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Berater Brillmann über Aiwu-Zukunft: "Es gibt sowohl Interessenten aus den Top-fünf-Ligen, wie auch aus kleineren Ligen"

ÖFB-Legionär nach Abstieg vor Abgang

Berater Brillmann über Aiwu-Zukunft: "Es gibt sowohl Interessenten aus den Top-fünf-Ligen, wie auch aus kleineren Ligen"

Marcello Brillmann und Emanuel Aiwu tüfteln an der Zukunft des ÖFB-Legionärs.

Marcello Brillmann und Emanuel Aiwu tüfteln an der Zukunft des ÖFB-Legionärs. Marcello Brillmann

Im vergangenen Jahr wagte Emanuel Aiwu den Absprung aus seiner österreichischen Heimat und wechselte vom SK Rapid in die Serie A zu Aufsteiger US Cremonese. Dort zählte der 22-jährige Abwehrspieler schnell zum Stammpersonal, musste sich gegen Saisonende aber oftmals mit einem Platz auf der Bank zufriedengeben. Nach dem Abstieg seines Klubs aus der ersten Liga wird die Zukunft des ehemaligen U-21-Nationalspielers Österreichs aber eher nicht in der lombardischen Kleinstadt liegen, wie sein Berater Marcello Brillmann gegenüber dem kicker erklärt.

Wie sich zudem der Defensivprofi in Italien geschlagen hat, wie sein nächster Karriereschritt aussehen könnte und wie die Situation im Nationalteam um einen möglichen Verbandswechel zu Nigeria aussieht, bespricht Brillmann im Interview.

Herr Brillmann, einer Ihrer Klienten ist Emanuel Aiwu, der im vergangenen Sommer vom SK Rapid nach Italien zu Cremonese gewechselt ist. Welche Bilanz ziehen Sie nach einem Jahr in der Serie A?

Es war für Emanuel das erste Jahr außerhalb Österreichs und das in einer Top-fünf-Liga Europas. Nicht umsonst spielten drei Vereine der Serie A in den Finalspielen der internationalen Bewerbe. Emanuel hat in seinem ersten Jahr in der Serie A sehr viel dazugelernt und konnte zeigen, dass er auch gegen die Größten der Welt - wie Inter Mailand oder die AS Roma - Top-Leistungen bringen kann.

Nachdem er in der ersten Saisonhälfte zum Stammpersonal zählte, fand er sich im neuen Jahr öfters auf der Bank wieder. Wie gehen Sie mit einem Profi in so einer Situation um, damit er die Ruhe bewahrt und geduldig bleibt?

Das ist von Spieler zu Spieler verschieden. Fakt ist: Jeder will spielen. Wenn man nicht spielt, sollte man einen Grund dafür kennen bzw. haben, leider war dies bei Emanuel nicht der Fall. Nach dem Trainerwechsel hat sich einiges geändert. Es wurde ihm zwar immer gesagt, wie gut er nicht trainiere und dass er der beste Innenverteidiger mit dem größten Pdotential im Team sei, dennoch setzte der neue Coach hauptsächlich lieber auf "ältere" Spieler. Da ist man leider machtlos. Man muss hinzufügen, dass die Serie A eine der schwierigsten Ligen im Defensivbereich weltweit ist. Da kam es schon vor, dass Spieler aus dem Ausland ein Jahr auf ihren Einsatz haben warten müssen.

Emanuel hat in seinem ersten Jahr in der Serie A sehr viel dazu gelernt. Er ist eben ein echter Profi, der nur für den Fußball lebt und auch alles dafür tut, um sich ständig weiterzuentwickeln.

Marcello Brillmann

Wie bewerten Sie seine sportliche Entwicklung?

Mit seiner sportlichen Entwicklung bin ich sehr zufrieden. Jetzt hat er auch zeigen können, dass er sich in einer Topliga genauso gut präsentieren kann wie damals in Österreich. Das war das Ziel und von dem her, ziehen wir eine positive Bilanz. Emanuel hat in seinem ersten Jahr in der Serie A sehr viel dazu gelernt. Er ist eben ein echter Profi, der nur für den Fußball lebt und auch alles dafür tut, um sich ständig weiterzuentwickeln. Das hilft natürlich sehr für seinen weiteren Karriereweg.

