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Auftakt in Daressalam: Was steckt hinter der African Football League?

Neuer Kontinentalwettbewerb der FIFA

Auftakt in Daressalam: Was steckt hinter der African Football League?

Fans des Simba SC in Daressalam, Tansania.

Fans des Simba SC in Daressalam, Tansania. picture alliance / empics

Die African Football League, kurz: AFL, soll die neue große Bühne für den Klubfußball in Afrika werden. An diesem Freitag steigt in Tansanias Millionenstadt Daressalam das Auftaktspiel - um 17 Uhr duellieren sich die "Local Heroes" des Simba SC mit dem ägyptischen Renommierklub Al-Ahly, seit diesem Sommer mit Anthony Modeste im Kader.

Acht Klubs gehen insgesamt an den Start, los geht es mit den Viertelfinals und im K.-o.-Modus weiter bis zum Finale, das am 5. und 11. November ebenfalls in Hin- und Rückspiel ausgetragen wird. Eine durchaus kompakte Sache somit. In ihrer ersten Variante. Der Sieger streicht übrigens vier Millionen US-Dollar Preisgeld ein.

Strahlkraft, Erfolg, Gehaltssprünge

Anfang 2020 hatte die FIFA um Präsident Gianni Infantino erklärt, dass Afrika einen neuen Kontinentalwettbewerb benötige; mit mehr Strahlkraft und Erfolg, als das die African Champions League bisher liefert. So die Meinung des Weltverbandes. Ein erster Name - Africa Super League - wurde verworfen. Es sollte keine Ähnlichkeit vermutet werden zur vieldiskutierten und vorerst nicht zu Stande gekommenen Champions-League-Konkurrenzveranstaltung in Europa.

Die FIFA erwartet, dass die AFL die sportlich erfolgreichen afrikanischen Klubs wie Al-Ahly weltweit bekannter macht. Und sie erhofft sich natürlich kräftige Einnahmen durch den Wettbewerb. Tritt beides ein, so die Rechnung der Organisatoren auf dem Kontinent, könnten die Klubs die Gehälter erhöhen und die Top-Akteure zwischen Ägypten und Südafrika müssten nicht zwingend nach Europa oder Asien weiterziehen.

Wer ist dabei?

Viertelfinal-Hinspiele

Die acht teilnehmenden Klubs indes kommen aus drei Regionen: Nordafrika, Zentral- und West-Afrika, Süd- und Ost-Afrika. Afrikas Kontinentalverband CAF (Confederation of African Football) hat aus jedem dieser Blöcke die besten Klubs ausgewählt. Der Norden um Ausnahmeklub Al-Ahly - die Pharaonensöhne gewannen elf der vergangenen 13 Champions-League-Ausgaben in Afrika und siegten mit Trainer Marcel Koller auch im Juni - bekommt aufgrund seiner Stärke mit Wydad AC aus Casablanca, Marokko, und ES Tunis, Tunesien, namhafte Verstärkung. Beide Klubs setzten sich in der Vergangenheit ebenfalls schon mehrfach die Kontinentalkrone auf.

Neben Simba wird der Südosten durch die Mamelodi Sundowns aus Südafrika - einer von nur zwei Subsahara-Klubs mit CL-Titel auf dem Briefkopf - und Petro Atletico de Luanda aus Angola vertreten. Ein Klub, der aktuell mit Spielabsprachen in Verbindung gebracht wird.

Aus dem zentral-westlichen Block werden Enyimba International FC aus Nigeria und TP Mazembe aus dem Kongo entsandt.

Al-Ahly SC

Oft Champions-League-Sieger Afrikas, zuletzt im Juni in Casablanca: Al-Ahly um Trainer Marcel Koller. IMAGO/Sebastian Frej

Wer profitiert neben der FIFA? Woher kommt das Geld?

Wie die AFL in einer Mitteilung wissen ließ, werde das durch die Spiele generierte Geld allen 54 CAF-Mitgliedsverbänden zu Gute kommen. Somit sollen keineswegs nur die acht Teilnehmer, sondern alle nationalen Ligen Afrikas profitieren. Doch anfänglich kursierende Summen sind in den vergangenen Monaten stetig geschrumpft, grob gesagt halbiert von zunächst von Infantino ins Visier genommenen 200 Millionen auf 100 Millionen Dollar.

Auch war anfangs von 24 Mannschaften und somit 197 Spielen über einen Zeitraum von zehn Monaten die Rede.

Hauptsponsor des Ganzen ist übrigens die staatliche Tourismusbehörde Saudi-Arabiens, "Visit Saudi", ein weiteres Mittel des Landes also, seine Chancen für die Ausrichtung der WM 2034 zu erhöhen. Mit "Visit Rwanda" schloss sich in den vergangenen Tagen ein weiterer, nicht unbekannter und ebenfalls kritisierter Geldgeber unter anderem des FC Bayern der Sache an.

Mit der medialen Präsenz sieht es indes noch nicht so gut aus. Die erste Turnierausgabe in diesem Herbst wird neben einem Stream auf fifa.com lediglich auf der AFL-Website und deren Youtube-Kanal zu sehen sein. Letzterer hatte zwei Tage vor Turnierbeginn noch keine vierstellige Abo-Zahl aufzuweisen. Daneben hat auch DAZN den Wettbewerb in seinem Programm. Ein dicker Broadcasting-Deal fehlt der neuen Liga aber noch. Es wird wohl zunächst vor allem ein Stadion-Event.

Sehnsucht nach einer Rolle bei der Klub-WM

Kritiker befürchten unterdessen, dass die Kluft zwischen Afrikas Top 8 und dem Rest noch deutlich weiter aufgehen wird. Skeptiker bezweifeln, dass das Format dem Sieger endlich einmal eine von Afrikas Fußballfans erhoffte Chance bei der Klub-WM geben könnte. "Die Super League wird den afrikanischen Klubfußball töten", sagte mit John Comitis, Besitzer des südafrikanischen Klubs Cape Town FC, einer der Kritiker der BBC. Verheerende Folge seiner Meinung nach: "In den heimischen Ligen kann man das Licht ausschalten."

FIFA und CAF indes hoffen, dass die erste Ausgabe der AFL so gut laufen wird, dass für das kommende Jahr mehr Sponsoren und vielleicht auch ein übertragender Sender angezogen werden. So rechnet die AFL im Jahr 2024 bereits mit 22 Klubs und einem aufgeblasenen Format, das dem ursprünglich geplanten schon näher kommt.

Andreas Holzmann

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