niemals einen Vorwurf": Gislason wollte Zehnder überzeugen

Sie führten ein Gespräch: Manuel Zehnder (li.) und Alfred Gislason.

Sie führten ein Gespräch: Manuel Zehnder (li.) und Alfred Gislason. imago images (2)

Keiner hat in der laufenden Bundesliga-Saison mehr Tore geworfen als Manuel Zehnder. Der Schweizer Spielmacher steht nach 16 Spielen bei 118 Treffern - sogar drei mehr als Casper Mortensen, der HBL-Torschützenkönig der Vorsaison. Einzig Mathias Gidsel kann bei einem absolvierten Spiel weniger ebenfalls 118 Tore vorweisen. Allerdings spielt der Däne bei den Füchsen Berlin und damit einem Spitzenklub, Zehnder ist aktuell an Aufsteiger Eisenach ausgeliehen.

Das Auftaktspiel

Gerade in Erlangen werden sie sich kräftig ärgern, dass sie Zehnder nach einem durchwachsenen ersten Jahr nun leihweise abgaben. Der 24-Jährige hat eine wahre Leistungsexplosion erlebt. Und kam dadurch sogar auf den Radar von Bundestrainer Alfred Gislason. Da Zehnders Mutter Deutsche ist, besitzt er die doppelte Staatsbürgerschaft.

"Ich habe mir die Entscheidung pro Deutschland oder Schweiz lange offen gehalten", erklärt Zehnder in der neuen Folge des Handball-Podcasts "Erste 7": "Bis ich im November 2022 das erste offizielle Pflichtspiel für die Schweiz bestritten habe."

Zuvor aber führte er Gespräche "mit beiden Seiten, also auch mit Alfred Gislason". Dieser habe ihn gefragt, "wie es mit mir aussehe. Er sagte zu mir, dass die Konkurrenz im deutschen Team auf meiner Position groß wäre, er in mir aber einen spannenden Spieler sehen würde."

Gislason kam bei Zehnder zu spät

Gislason aber kam zu spät. "Zu diesem Zeitpunkt hatte ich meine Entscheidung schon so gut wie getroffen. Das Vertrauen der Schweiz war logischerweise deutlich größer. Und irgendwie hat sich das dann für mich deutlich besser angefühlt. Ich habe 23 Jahre in der Schweiz gelebt und fühle mich einfach mehr als Schweizer", so Zehnder, der klarstellt: "Ich mache da Deutschland auch niemals einen Vorwurf."

Deutschland hat eine junge Mannschaft, die bei diesem Auftaktspiel sicher nervös sein wird.

Manuel Zehnder

Martin Schwalb, als Trainer Champions-League-Sieger und deutscher Meister mit dem HSV, bedauert die Entscheidung. Der 60-Jährige hätte sich die "Traumkombi" mit Zehnder und Juri Knorr sehr gut vorstellen können. Er fügt aber an: "Wir können Alfred keinen Vorwurf machen. Diese Entwicklung von Manuel war nicht vorauszusehen."

Nun also wartet auf Zehnder ein Weltrekordspiel in Düsseldorf - auf der "anderen" Seite. "So ein Spiel muss man genießen", sagt er mit Blick auf den 10. Januar 2024: "Das dürfen nur wir erleben."

Chancenlos sieht er die Schweiz keinesfalls. "Wir haben eine gute, junge, schnelle Truppe mit insgesamt neun Bundesligaspielern. Dazu mit Andy Schmid einen sehr erfahrenen Spielmacher. Genauso Nikola Portner im Tor. Wir rechnen uns schon gute Chancen aus, und Deutschland steht auch nicht so da wie vor ein paar Jahren. Sie haben auch eine junge Mannschaft, die bei diesem Auftaktspiel sicher nervös sein wird. Wenn wir da alles reinwerfen werden, ist da für uns bestimmt was drin", ist Zehnder überzeugt.

msc

Die "Spieler der Saison" in der Handball-Bundesliga seit 2001