Sie haben ihn bei den Spielen vor Ort oftmals beobachtet. Wie hat Emanuel Ihrer Meinung nach den Sprung aus der österreichischen Bundesliga in die Serie A gemeistert?

Natürlich waren die ersten Wochen eine gewaltige Umstellung, sei es die Trainingsintensität oder Taktikvorgaben. Allerdings ist Emanuel generell ein Spielertyp, der sich sehr schnell anpassen kann und versteht, wie der Hase läuft. Er kam im ersten Meisterschaftsspiel gegen Fiorentina gleich zu seinem ersten Einsatz und spielte von da an so gut wie alles durch. Das passiert vor allem in diesem Alter und auf der Position des Innenverteidigers in Italien nicht oft, wenn man aus dem Ausland kommt.

Im Nachhinein war der Wechsel trotz der etwas geringeren Spielzeiten am Saisonende die richtige Entscheidung?

Ich bin kein Fan davon, nachträglich eine getroffene Entscheidung anzuzweifeln oder sonstiges. Es kann jedem Spieler passieren, dass sich Positionen im Verein verändern und so etwas muss man immer einkalkulieren. Uns war wichtig, dass Emanuel sich in einer der besten Ligen der Welt zeigen konnte und das tat er.

Emanuel konnte mit seinen Leistungen viele Interessenten auf sich aufmerksam machen. Wir arbeiten mit Hochdruck für den nächsten bestmöglichen Schritt und die Gespräche dazu laufen bereits.

Marcello Brillmann

Insgesamt 27 Pflichtspiele absolvierte Emanuel Aiwu für Cremonese in dieser Saison. 23 davon in der Serie A. Am Ende erfolgte aber doch der Abstieg mit seinem Klub. Sein Vertrag läuft noch bis Sommer 2026, beinhaltet wie Sie bestätigt haben, aber eine Ausstiegsklausel. Wie sieht nun seine weitere Zukunft aus?

Das ist korrekt. Emanuel konnte mit seinen Leistungen viele Interessenten auf sich aufmerksam machen. Wir arbeiten mit Hochdruck für den nächsten bestmöglichen Schritt und die Gespräche dazu laufen bereits.

Ein Verbleib bei Cremonese in der Serie B ist somit ausgeschlossen?

Die Serie B ist eine sehr starke Liga mit Vereinen wie Parma, Palermo und den aktuellen Absteigern wie Sampdoria oder Spezia Calcio. Dennoch ist es nicht das Ziel, in dieser Liga zu spielen.

Ein Abstieg steht natürlich nun in der Vita des Spielers. Macht das die Suche nach einem neuen Klub schwieriger?

Es wäre gelogen zu sagen, dass ein Abstieg etwas Positives ist. Trotz allem konnte Emanuel in vielen Spielen überragende Leistungen auf den Platz bringen und somit als junger Innenverteidiger viel Aufmerksamkeit auf sich lenken. Für Emanuel war es auch gut, so viel Druck zu bekommen. Er war bei Cremonese in den Spielen permanent gefordert und hat durch diese Lebenserfahrung viel dazu gelernt. Da hat ihn der Abstiegskampf schon stärker gemacht.

Die kicker-Elf der Saison 2022/23

Gibt es schon eine Tendenz, wohin die weitere Reise geht? Ist ein Klub in einer europäischen Top-fünf-Liga das klare Ziel oder könnte es auch ein Topklub aus einer kleineren Liga werden?

Es gibt sowohl Interessenten aus den Top-fünf-Ligen, wie auch aus kleineren Ligen. Wir werden den nächsten Schritt gründlich durcharbeiten und dann eine Entscheidung treffen, welche die beste für Emanuel ist.

Hat er eine persönliche Präferenz, wo es für ihn hingehen soll? Früher als später Klarheit zu haben, liegt bestimmt auch in seinem Interesse.

