Diesmal gab es keine Kopfwäsche. Im Gegenteil: Nach dem Aus im Viertelfinale der Copa del Rey in Bilbao (2:4 n. V.) verteilte Xavi sogar Streicheleinheiten. Doch dem Coach ist auch sonnenklar: Geht das so weiter, ist Xavi nicht mehr lange Trainer des FC Barcelona.
Spielbericht
Denn seit Mittwochabend ist wieder ein Titel futsch. Nach der Finalniederlage in der wenig bedeutenden Supercopa gegen den umso prestigeträchtigeren Gegner Real Madrid war Xavi mit seinem Team noch hart ins Gericht gegangen - es habe sich "von seiner schlechtesten Seite gezeigt", sagte der 44-Jährige. Es folgte ein wilder, aber wichtiger 4:2-Erfolg in der Liga bei Real Betis, der aber offenbar nicht beflügelte. Statt einem Befreiungsschlag folgte der Rückschlag in Bilbao.
"Versucht" habe man es ja, sagte Xavi. Auch "sehr gut gekämpft". Der Trainer hatte in der Startelf auf Youngster Lamine Yamal gesetzt und im Verlaufe der Partie noch die beiden unerfahrenen 17-Jährigen Hector Fort und Pau Cubarsi sowie Marc Guiu (18) in den Hexenkessel San Mames geworfen. Sein Team könne "stolz sein, vor allem die jungen Spieler". Barcelona gehe "erhobenen Hauptes" aus dem "Spiel Kopf oder Zahl". Und überhaupt: "So ist der Pokal nun mal."
Kein Vorwurf an Yamal
Allerdings sprach Xavi auch einige Fehler an. Da wäre zum einen die Chancenauswertung: Torschütze Lamine Yamal hätte die Partie zweimal entscheiden müssen, zeigte aber beide Male allein vor dem Tor Nerven. "Ich bin enttäuscht über die Chancen, aber da kann man Lamine keinen Vorwurf machen. Er kreiert sie", sagte Xavi.
Vor allem in der Defensive präsentiert sich der Meister um ter Stegens Ersatzmann Inaki Pena - der Stammkeeper will in zwei Wochen wieder einsteigen - jedoch anfällig wie vielleicht noch nie während Xavis Amtszeit. Vier Gegentore in der Supercopa gegen Real, zwei bei Betis, nun in 120 Minuten wieder vier. Selbst beim drittklassigen Salamanca im Pokal-Achtelfinale (3:1) gerieten die Katalanen in Rückstand. "Es ist ein Mangel an Konzentration, gelegentliche Fehler", suchte Xavi nach Erklärungen. "Fußball ist ein Spiel der Fehler, die wir nicht minimiert haben."
Damit muss Barcelona schleunigst beginnen, sonst droht eine titellose Saison. "Wir werden versuchen, La Liga und die Champions League zu gewinnen. Ich bin ruhig. Es bleiben die wichtigsten Titel", sagte Xavi. Gerade in der Meisterschaft scheint das allerdings Wunschdenken zu sein. Auf Real Madrid beträgt der Abstand schon sieben Punkte, hinter Tabellenführer Girona liegt Barcelona bei einem Spiel weniger acht Zähler zurück. In der Königsklasse geht es gegen Neapel, sicherlich eine machbare Aufgabe. Doch wie ein Champions-League-Sieger präsentiert sich Barça nun mal wirklich nicht.
"... ob ich nun dabei bin oder nicht"
Xavi ist bewusst, dass bei weiteren Misserfolgen für ihn bald Schluss sein könnte, Klub-Ikone hin oder her. "Wenn wir nicht konkurrenzfähig sind, ist es für mich normal zu gehen. Wir sind bei einem großen Verein. Ich bin bei Barça. Wenn man nicht gewinnt, wird der Trainer ausgesondert." Vom katalanischen Weg, auch vermehrt auf junge Spieler zu setzen, ist er immer noch überzeugt. "Es gibt Spieler, die sich durchsetzen. Ich glaube, das ist der Anfang von etwas Wichtigem", sagte Xavi, um dann noch zu ergänzen: "Ob ich nun dabei bin oder nicht."