Handball

Kiels kommender Superstar ist mit 21 Jahren schon Volksheld

Wer ist eigentlich Elias Ellefsen a Skipagötu?

Kiels kommender Superstar ist mit 21 Jahren schon Volksheld

Er überragte und sicherte Färöers ersten Punkt ab: Elias Ellefsen a Skipagötu.

Er überragte und sicherte Färöers ersten Punkt ab: Elias Ellefsen a Skipagötu. imago images

Aus Berlin berichtet Maximilian Schmidt

Als der THW Kiel am 1. September 2022 die Verpflichtung seines ersten Färingers in der Vereinsgeschichte vermeldete, gab es Zweifel, ob der 20-Jährige namens Elias Ellefsen a Skipagötu den deutschen Rekordmeister auf Sicht wirklich weiterbringen könnte. Spätestens seit dem 13. Januar 2024 dürften auch die letzten Restzweifel ausgeräumt sein.

Färöers Vorrundenspiele

Mit seinen ersten beiden Leistungen bei der Handball-EM in seiner Wahlheimat Deutschland bestätigt der Rechtshänder, warum ihn Kiels Geschäftsführer Viktor Szilagyi damals als eines der "größten Talente Europas" bezeichnete. Unermüdlich rennt er an diesem Samstagabend gegen die norwegische Abwehr an, immer und immer wieder. Das kann er doch nicht durchhalten, so die einhellige Meinung. Ellefsen a Skipagötu beweist wie gegen Slowenien, als er neun Treffer im ersten EM-Spiel der kleinen Handball-Nation Färöer erzielte, dass er nicht kaputtzukriegen ist.

Der am 19. Mai 2002 in Kopenhagen geborene Spielmacher lebt ein Handballer-Leben auf der Überholspur. Bereits 2020 geht es für ihn zu IK Sävehof nach Schweden, wo er gleich in seiner ersten Saison die nationale Meisterschaft feiert. In der Saison darauf holt Ellefsen a Skipagötu den Pokal und spielt in der Liga groß auf - 122 Tore und 102 Assists in 22 Partien machen ihn für die Liga zum MVP und besten Mittelmann.

"Jetzt schon eine der besten Geschichten der Heim-EM"

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Den Schritt nach Kiel hat er sich wohl überlegt, ist überzeugt vom aufgezeigten Weg. Seine unbekümmerte Art findet in Kiel schnell Anklang, die sieben Tore bei seinem Bundesliga-Debüt bei Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten (36:25) tun ihr Übriges. Während Ellefsen a Skipagötu beim THW nicht immer beginnt oder in vorderster Front steht, läuft in der Nationalmannschaft alles über ihn.

Färöers "Sportler des Jahres 2022" ist Dreh- und Angelpunkt des Angriffsspiels. Extrem scharfe wie schnelle Pässe schickt er von links nach rechts, hat das Auge für den Kreisläufer, für seine Nebenleute, bricht mit seinem enorm tiefen Schwerpunkt in die Schnittstellen ein. Hätte der THW Ellefsen a Skipagötu nicht schon unter Vertrag, Szilagyi hätte sich am TV nun denken können: "Den brauchen wir." Dann allerdings wäre die Konkurrenz im Werben um den erst 21-Jährigen erheblich größer.

"Skippy" folgt beim entscheidenden Siebenmeter seinem "Gefühl"

Gegen Norwegen trumpft "Skippy" - wie sie ihn auch in Kiel nur rufen - groß auf, macht fünf Tore und drei davon per Siebenmeter in den letzten neun Spielminuten. In der allerletzten Szene des Spiels zeigt Ellefsen a Skipagötu keine Nerven und verwandelt eiskalt. Auf kicker-Nachfrage, was ihm durch den Kopf gegangen sei, stockt Färöers Held kurz, lächelt und sagt dann: "Ich weiß es nicht. Ich wollte erst wieder antäuschen, wie bei meinem ersten verwandelten Siebenmeter. Dann hatte ich aber so ein Gefühl, dass ich einfach sofort abziehen sollte und bin diesem Gefühl zum Glück gefolgt. Und es hat geklappt."

Mit einer Kopie des Siebenmeters zum 24:26 in der 59. Spielminute sorgte Ellefsen a Skipagötu für nicht möglich gehaltene Jubelstürme. "Es war ein überragendes Spiel, aber auch extrem hart", gesteht er nach Abpfiff ein: "Wir haben versucht, einen kühlen Kopf zu bewahren und einfach alles rauszuhauen. Am Ende konnten wir uns belohnen." Mal wieder dank Ellefsen a Skipagötu.

Er hat das Potenzial, ein Superstar zu werden.

Färöer-Nationaltrainer Peter Bredsdorff-Larsen

Das ganz besondere Standing in der Heimat wird bereits deutlich, als die Spieler Färöers einzeln in die Halle gerufen werden. Jeder wird von den frenetischen Fans wie ein Popstar gefeiert. Ellefsen a Skipagötu wäre in diesem Beispiel aber Freddie Mercury, so tosend war der Empfang für ihn gegen Slowenien und Norwegen.

Nationaltrainer Peter Bredsdorff-Larsen bezeichnet seinen verlängerten Arm auf dem Feld als "Gehirn" der Mannschaft. "Er hat heute ein überragendes Spiel gemacht", lobt der Däne. "Er ist ein riesiger Star auf Färöer, hat bereits in der U-19- und U-21-Nationalmannschaft herausragend performt." Der konstant eingesetzte siebte Feldspieler passe aber auch perfekt zu der Art und Weise, wie Ellefsen a Skipagötu Handball denkt und praktiziert.

Nicht nur für junge Fans in der Heimat sei "Skippy" ein Vorbild, von seinen technischen Fähigkeiten könnten sich auch Mitspieler im Nationalteam noch immer etwas abschauen. "Sein Passspiel ist herausragend, das habe ich nicht oft gesehen", lobt Bredsdorff-Larsen. "Er hat das Potenzial, ein Superstar zu werden."

Für die Färinger ist der Volksheld das längst.

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