Natürlich arbeiten wir mit Hochdruck daran, dennoch gehen wie ohne Druck an die Sache ran. Es bringt nichts, sich selbst eine Deadline zu setzen und sich somit nur mehr unter Druck zu setzen. Im Fußball kann es sehr schnell gehen.

Ist eine Österreich-Rückkehr ein Thema? Ihrem Profil zufolge, würde da ja nur Red Bull Salzburg in Frage kommen.

Ich hatte erst neulich ein Gespräch mit der zuständigen Person von Red Bull Salzburg bezüglich Emanuel. Das heißt aber natürlich nicht, dass sich da etwas anbahnen muss. Für andere Klubs wäre eine Österreich-Rückkehr zum jetzigen Zeitpunkt aber ausgeschlossen. 

Es besteht Kontakt zu Burnley und es gab auch schon ein Meeting.

Marcello Brillmann

Ein Verbleib in Italien wäre sehr naheliegend. Sind Vereine aus der Serie A interessiert?

Emanuel gefällt es sehr gut in Italien. Er lernte in der vergangenen Saison den speziellen italienischen Fußball gut zu verstehen, was natürlich ein Vorteil für einen Verbleib in Italien ist. Es gibt den ein oder anderen Verein in der Serie A mit dem ich bereits Gespräche führe.

Die Premier League ist für Emanuel ein großes Ziel, wie er bereits mehrfach klargestellt hat. Im April kursierten Gerüchte um ein mögliches Interesse von Burnley. Ist daran etwas dran?

Das ist richtig. Es besteht Kontakt zu Burnley und es gab auch schon ein Meeting. Mehr kann und möchte ich diesbezüglich aber nicht sagen.

Wie schwierig wird sich ein Abgang von Cremonese gestalten? Oder hoffen Sie nur darauf, dass ein Verein die Ausstiegsklausel ziehen wird?

Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zum Sportdirektor von Cremonese. Wir sind ständig im Austausch und man wird sehen, was die Zeit bringt.

Spielpraxis bedeutet natürlich auch eine höhere Chance, um für das Nationalteam einberufen zu werden. Zuletzt wurde auch ein Verbandswechsel zu Nigeria ins Spiel gebracht. Für die aktuellen Länderspiele stand er zumindest auf Abruf. Wie sehen Sie seine Situation beim ÖFB?

Der Kontakt zum ÖFB ist aktiv und ich weiß, dass sie dort sehr viel von Emanuel halten. Genauso gibt es aber wiederum von meiner Seite einen guten Kontakt zu Nigeria, die sehr interessiert sind. Emanuel spielte bis dato für alle Nachwuchsnationalmannschaften Österreichs und ist hier geboren und aufgewachsen. Man wird sehen, was die Zukunft bringt. Für uns hat das kommende Transferfenster jetzt oberste Priorität.

Wir respektieren Nigeria genauso wie wir Österreich respektieren. Am Ende wird man eine Entscheidung treffen müssen. Wenn es nach Nigeria ginge, hätten sie Emanuel am liebsten schon im aktuellen Lehrgang eingeladen.

Marcello Brillmann

Ist der ÖFB nach dem Bekanntwerden des Interesses von Nigeria proaktiv auf Sie zugegangen, um Aiwu als Option für die Zukunft weiter in der Hinterhand zu haben?

Der ÖFB wurde nach der ersten Kontaktaufnahme Seitens Nigerias von mir darüber informiert. Es gab ein sehr gutes Meeting mit Sportdirektor Peter Schöttel, welcher mir dabei nochmals bestätigte, wie viel der ÖFB von Emanuel hält und dass sie sehr wohl mit Emanuel planen.

Nigeria wird man in dieser Hinsicht wohl auch nicht ewig hinhalten können?

Hier geht es nicht um hinhalten. Wir respektieren Nigeria genauso wie wir Österreich respektieren. Am Ende wird man eine Entscheidung treffen müssen. Wenn es nach Nigeria ginge, hätten sie Emanuel am liebsten schon im aktuellen Lehrgang eingeladen.

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