Jugend gegen Erfahrung: Lars Bender von 1860 München und Lucio streiten sich um das Leder. dpa
Bei den Bayern kehrte im Vergleich zum 1:1 gegen den HSV Sagnol in die Startelf zurück, Lell musste die rechte Abwehrseite räumen. Im linken Mittelfeld kam Kroos für Schweinsteiger (Wadenprobleme) zum Einsatz. Auch Klose reihte sich in die Bayern-Bank ein. Podolski bekam eine Bewährungschance. "Löwen"-Trainer Marco Kurz griff auf die beim 0:0 in Köln gesperrten Innenverteidiger Berhalter und Thorandt zurück. Baumgartlinger und Holebas waren die Leidtragenden.
Das 204. Lokalderby zwischen den ewigen Kontrahenten aus München nahm sehr langsam an Fahrt auf. Die Löwen, angetrieben vom fleißigen Bierofka, wirkten einen Tick einsatzfreudiger, der deutsche Rekordmeister kam hingegen überhaupt nicht zur Entfaltung. Folgerichtig hatten die 60er die ersten Offensivaktionen. Doch mehr als ein 30-Meter-Hammer von Danny Schwarz, den Oliver Kahn unter sich begrub, sprang auch für den Zweitligisten nicht heraus (14.).
Sechs Minuten später gaben auch die Bayern ihre Zurückhaltung zum ersten Mal auf. Van Bommel grätschte im Mittelfeld Benjamin Schwarz ab und bediente Podolski. Sein Schuss vom linken Strafraumeck aus verfehlte sein Ziel um gut eineinhalb Meter.
DFB-Pokal, Viertelfinale
Aufregung in der 30. Minute: Kroos steckte am Strafraum durch zu Toni, der mit Hofmann zusammenrasselte. Der Löwen-Keeper spielte mit einer Bandage am Oberschenkel zunächst weiter, musste aber wenige Minuten später für Ersatzmann Philipp Tschauner ausgetauscht werden (35.). Und der "Neue" stand sofort im Mittelpunkt. Thorandt verlor als letzter Mann das Leder an Kroos, der alle Zeit der Welt hatte, Tschauner zu verladen. Tat er aber nicht. Der 18-Jährige wählte zwar die richtige Ecke, schoss aber knapp über das Tor. Auch Luca Toni tobte - schließlich hätte er das Leder bei einem Querpass nur noch einzuschieben brauchen.
Der deutsche Rekordmeister erhöhte bis zur Pause die Schlagzahl. Tonis Kopfballtor nach Kroos-Flanke sorgte aber nicht für Versöhnung zwischen den beiden. Der Italiener hatte 60-Abwehrspieler Hoffmann zuvor umgerissen. Auch die letzte Chance im ersten Abschnitt gehörte dem aus Florenz an die Isar gewechselten Angreifer. Nach Podolskis gefühlvoller Flanke scheiterte Toni in der 42. Minute an Tschauner.
Trotz der Schlussoffensive entschied sich FCB-Trainer Ottmar Hitzfeld bereits zur Pause für die Einwechslung von Franck Ribéry, Hamit Altintop musste dafür weichen. Und die Bayern blieben am Drücker. In der 48. Minute freute sich Toni erneut zu früh, auch dieser Treffer war wegen einer klaren Abseitsposition irregulär. Die nächste Bayern-Chance in der 58. Minute: Thorandt köpfte van Bommel den Ball vor die Füße, dessen Dropkick war aber viel zu unplatziert. Das Leder sprang von Tschauner zurück zum Niederländer, der das Tor im Nachschuss knapp verfehlte.
Erst in der 63. Minute ließen sich die unter Druck geratenen Löwen wieder in der Offensive sehen. Kahn parierte jedoch den guten Schuss von Sven Bender aus 14 Metern halbrechter Position (62.), beim Distanzversuch von Danny Schwarz eine Zeigerumdrehung später brauchte er nicht einzugreifen.
Obwohl das Salz in der Suppe in Form von Toren fehlte, hatte die Partie genügend Torszenen und Aufreger zu bieten. In der Schlussphase standen wieder die Bayern im Mittelpunkt. Nacheinander vergaben Zé Roberto und Ribery aus guten Schusspositionen (80.) - und ab der 84. Minute war der Bundesligist nur noch zu zehnt. Toni schubste Thorandt bei einem Zweikampf nach hinten weg. Gagelmann zeigte dem bereits verwarnten Italiener die Ampelkarte. Eine sehr harte Entscheidung des Unparteiischen. Als der Schiedsrichter in der 90. Minute ein Foul von Benjamin Schwarz an Lucio zu Unrecht nicht ahndete - der Löwe hatte dem Brasilianer ins Gesicht gegriffen -, mussten die Bayern mit gehörig Wut im Bauch in die Verlängerung.
Die "Roten" machten trotz der Dezimierung gehörig Druck und hatten einige gute Gelegenheiten. Als Bennjamin Schwarz sich mit Ribery in die Haare bekam und der Franzose sich nach einem harmlosen Schubser theatralisch am Boden wälzte, sah der Löwe ebenfalls Gelb-Rot (111.). Erst in der Nachspielzeit der Verlängerung wurde dieses hoch emotionale Derby entschieden. Pagenburg senste Klose um, allerdings kurz vor dem 16-Meter-Raum. Doch Gagelmann entschied auf Elfmeter. Zwar traf Ribery, doch gleich mehrere Bayern-Spieler waren zu früh in den Strafraum gelaufen. Kaltschnäuzig lupfte Ribery das Leder beim zweiten Anlauf in die Tormitte. Thorandt "bestrafte" ihn dafür kurz danach mit einer harten Grätsche in die Beine - seine Gelb-Rote Karte war der letzte packende Höhepunkt in einem stimmungsvollen Derby.
Bayern muss am Samstag zum Spitzenspiel auf Schalke antreten. Die Löwen empfangen sonntags Alemannia Aachen. Die Auslosung der Halbfinals im DFB-Pokal findet am selben Tag statt.