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Brutale Zuschauerattacke bringt FC Bad Oeynhausen um den ersten Saisonsieg

Schlag gegen Kehlkopf - VfL Holsen "extrem geschockt"

Brutale Zuschauerattacke bringt FC Bad Oeynhausen um den ersten Saisonsieg

Unschönes Ende: Ein Spieler des VfL Holsen wurde nach einem Foul von einem Zuschauer angegriffen. (Symbolfoto)

Unschönes Ende: Ein Spieler des VfL Holsen wurde nach einem Foul von einem Zuschauer angegriffen. (Symbolfoto) imago/Claus Bergmann

Landesliga Staffel 1

Stell dir vor, deine Mannschaft hat in neun Spielen erst zwei Punkte gesammelt, trifft dann auf den Tabellensiebten, der mit zwei Siegen im Rücken anreist, führt in der 70. Minute hochverdient mit 3:1 - und dann zerplatzt die Hoffnung auf den großen Befreiungsschlag von der einen auf die andere Sekunde.

Genau so ist es am vergangenen Sonntag dem FC Bad Oeynhausen in der Landesliga Staffel 1 (Westfalen) ergangen. Gegen den VfL Holsen machte die noch sieglose Mannschaft von Trainer Holm Windmann ein tolles Spiel, Angreifer Hashem Celik erwischte mit drei erzielten Toren einen Sahnetag. Selbst der Gegner räumte im Nachhinein ein, dass er an diesem Tag klar unterlegen gewesen sei.

Doch dann kam die 70. Minute, in der alles in sich zusammenfiel: Nach einem von allen Beteiligten als gelbwürdig beschriebenen Foul an einem Bad Oeynhausener Spieler nahe der Seitenlinie habe unvermittelt ein Zuschauer den Platz betreten und den foulenden Holsen-Spieler mit der Faust gegen den Kopf geschlagen. Das Gesicht habe er zwar nicht getroffen, aber den Kehlkopf. Der Spieler fiel zu Boden und konnte nicht mehr weiterspielen. Wie Holsens 1. Vorsitzender Thilo Schwarz erzählt, habe der geschlagene Spieler geschildert, dass es eine sehr beklemmende Situation gewesen sei, weil er nicht mehr richtig atmen und schlucken habe könne.

Nach kurzer Rücksprache mit VfL-Trainer Maximilian Grove brach der Schiedsrichter die Partie ab. Holsen hatte schließlich auch sein Auswechselkontingent erschöpft. "Unsere Spieler waren extrem schockiert. Und dann in Unterzahl noch weiter zu spielen, das wäre zu viel verlangt gewesen", so Schwarz.

Bei solchen Angriffen, bei Schlägen gegen den Kopf, kann es nur eine Null-Toleranz-Linie geben.

Thilo Schwarz, 1. Vorsitzender des VfL Holsen

Von Seiten Bad Oeynhausens soll am Sonntag in einer aufgeheizten Stimmungslage zunächst die Forderung aufgekommen sein, Holsen solle sich die letzten 20 Minuten doch bitte weiterhin dem sportlichen Wettkampf stellen. Auf kicker-Nachfrage zwei Tage später kommen vom Sportlichen Leiter des FCO, Daniel Wehmeyer, versöhnliche Töne: "Wenn der Spieler wirklich Luftnot hatte, dann habe ich Verständnis für die Entscheidung des Schiedsrichters, auch wenn ich nicht beurteilen kann, wie schlimm es den Spieler erwischt hat." Für den heftigen Ausraster des Zuschauers, der nach Aussage beider Vereine tatsächlich dem Lager des FCO zuzuordnen ist, gibt es dagegen keinerlei Verständnis: "Über manche Leute kann man sich nur wundern", so Wehmeyer. Holsens Vorstand Schwarz wird deutlicher: "Selbst wenn unser Spieler weitermachen hätte können, bei solchen Angriffen, bei Schlägen gegen den Kopf, kann es nur eine Null-Toleranz-Linie geben. Und nur so lernen es die Zuschauer, wenn sie mit so einem Verhalten ihrem eigenen Verein schaden."

Der Schiedsrichter hat einen Sonderbericht angefertigt, der zunächst an den Staffelleiter geht. Im Anschluss wird das Sportgericht über den Vorfall entscheiden müssen. Die wahrscheinlichsten Szenarien sind ein Wiederholungsspiel oder dass Holsen die Punkte am grünen Tisch bekommt. "Ein Wiederholungsspiel ist das Mindeste", sagt Schwarz in deutlichem Ton, der genauso wie Wehmeyer darauf verweist, dass es einen solchen Fall in ihrer Laufbahn noch nicht gegeben habe. "Ich muss erstmal googeln, was Sportgerichte bei solchen Vorfällen überhaupt entscheiden", so Wehmeyer, der jetzt hofft, dass seine Mannschaft nach den Vorkommnissen, die nach sportlichen Gesichtspunkten kaum unglücklicher hätten laufen können, noch näher zusammenrückt: "Die Jungs waren Sonntagabend (Halloween, An. d. Red.) alle noch ein bisschen feiern, der Zusammenhalt stimmt bei uns." Mit fünf statt acht Punkten Rückstand auf das rettende Ufer hätte man allerdings mit etwas mehr Optimismus in die nächsten Spiele gehen können.

Eine gute Nachricht gibt es zum Schluss aber doch: Der angegriffene Spieler, der nach der Attacke im Krankenhaus untersucht wurde, befindet sich nach Auskunft seines Vereins auf dem Weg der Besserung und wird keine langfristigen Schäden davontragen.

Stefan Wölfel

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